Weniger Umsatz und Gewinn

Mercedes-Benz fährt im Rückwärtsgang

Das Ergebnis und der Konzerngewinn von Mercedes-Benz sind um fast ein Drittel abgerutscht. Auch für 2025 rechnet der Vorstand mit einem Rückgang. Von 2027 an soll das Geschäft wieder deutlich profitabler sein.

Mercedes-Benz fährt im Rückwärtsgang

Mercedes-Benz fährt im Rückwärtsgang

Auch für dieses Jahr erwartet der Vorstand weniger Umsatz und ein deutlich niedrigeres Ergebnis – Folgen höherer Zölle noch nicht eingerechnet

jh München

Das Ergebnis und der Konzerngewinn des Autoherstellers sind im vergangenen Jahr um fast ein Drittel abgerutscht. Auch für 2025 rechnet der Vorstand mit schwierigen Marktbedingungen, vor allem in China. Von 2027 an soll das Geschäft wieder deutlich profitabler sein. Auch dank einer Vielzahl neuer Automodelle.

Mercedes-Benz stellt die Investoren nach einem Jahr mit deutlich geringerem Gewinn auf einen weiteren Rückgang ein. 2025 und 2026 bezeichnet der Vorstand als Übergangsjahre. Von 2027 an soll die bisher größte Produktoffensive des Unternehmens wieder Wachstum bringen. Der Vorstandsvorsitzende Ola Källenius kündigte für dieses und die nächsten beiden Jahre mehr als 20 neue Modelle an. Elektroautos und Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor hielten sich dabei in etwa die Waage, sagte er in der Jahrespressekonferenz. Die Veranstaltung war verbunden mit einem Kapitalmarkttag, auf dem der Autohersteller über seine überarbeitete Strategie und Ziele informierte.

Im vergangenen Jahr verringerte sich der Absatz von Mercedes-Benz um 4%, der Umsatz um 4,5% auf 145,6 Mrd. Euro. Deutlich stärker sank der Ertrag: das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) um 31% auf 13,6 Mrd. Euro und der Konzerngewinn um 28,4% auf 10,4 Mrd. Euro. Die Aktionäre müssen sich mit einer um 1 Euro auf 4,30 Euro je Aktie gekürzten Dividende zufriedengeben. Der Aktienkurs des Stuttgarter Unternehmens gab am Donnerstag zunächst um 3,6% nach. Am Schluss lag er im Xetra-Handel mit 59,63 Euro 2,5% im Minus.

Niedrigere Preise

Das Ebit des Segment Cars (Pkw und Vans für Privatkunden) rutschte sogar um 40,5% auf 8,46 Mrd. Euro ab. Die um Sondereffekte bereinigte Ebit-Marge fiel auf 8,1 (i.V. 12,6)%, lag aber in der zuletzt angestrebten Spanne von 7,5 bis 8,5%. Finanzvorstand Harald Wilhelm begründete das wesentlich schwächere Ergebnis mit dem geringeren Absatz und einem negativen Net-Pricing. Das heißt, die durchschnittlichen Preise der Autos sanken. Zudem wies Wilhelm auf einen ungünstigen Produktmix hin. Im Top-End-Segment (u.a. S- und G-Klasse) fiel der Absatz um 14%, im Core-Segment (C- und E-Klasse) stieg er dagegen um 6%. Auch der Gebrauchtwagenmarkt sei schwächer gewesen, fügte Wilhelm hinzu.

Vorerst weiter abwärts

Für dieses Jahr rechnet der Vorstand damit, dass es mit wichtigen Kennzahlen weiter abwärts geht. Der Umsatz soll leicht unter Vorjahr liegen, was einen Rückgang um 5 bis 15% bedeutet. Das Konzern-Ebit werde deutlich sinken – also um mehr als 15%. Diese Prognose gilt auch für den freien Cashflow. Für die bereinigte Ebit-Marge stellt Mercedes-Benz eine Spanne von 6 bis 8% in Aussicht. Mit Blick auf die großen Märkte sagte Wilhelm, für China sei er vorsichtig, da der Wettbewerb dort sehr intensiv bleibe. Die Absatzsituation in Europa sei stabil, in den USA solide. Gleichwohl könnte in Nordamerika der Absatz sinken.

Zölle außen vor

Die Effekte möglich höherer Zölle seien in der Ergebnisprognose nicht enthalten, berichtete der Finanzchef. Berücksichtigt sind dagegen die Strafzahlungen an die EU wegen des Überschreitens der vorgeschriebenen Kohlendioxid-Emissionen der Fahrzeugflotte. Wilhelm sprach von einem niedrigen dreistelligen Euro-Millionenbetrag. Aus seinen Worten lässt sich eine Größenordnung von 300 Mill. Euro schließen: Er sprach von einem sehr niedrigen dreistelligen Betrag im Segment Cars und einem etwas weniger als doppelt so hohen Betrag im Segment Vans (Transporter).

Strafzahlungen an die EU

Wilhelm zeigte sich zuversichtlich, dass sich mit den neuen batterieelektrischen Modellen in den nächsten zwei Jahren die Situation bezogen auf die CO2-Vorgaben verbessere: „Das bringt uns der Zielzone der regulatorischen Anforderungen näher.“ In diesem Jahr soll der Anteil der elektrifizieren Fahrzeuge im Segment Cars auf 20 bis 22 (19)% des Absatzes steigen. Für 2027 werden mehr als 30% angepeilt.

Die bereinigte Umsatzrendite von Cars soll in zwei Jahren wieder einen zweistelligen Wert erreichen, sagte Wilhelm. Eine Spanne wie vor knapp drei Jahren nannte der Vorstand nicht mehr. Damals reichte das Ziel von 8% unter schlechten Marktbedingungen bis 14% unter günstigen Bedingungen. Angesichts der volatilen Lage sei eine Prognose für verschiedene Szenarien nicht mehr sinnvoll, begründete Wilhelm die Änderung.

Neues Programm für Aktienrückkauf

Er kündigte am Donnerstag das nächste Aktienrückkaufprogramm von Mercedes-Benz an. Das Volumen seien maximal 5 Mrd. Euro innerhalb von 24 Monaten. Das Programm soll im Mai dieses Jahres starten, wenn die Hauptversammlung zugestimmt hat. Das Unternehmen will die Käufe aus dem Cashflow und mit Anteilen von Daimler Truck finanzieren. Der Finanzvorstand wies darauf hin, dass die Sperrfrist für den Verkauf der Nutzfahrzeug-Aktien Ende 2024 ausgelaufen ist. Auf die Frage nach dem Zeitplan sagte er: „Wir haben keine Eile.“

Die Mercedes-Benz AG besitzt 30% der Aktien des im Dezember 2021 mit dem Börsengang abgespaltenen Herstellers von Lkw und Bussen. 5,2% gehören dem Pensionsfonds von Mercedes-Benz.