Metro-Kleinaktionäre hinterfragen Delisting-Offerte
„Lassen Sie sich nicht einschüchtern!“
Metro-Kleinaktionäre hinterfragen Delisting-Offerte – SdK verweigert Gremien Entlastung – Křetínský-Vertreter wird AR-Chef
ab Köln
Das Delisting-Erwerbsangebot von Daniel Křetínský hat im Zentrum der Metro-Hauptversammlung gestanden. Praktisch alle Fragen der Kleinaktionäre drehten sich um die Anfang Februar angekündigte Offerte in Höhe von 5,33 Euro. Hinterfragt wurde insbesondere die Begründung der Metro, dass sich die Transformation ohne Börsennotierung beschleunigt durchführen lasse. Mit dem Delisting befreie sich Metro aus dem Spannungsfeld zwischen kurzfristiger Ergebnisoptimierung und dem Verfolgen der langfristigen Transformationsziele, erklärte Vorstandschef Steffen Greubel.
Taschenspielertrick
Diese Argumentation verfing jedoch nicht: „Lassen Sie sich nicht einschüchtern!“, rief der kritische Kleinaktionär Matthias Gaebler den Mitaktionären zu und rief dazu auf, das Angebot auszuschlagen. Bis zum Herausdrängen der Kleinaktionäre sei ein „sehr weiter Weg“. Gaebler warf dem tschechischen Großaktionär (49,99%) einen „Taschenspielertrick“ vor. Der Streubesitz – nur an ihn richtet sich das Delisting-Angebot – beläuft sich auf schmale 25%. Entsprechend hatten sich bei einer Präsenz von über 85% der stimmberechtigten Aktien in der Spitze nur 148 Aktionäre eingewählt.
Seit Greubel im Amt sei, seien 1,9 Mrd. Euro an Marktkapitalisierung verloren gegangen, beschwerte sich ein ehemaliger Metro-Beschäftigter, der auch Aktien hält. Das geplante Delisting bringe Metro nur eine marginale Kostenersparnis, den Kleinaktionären aber erhebliche Nachteile, sagte er und verwies darauf, dass der Vorstand die Vereinbarung mit der Investmentgesellschaft von Křetínský (EPCG) auf dem langjährigen Kurstief geschlossen habe. In Analogie zum Roulette, bei dem stets die Bank gewinne, seien es bei Metro immer Vorstand und Großaktionäre, die sich besser stellten.
Welche Ziele Křetínský verfolgt
Alexander Elsmann fragte, warum der Streubesitz die Offerte annehmen solle, wenn die „Gründungsaktionäre“ Beisheim und Meridian ihre Anteile (24,99%) behielten. Der Vertreter der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger sprach angesichts der Kursentwicklung von einem erheblichen Vertrauensverlust am Kapitalmarkt. Kleinaktionäre vermuteten, dass es Křetínský darum gehe, das Immobilienvermögen der Metro zu versilbern, die im Russland-Geschäft schlummernden Werte zu heben oder die Früchte der Transformation allein vereinnahmen zu wollen, sagte Elsmann. Er kündigte an, Vorstand und Aufsichtsrat die Entlastung zu verweigern, da sie sich auf das Delisting eingelassen hätten.
Angesichts der HV-Übermacht der Großaktionäre hatte das jedoch keinen Einfluss auf das Abstimmungsergebnis. Bei den Wahlen zum Aufsichtsrat fuhren die beiden Křetínský-Vertreter mit gut 94% Ja-Stimmen die schwächsten Ergebnisse ein. Für den langjährigen Aufsichtsratsvorsitzenden Jürgen Steinemann war es die letzte Metro-Hauptversammlung. Seine Nachfolge als AR-Vorsitzender tritt Roman Šilha an, der dem Gremium seit Februar 2021 angehört und EPCG vertritt.
Kleinaktionär hat die Wahl
Es wäre für den Vorstand schwer zu rechtfertigen gewesen, den Kleinaktionären die Option vorzuenthalten, begründete Greubel den Abschluss der Delisting-Vereinbarung mit EPCG. Wenngleich Vorstand und Aufsichtsrat der Ansicht seien, dass der Angebotspreis das langfristige Wertpotenzial nicht vollständig widerspiegele, stelle die Offerte zugleich eine deutliche Prämie auf den aktuellen Kurs dar. Es stehe den Aktionären frei, das Angebot anzunehmen oder nicht. Eine detaillierte Bewertung folge im Rahmen der begründeten Stellungnahme. Mitte März dürfte das Angebot offiziell lanciert werden, schätzt Greubel.