LVMH auf Höhenflug
dpa-afx Paris
Von Konsumflaute keine Spur: 2022 war für den Luxusgüterkonzern LVMH ein Rekordjahr. Umsatz und Gewinn legten prozentual zweistellig zu. Vor allem die Nachfrage in Europa, in den USA sowie in Japan habe deutlich zugenommen, teilte das Unternehmen mit. So profitierte LVMH im Duty-Free-Bereich davon, dass sich das Reisegeschäft wieder normalisiert.
Auch wenn Analysten mit dem operativen Gewinn des Konzerns nicht ganz zufrieden waren, erreichte die Aktie nach Bekanntwerden der Zahlen zeitweise ein Rekordhoch von mehr als 808 Euro. Der Schlusskurs in Paris war mit 801 Euro aber nahezu unverändert.
Im vergangenen Jahr steigerte LVMH den Umsatz gemäß den Angaben um fast ein Viertel auf rund 79,2 Mrd. Euro. Analysten hatten in diesem Bereich mit weniger gerechnet. Vor allem das wichtigste Segment rund um Mode- und Lederwaren legte zu. Aus eigener Kraft steigerte LVMH den Erlös in diesem Bereich um ein Fünftel. Auch alle weiteren Unternehmensteile erreichten ein prozentual zweistelliges Umsatzplus.
Die Zahlen zeigen, welche Anziehungskraft insbesondere die Marke Louis Vuitton auf die Kunden ausübt. Mit mehr als 20 Mrd. Euro macht sie ein Viertel des Konzernerlöses aus. Nach Unternehmensangaben ist es das erste Mal, dass diese Marke überschritten wurde. Im Mode- und Lederwarensegment entfällt mehr als die Hälfte des Umsatzes auf Louis Vuitton. Die restlichen rund 18 Mrd. Euro steuerten Marken wie Loewe, Fendi, Christian Dior, Kenzo und Givenchy bei.
Kräftig legte auch das Einzelhandelssegment („Selective Retailing“) zu, in dem LVMH u.a. ihre Parfümeriekette Sephora und die Duty-Free-Shops der DFS-Gruppe zusammenfasst. Letztere konzentriert sich auf den asiatischen und pazifischen Raum. Nachdem sich der internationale Flugverkehr wieder normalisiert hat, reisen wieder mehr Menschen und gehen dabei kurz vor dem Abflug noch auf Einkaufstour. Dadurch entwickelte sich der operative Gewinn der Sparte überraschend stark: Mit 788 Mill. Euro lag das Ergebnis fast anderthalbmal so hoch wie im Vorjahr. Noch besser wäre es nach Überzeugung des Managements ohne die strikten Corona-Maßnahmen in China gelaufen: Vor allem bei den Läden in Hongkong und Macau habe sich der fehlende Tourismus bemerkbar gemacht.
Der operative Gewinn von LVMH kletterte 2022 um knapp ein Viertel auf rund 21 Mrd. Euro. Hier hatten sich Analysten noch mehr ausgerechnet. Allerdings schulterte das Unternehmen höhere Marketing- und Vertriebskosten. Als einziges Segment erlitt das Geschäft mit Parfüm einen Gewinnrückgang. Das lag den Angaben zufolge aber vor allem daran, dass LVMH ihre Duftkreationen künftig nur noch in ausgewählten Shops verkaufen möchte. Diese Strategie hatte das Unternehmen bereits nach der Übernahme des Kölner Reisegepäckherstellers Rimowa genutzt: Waren die markanten Aluminiumkoffer zuvor auch in Einkaufszentren und normalen Reisegepäckshops zu erwerben, können sie mittlerweile nur noch in wenigen Boutiquen oder online beim Hersteller selbst gekauft werden.
Hohe Dividende
Unter dem Strich verdiente LVMH knapp 14,1 Mrd. Euro und damit 17% mehr als 2021. Sowohl beim operativen Gewinn als auch dem Nettoergebnis hatten sich Analysten jedoch etwas mehr erhofft. LVMH schlägt eine Dividende von 12 Euro je Aktie vor. Nach der bereits bezahlten Zwischendividende in Höhe von 5 Euro je Aktie soll der Rest Ende April ausgeschüttet werden.
LVMH bringt es an der Börse derzeit auf eine Marktkapitalisierung von rund 400 Mrd. Euro und ist damit der mit Abstand wertvollste Konzern in der Eurozone. Dahinter folgt der Chipausrüster ASML mit knapp 248 Mrd. Euro. Die Unternehmensentwicklung sorgte dafür, dass LVMH-Mitgründer und Konzernchef Bernard Arnault mittlerweile der reichste Mensch der Welt ist.