Masterflex verdoppelt Ergebnis
kro Frankfurt
Der Gelsenkirchener Schlauchhersteller Masterflex hat sein mittelfristiges Rentabilitätsziel im vergangenen Jahr trotz Inflation vorerst erreicht. Die Ebit-Marge landete 2022 bei 11,4 %, wie das Unternehmen am Dienstag auf Basis vorläufiger Berechnungen mitteilte. Der Mittelständler, dem in den Jahren vor der Corona-Pandemie die Gewinne unter anderem wegen der kostspieligen Errichtung neuer Auslandsstandorte immer stärker weggebröckelt waren, wollte bei der Finanzkennzahl bis zum Jahr 2022 wieder dauerhaft in den zweistelligen Bereich kommen. 2021 lag der Wert noch bei 7,3 %.
An der Börse erntete das Unternehmen entsprechend Beifall: Die Aktie legte zeitweise um mehr als 6 % zu. Im gesamten vergangenen Jahr war der Kurs bereits um fast 30 % gestiegen. Zum jüngsten Plus dürfte auch die Ankündigung einer Anhebung der Dividende von 12 Cent je Aktie im Vorjahr auf nun 20 Cent beigetragen haben.
Um ergebnisseitig wieder in die Spur zu kommen, hatte Masterflex in den vergangenen Jahren unter anderem beim Personal den Rotstift angesetzt. Hatte das Unternehmen 2019 noch fast 680 Mitarbeitende, waren es zum Ende des dritten Quartals 2022 noch etwa 590. Zudem trieb das Management um Konzernchef Andreas Bastin die Digitalisierung in der Fertigung sowie im Einkaufsmanagement voran. Die Maßnahmen haben sich 2022 sichtbar ausgezahlt: Das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) verdoppelte sich nahezu auf gut 11 Mill. Euro.
Breite Aufstellung hilft
Beim Umsatz kam dem Unternehmen zudem seine breite Ausrichtung auf die unterschiedlichsten Kundengruppen zugute. Die meist spezialangefertigten Hightech-Schläuche von Masterflex zum Transport von festen, flüssigen oder gasförmigen Stoffen werden unter anderem in der Lebensmittelindustrie, im Maschinenbau, in der Automobilindustrie, in der Luftfahrt und in der Medizintechnik benötigt. Für die konjunkturellen Schwierigkeiten einzelner Sektoren ist Masterflex dadurch meist weniger anfällig. Die Nachfrage blieb somit nach Angaben des Unternehmens auch 2022 stabil und führte zu höheren Verkaufsvolumina. Zusammen mit der Weitergabe höherer Energie- und Materialpreise steigerte Masterflex die Erlöse insgesamt um fast 27 % auf gut 100 Mill. Euro und erreichte das eigentlich erst für 2024 geplante Umsatzziel nun zwei Jahre früher.
Eine Prognose für 2023 gab das Management noch nicht ab. Dies erfolgt erst mit der Vorlage des Konzernabschlusses am 31. März. Da der Auftragseingang weiter solide sei, gehe man aber auch im laufenden Jahr von einer Fortsetzung des Wachstums aus, ließ Masterflex durchblicken. Bis zum Jahr 2030 hat sich das Unternehmen einen Umsatz von 200 Mill. Euro auf den Zettel geschrieben, der sowohl aus eigener Kraft als auch mithilfe von Zukäufen erreicht werden soll.
Metzler-Analyst Alexander Neuberger geht davon aus, dass sich das Unternehmen nun ein Margenziel von 12 % setzen könnte. Gleichzeitig sieht er vor dem Hintergrund der bisherigen Zielerreichungen die Möglichkeit für eine aktualisierte Mittelfristprognose. Angesichts der aus seiner Sicht niedrigen Bewertung hält er Masterflex zudem weiter für einen Übernahmekandidaten − abgesehen vom Preis gebe es ansonsten auch keinen weiteren gelisteten Schlauchspezialisten. Das durchschnittliche Kursziel der drei von Bloomberg erfassten Analysten, die Anlageurteile zu Masterflex abgeben, liegt derzeit bei 13,75 Euro − ein Plus von fast 46 % im Vergleich zum aktuellen Kurs.