Autozulieferer

Mahle fordert Lastenausgleich von Autobauern

Der unter Kostendruck stehende defizitäre Autozulieferer Mahle fordert eine stärkere Beteiligung der Autohersteller an den Zusatzlasten infolge steigender Rohstoffpreise.

Mahle fordert Lastenausgleich von Autobauern

sck Mümchen

Angespannte Lieferketten, die Chipknappheit, der Preisschub bei den Rohstoffen, die bremsenden Wirkungen des Ukraine-Kriegs und der anhaltenden Corona-Pandemie: Nach den Krisenjahren 2020 und 2021 haben die Autozulieferer im laufenden 12-Monats-Berichtsturns mit zusätzlichen Belastungen zu kämpfen. Aufgrund der aktuellen weltweiten Turbulenzen im Markt scheut der Mahle-Konzern eine Prognose. „2022 ist für die gesamte Branche nicht einfach“, sagte Interimschef Michael Frick in einer virtuellen Konferenz mit Medienvertretern zur Bilanzvorlage. Die Geschäftsführung gebe daher keinen Ausblick ab. „Wir fahren auf Sicht“, erläuterte der Finanzchef des nicht börsennotierten, stiftungsgeführten Unternehmens aus Stuttgart.

Frick übernimmt

Frick hat wieder den Chefposten für eine Übergangszeit übernommen, nachdem sich CEO Matthias Arleth mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Heinz Junker nach kurzer Amtsdauer überworfen hatte. Nun soll Frick die Transformation des fünftgrößten Autozulieferers in Deutschland in das Zeitalter der Elektromobilität vorantreiben. Vor allem die sprunghaft gestiegenen Teuerungsraten bei Rohstoffen macht ihm dabei allerdings zu schaffen. „Wir haben mit Kostensteigerungen zu tun, die das bisherige Ausmaß deutlich übersteigen.“ Er bezifferte den Margenschwund aufgrund dieser Mehraufwendungen zwischen 3 und 3,5 Prozentpunkten im Jahr. Das entspreche jährlichen Zusatzkosten für Mahle von rund 300 Mill. Euro. Er plädierte daher für eine „faire Lastenverteilung“ zwischen Zulieferern und Autoherstellern. Denn die Profitabilitätsverteilung in der Autoindustrie sei „asymmetrisch“.

Fehlbetrag verringert

Die Mehrkosten können die Zulieferer nur bedingt an ihre Abnehmer weiterreichen, während die Autobauer trotz rückläufiger Produktions- und Absatzzahlen derzeit mehr verdienen und ihre operativen Renditen steigern. Im Nachfragestau können vor allem die Hersteller von Oberklassefahrzeugen wie BMW, Mercedes-Benz und Audi sowie Edelmarken wie Porsche höher Verkaufspreise durchsetzen. Sie verfügen gegenüber den Lieferanten über mehr Verhandlungsmacht. Aufgrund der wachsenden Kostenbelastungen in der Beschaffung musste zuletzt Continental, die Nummer 2 der Branche in Deutschland, ihre Margenerwartung drosseln (vgl. BZ vom 22. April). Ob Mahle in diesem Jahr die Rückkehr in die Gewinnzone schafft, ließ Frick offen. Das Unternehmen befinde sich bei der Neuausrichtung auf einem „guten Weg“. Ein „Turnaround“ sei zwar 2023 – also im kommenden Jahr – „möglich“, der CEO verwies aber einschränkend auf das schwierige Umfeld. Die in der Geschäftsführung für das Personalwesen zuständige Anke Felder schloss einen weiteren Personalabbau nicht aus. Allein in Deutschland strich die Konzernführung zuletzt rund 2000 Stellen.

Im vorigen Jahr steigerte Mahle-ihren Umsatz zwar um 13% auf 11 Mrd. Euro, schrieb aber erneut tiefrote Zahlen, wenngleich der Nettoverlust von 108 Mill. Euro um drei Viertel geringer ausfiel als 2020. Als Gründe für den abermaligen Fehlbetrag nannte Frick höhere Finanzierungsaufwendungen und Steuerzahlungen, die nicht mit Verlustvorträgen verrechnet werden konnten.

Mahle
Konzernzahlen nach HGB
in Mill. Euro20212020
Umsatz109939774
Ebit169−192
in % vom Umsatz1,5−2,0
Finanzergebnis−148−124
Ergebnis Geschäftstät.58−302
Nettoergebnis−108−434
Investitionen*401433
Cashflow366877
Liquide Mittel1110871
Finanzschulden21661796
Eigenkapital20502089
in % der Bilanzsumme23,925,9
Mitarbeiter (Anzahl)7129872184
*) in SachanlagevermögenBörsen-Zeitung
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