Lufthansa macht sich krisenfester
lis Frankfurt
Die Lufthansa will sich krisenfester machen und erhöht erneut ihre Mindestliquidität. Künftig sollen 8 bis 10 Mrd. Euro vorgehalten werden, bisher waren 6 bis 8 Mrd. Euro avisiert. Zum 31. Dezember 2022 standen der Airline-Gruppe 10,4 Mrd. Euro zur Verfügung, wie bei der Vorlage der Geschäftszahlen mitgeteilt wurde. CFO Remco Steenbergen verwies bei der Bilanz-Pressekonferenz darauf, dass rund die Hälfte der verfügbaren Summe in der Regel Vorauszahlungen von Passagieren für ihre Flugtickets seien. Um diese war während der Pandemie ein heftiger Streit entbrannt – das Geld sollte zügig zurückgezahlt werden, was aber unter Umständen dazu geführt hätte, dass der Lufthansa die liquidien Mittel ausgegangen wären.
Unter anderem die höheren Kundenanzahlungen sorgten auch für einen deutlich gestiegenen operativen Cashflow von knapp 5,2 Mrd. Euro, nach nur 399 Mill. Euro 2021. Trotz Nettoinvestitionen von rund 2,3 Mrd. Euro kam deshalb ein freier Cashflow auf Rekordniveau zusammen: 2,5 Mrd. Euro nach -1,0 Mrd. Euro im Vorjahr. Die Nettokreditverschuldung konnte im Berichtszeitraum von 9,0 auf 6,9 Mrd. Euro zurückgefahren werden.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr kehrte die Airline-Gruppe nach den Verwerfungen der Pandemie in die Gewinnzone zurück und verbuchte ein bereinigtes Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 1,5 Mrd. Euro, nach einem Verlust von 1,6 Mrd. Euro im Vorjahr. Die Erlöse verdoppelten sich nahezu auf knapp 32,8 Mrd. Euro. Für das laufende Jahr erwartet Konzernchef Carsten Spohr einen Rekordumsatz, der die 2019 erzielte Marke von rund 36 Mrd. Euro übertreffen soll. Dabei soll auch das bereinigte Ebit „deutlich“ höher ausfallen. Den Aktionären wird für 2023 eine Dividende in Aussicht gestellt, nachdem sie jahrelang leer ausgegangen waren.
Ebenfalls in die Höhe schießen werden im laufenden Jahr die Investitionen, CFO Steenbergen sprach von 2,5 bis 3 Mrd. Euro Net Capex. Diese werden vorrangig in neue Flugzeuge fließen. Am Vortag hatte die Lufthansa mitgeteilt, bei den Bestellungen noch einmal aufzustocken – die Rede ist von 22 neuen Langstreckenmaschinen, nach Listenpreis ein Volumen von 7,5 Mrd. Dollar. „Jedes einzelne neue Flugzeug reduziert die CO2-Emissionen um bis zu 30% im Vergleich zum Vorgängermodell“, verdeutlicht Spohr den Umweltaspekt der Investitionen. 2022 habe das Unternehmen die klimaschädlichen Emissionen im Vergleich zu 2021 um 11% reduziert, obwohl der Verkehr deutlich zugenommen habe. Bis 2050 will die Lufthansa klimaneutral unterwegs sein.
Auch im neuen Jahr wird ein „wesentlicher Beitrag zu unserem Ergebnis“ von der Lufthansa Cargo stammen, so Spohr. Die Frachttochter hat 2023 ein bereinigtes Ebit von 1,6 Mrd. Euro erwirtschaftet. Aufgrund der „weiteren Normalisierung des Luftfrachtmarktes“ wird allerdings ein deutlicher Rückgang der Erlöse erwartet und deshalb auch ein Ergebnis unter Vorjahr.
Ebenfalls ein Ergebnisbringer ist die Lufthansa Technik, die 2022 rund 511 Mill. Euro Ebit erzielte. Die Lufthansa will sich von einem Minderheitsanteil an der Techniktochter trennen, Gespräche mit Investoren seien bereits aufgenommen worden. Auch die Idee eines IPO ist noch nicht ganz vom Tisch, dieses würde Steenbergen aber erst im kommenden Jahr sehen.
Die Passagier-Airlines sind demgegenüber noch nicht besonders erfolgreich unterwegs. Lediglich die Töchter Swiss (476 Mill. Euro) und Austrian Airlines (3 Mill. Euro) erzielten positive bereinigte Ebit, die Lufthansa Airlines blieben in der Verlustzone. Insgesamt erzielten die Passagier-Fluglinien deshalb einen Verlust von 300 Mill. Euro – und das trotz erneut gestiegener Ticketpreise. Um rund 16% sind die Durchschnittserlöse (Yields) 2022 gestiegen, 2023 wird sich dieser Trend vermutlich fortsetzen. Zur Erklärung für das schwache Abschneiden vor allem der deutschen Gesellschaften verwies Spohr auf die etwa im Vergleich zur AUA geringe Kostenflexibilität. Auch bei den Planungen für die kommende Sommersaison sieht der CEO die ausländischen Töchter sowie deren Flughafen-Drehkreuze im Vorteil – „da bin ich sehr optimistisch“. Dagegen seien für Frankfurt bereits Flüge aus dem System genommen worden, um eine größtmögliche Stabilität zu erreichen.
Deutsche Lufthansa | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
in Mill. Euro | 2022 | 2021 |
Umsatz | 32770 | 16811 |
Bereinigtes Ebit | 1509 | −1666 |
Konzernergebnis | 791 | −2191 |
Erg. je Aktie (Euro) | 0,66 | −2,99 |
Operativer Cashflow | 5168 | 399 |
Nettoinvestitionen | 2286 | 1119 |
Freier Cashflow | 2526 | −1049 |
Börsen-Zeitung |