Marktführer bei Wechselrichtern
Von Heidi Rohde, Frankfurt
Not macht erfinderisch. Bei der chinesischen Tech-Ikone Huawei ist die Not gerade in der Sparte groß, deren Erfolg im Kerngeschäft mit dem neuen Mobilfunkstandard 5G der eigentliche Auslöser einer Sicherheitsdebatte in den westlichen Ländern war, die die Chinesen ausgebremst hat. Das Carrier-Geschäft wächst zwar in China und global, aber in Europa und Deutschland, den wichtigsten Regionen außerhalb Chinas, geht nur noch wenig voran. Deshalb stößt der Konzern stärker in andere Bereich vor. In Deutschland hat das Unternehmen die Solartechnik entdeckt und ist nach eigenen Angaben Marktführer bei Wechselrichtern, noch vor der börsennotierten SMA Solar.
Auch den Automotive-Sektor hat Huawei als Wachstumsfeld entdeckt. Denn bei E-Mobilität und Autonomem Fahren besteht ein großes Absatzpotenzial für Halbleiter, in deren die Chinesen ebenfalls stark investiert haben. 2020 flossen im Konzern 16% vom Umsatz in Forschung und Entwicklung (F&E). Mehr als die Hälfte aller Beschäftigten ist in F&E tätig. Auch hier haben die geopolitischen Spannungen heftige Spuren hinterlassen, wie Michael Lemke, Senior Technology Principal von Huawei Deutschland der Börsen-Zeitung sagt. Internationale Kooperation in der Chip-Entwicklung gibt es de facto nicht mehr“. Insbesondere die Weiterentwicklung des Highend-Chipsets für den Einsatz von Anwendungen mit Künstlicher Intelligenz wurde ausgebremst. Komponentenmangel schränkt die Produktionsmöglichkeiten stark ein. Doch der Automobilsektor bietet Chancen. Die Car Business Unit hat im vergangenen Jahr 1 Mrd. Dollar in Technologien für autonomes Fahren und Elektrotechniken investiert. Dabei wurde für E-Autos Reichweiten von mehr als 1000 Kilometern erzählt, eine Marke, die Tesla noch nicht erreicht hat. Partner sind bisher nur chinesische Autofirmen: BAIC Group, Chongqing Changan Automobile und Guangzhou Automobile. Aber in Anbetracht dessen, dass der chinesische Markt jährlich für die Neuzulassung von 30 Millionen Autos steht und Huawei pro Fahrzeug 10000 Yuan (1600 Dollar) kassiert, ist das Umsatzpotenzial groß.
Nun hofft der Konzern, auch außerhalb Chinas ins Geschäft zu kommen; Die Chancen stehen möglicherweise nicht ganz schlecht. Immerhin besteht nicht die Gefahr, dass E-Mobilität und autonomes Fahren zu westlichen Schlüsseltechnologien werden.