Másmóvil und Orange planen Fusion in Spanien
ths Madrid – Mitte Februar erklärte der scheidende CEO von Orange, Stéphane Richard, auf der Bilanzpressekonferenz, dass der französische Telekomkonzern aktiv an einer Konsolidierung der Branche in Spanien arbeite. Auch Konkurrent Vodafone hatte Interesse an einer Fusion seiner spanischen Tochter bekundet. Die Manager der Telekombranche und Experten plädieren seit langem für eine Reduzierung der Zahl der Wettbewerber in Spanien, wie auch in anderen europäischen Märkten, da der Konkurrenzdruck die Margen der Konzerne arg belastet. Dadurch seien Investitionen in neue Netze und Technologien gefährdet, so das Argument.
In Spanien richten sich seit Monaten alle Blicke auf Másmóvil, einen unabhängiger Telefonanbieter, der in wenigen Jahren zur Nummer 4 am Markt aufgestiegen ist. Nun hat Orange das Rennen gegen Vodafone zunächst gewonnen. Die spanische Tochter der Franzosen bestätigte am Dienstag, dass man in „exklusiven Verhandlungen“ mit Másmóvil über einen Zusammenschluss stünde. Am Erfolg dieser Gespräche bestehen in Spanien kaum Zweifel. Beide Firmen bindet seit längerem eine Zusammenarbeit, und die Details der Fusion sind schon sehr weit gereift.
Das geplante Joint Venture kommt auf eine Bewertung von 19,6 Mrd. Euro, wie beide Unternehmen mitteilten. Die Tochter von Orange in Spanien, dem wichtigsten Auslandsmarkt der Franzosen, wird dabei mit 8,1 Mrd. Euro bewertet. Másmóvil hat einen Preis von 11,5 Mrd. Euro, wovon jedoch mehr als die Hälfte auf die Schulden entfällt.
Orange und Másmóvil hätten im neuen Unternehmen die gleichen Stimmrechte. Der CEO von Másmóvil, Meinrad Spenger, soll den Posten behalten, während Orange den Verwaltungsratsvorsitzenden und den Finanzvorstand stellt, wie spanische Medien berichteten. Beide Konzerne sehen die Möglichkeit eines Börsengangs vor, „unter bestimmten, mit beiden Seiten vereinbarten Bedingungen“, heißt es in einer Mitteilung. Dabei könnte Orange die alleinige Kontrolle über den Telekomanbieter übernehmen. Die Finanzinvestoren KKR, Cinven und Providence hatten Másmóvil 2020 von der Börse genommen und besitzen 100 % der Aktien. Bei Orange ist der französische Staat der größte Aktionär.
„Wir brauchen starke Anbieter mit nachhaltigen Geschäftsmodellen, um die Führerschaft bei der Infrastruktur wie Glasfaser und 5G zu sichern und in Spanien ein außergewöhnliches Angebot gewährleisten zu können“, rechtfertigte Spenger die Entscheidung zur Fusion.
Gemeinsam würden Orange und Másmóvil den früheren Staatskonzern Telefónica als Marktführer in Spanien ablösen, allerdings nur was die Zahl der Anschlüsse betrifft. Telefónica macht dank des Fokus auf hochpreisige Angebote mehr Umsatz. Die beiden Fusionspartner unterstreichen, dass ihre „Geschäftsmodelle hochgradig kompatibel sind“. Beide Unternehmen verfügen über Glasfasernetze und Mobilfunkinfrastruktur: Das Joint Venture hätten einen Umsatz von 7,5 Mrd. Euro und ein Betriebsergebnis (Ebitda) von 2,2 Mrd. Euro. Die beiden Firmen gehen von Synergieeffekten von 450 Mill. Euro ab dem dritten Jahr nach der Fusion aus. Die Einigung soll im zweiten Quartal schriftreif sein.
Voraussetzung für den Zusammenschluss ist jedoch die Zustimmung der Regulierer. Dabei kommt es vor allem auf die Europäische Kommission an, da der Deal eine internationale Dimension hat. Bislang war Brüssel eher gegen eine Reduzierung von vier auf drei Netzanbieter in den großen Märkten. Doch die Vorstände der Telekomkonzerne machen seit einiger Zeit Druck auf die Regulierer und verweisen etwa darauf, dass in den USA und in China nur drei Anbieter den Markt beherrschen.
Daher hatte auch der Vorsitzende von Telefónica, José María Álvarez-Pallete, stark für eine Konsolidierung in Spanien plädiert, obwohl sein Unternehmen als Akteur nicht in Frage kam. Durch die Fusion der zwei Mitbewerber dürfte sich der harte Wettbewerbsdruck verringern, wovon auch Telefónica und Vodafone profitieren.