Gebühren

Mehr als 100 Mrd. Dollar für Investment­banker

Unternehmen und Investoren haben dieses Jahr so viel Geld wie nie zuvor für Dienstleistungen von Investmentbanken ausgegeben. 2022 könnte es einen leichten Rückgang geben.

Mehr als 100 Mrd. Dollar für Investment­banker

cru Frankfurt

Die Summe der Gebühren, die Unternehmen und Investoren für Dienstleistungen der Investmentbanken gezahlt haben, wächst 2021 voraussichtlich erneut auf einen Rekordwert – und übersteigt dabei erstmals die Marke von 100 Mrd. Dollar. „Es war ein in jeder Hinsicht sehr außergewöhnliches Rekordjahr im Investment Banking“, sagt Berthold Fürst, der globale Co-Chef­ des M&A-Geschäfts der Deutschen Bank. Im Vergleich zu 2020 habe sich der Gebührentopf um 31% auf 104 Mrd. Dollar vergrößert – so stark wie nie zuvor.

In Europa stieg das Gebührenvolumen sogar noch stärker um 39% auf 24 Mrd. Euro – mit einem besonders hohen Zuwachs bei Aktienemissionen (+76%) sowie regional in Skandinavien (+79%). Im Geschäft mit Fusionen und Übernahmen ist sowohl das angekündigte M&A-Volumen als auch das Gebührenvolumen auf ein Re­kord­niveau angestiegen. Das Gebührenvolumen wird laut Deutsche Bank im Zuge der Abschlüsse angekündigter Transaktionen weiter zulegen.

Für 2022 erwarten die Investmentbanker eine leichte Verlangsamung der M&A-Transaktionen. Aber das Bestreben großer Konzerne, Randbereiche abzuspalten und sich klarer aufzustellen, werde anhalten. Es werde weniger Übernahmen als bisher durch Spacs (Special Purpose Acquisition Companys) geben. Aber das werde durch zunehmende transatlantische Deals sowie ESG-getriebene Zukäufe und durch vermehrte Software- und Tech-Akquisitionen ausgeglichen.

„In der Vergangenheit war das M&A-Volumen immer eng an die Entwicklung der Aktienkurse ge­knüpft. Kommt es 2022 zu einer Korrektur am Aktienmarkt, wird das auch die Fusionen und Übernahmen beeinflussen“, sagte Fürst. Ultraniedrige Zinsen hatten vor allem den Finanzinvestoren hohe Zuflüsse beschert und das verwaltete Volumen der Buy-out-Fonds ist auf 2,7 Bill. Dollar geklettert – so viel wie nie zuvor. Bei ihren Unternehmenskäufen sind die Bewertungen im Durchschnitt auf das 12,5-Fache des operativen Gewinns (Ebitda) geklettert – auch das ein Rekordwert.

Im Geschäft mit Aktienemissionen hatten im ersten Quartal die Börsengänge von Spacs (Special Purpose Acquisition Companys) dominiert. Als die Spac-IPOs ab April abebbten, sprang das Volumen herkömmlicher Erstnotierungen auf Rekordwerte. Auch die Gebühren aus dem Finanzierungsgeschäft mit Schuldnern geringerer Bonität (Leveraged Debt Capital Markets) sprudelten auf Re­kord­niveau – angetrieben von Akquisitionsfinanzierungen, Kreditaufnahme der Finanzinvestoren, Aktienrückkäufen und Dividendenzahlungen. Einzig das Geschäft mit Anleiheemissionen von Emittenten guter Bonität (Investment Grade) ließ um 7% gegenüber dem Rekordjahr 2020 nach. Die Gebühren auf diesem Feld lagen aber auch so noch oberhalb des Niveaus vor der Pandemie.

Henrik Johnsson, Global Co-Head of Capital Markets der Deutschen Bank, erwartet, dass das globale Emissionsvolumen von grünen An­leihen Ende 2022 erstmals den Wert von 1 Bill. Dollar übersteigen wird. Das sei auch die Einschätzung einer Mehrheit der Investoren. „Der Haupttreiber dafür wird Europa sein“, sagte Johnsson. „Zusätzlichen Schwung dürfte es geben, wenn in den USA ein Klassifizierungssystem zur Standardisierung grüner Bonds eingeführt wird.“ Es werde nicht mehr lange dauern, bis der Markt für grüne Bonds den größeren Teil des Gesamtvolumens auf sich vereine.