Mehrheit der Konzerne kooperiert mit Start-ups
kro Frankfurt
Die Zusammenarbeit zwischen etablierten europäischen Unternehmen und Start-ups hat sich laut einer Studie unter anderem als Folge der Corona-Pandemie in den vergangenen Jahren intensiviert. Von 509 befragten Konzernen aus zehn europäischen Ländern führen 72 % derzeit Projekte mit Start-ups durch, wie es im „Open Innovation Report 2023“ von der französischen Management- und Technologieberatung Sopra Steria sowie von der französischen Wirtschaftshochschule Insead heißt. Neben den Konzernen hatte das Marktforschungsunternehmen Ipsos für die Studie im September vergangenen Jahres auch 1139 Start-ups zu ihren Kooperationen mit der etablierten Wirtschaft befragt. Dabei gaben 50 % aller Managerinnen und Manager der insgesamt 1648 befragten Firmen an, dass ihre jeweils bestehende(n) Kooperation(en) während oder nach der Pandemie gestartet wurde(n).
Neben den neuen Arbeitsgewohnheiten sei es zuletzt auch der weltweite Konjunkturabschwung gewesen, der die Offenheit von etablierten Unternehmen hinsichtlich einer Kooperation mit Jungfirmen bestärkt habe, heißt es in dem Bericht weiter. „Unternehmen spüren angesichts der wirtschaftlichen Eintrübung den wachsenden Innovationsdruck“, erklärt Martin Weisath, Deutschlandchef von Sopra Steria Next. „Es reicht nicht mehr, sich nur über Preis und Effizienz abzuheben. Als Folge verändern sie ihre F&E-Strategien in Richtung mehr Start-up-Kooperationen.“ Die Ziele lauteten demnach Risikominimierung, verkürzte Markteinführung und Optimierung der Geschäftsprozesse.
Allerdings gibt es in der Betrachtung einzelner Länder große Unterschiede, was die Aufgeschlossenheit der Konzerne zu Start-up-Kooperationen angeht. So haben in Deutschland gerade mal 57 % aller befragten Unternehmen schon einmal mit Start-ups zusammengearbeitet. Das ist der niedrigste Wert in allen betrachteten Ländern − und nach Einschätzung der Autoren paradox, „wenn man bedenkt, dass Berlin als europäische Start-up-Hauptstadt gilt“. In Italien und den Benelux-Ländern haben dagegen bereits 80 % der Konzerne mit Start-ups zusammengearbeitet. Hinzu kommt, dass hierzulande fast 14 % der befragten Konzerne eine Zusammenarbeit mit Jungfirmen als unwichtig einstufen. Der Anteil derjenigen Unternehmen, die das genauso sehen, ist lediglich in Frankreich noch etwas höher. In Spanien hält dagegen kein einziges der befragten Unternehmen eine solche Zusammenarbeit für unwichtig. Stattdessen haben die Unternehmen dort vor allem im Bereich Cybersicherheit ein großes Interesse an dem Know-how junger Firmen. Europaweit gehören daneben auch Nachhaltigkeit und künstliche Intelligenz zu den wichtigsten Themen, die Konzerne gemeinschaftlich mit Start-ups angehen wollen.
„In Deutschland herrscht in der Fläche noch eine andere Innovationskultur als in anderen europäischen Ländern“, sagt Weisath. „Unternehmen fällt es schwer, Innovationen nach einem erfolgreichen Pilotprojekt auszurollen und in ihr Kerngeschäft zu integrieren.“ Viele Akteure würden zudem alternative Strategien probieren und statt gemeinsamer Entwicklungsprojekte eher mit Start-ups fusionieren oder eigene Firmen gründen, um ihre Innovationen voranzutreiben. Dennoch sei in der Tendenz auch hierzulande mehr Offenheit zu dem Thema zu beobachten − unter anderem im öffentlichen Sektor.