Microsoft führt gewaltige Mittel an Investoren zurück
Microsoft führt Milliarden an Aktionäre zurück
Konzern kurbelt Dividende an und legt neues Rückkaufprogramm auf – Politischer Streit um Buybacks intensiviert sich
xaw New York
Microsoft will deutlich mehr Kapital an ihre Anteilseigner zurückführen. Wie der Technologieriese am Montag nach US-Börsenschluss mitteilte, steigt die am 12. Dezember zu zahlende Quartalsdividende um rund 11% auf 83 Cent pro Aktie. Ankündigungen über eine Erhöhung der Ausschüttung im September haben bei dem Konzern aus Redmond mittlerweile Tradition: Bereits im vergangenen Jahr hatte Microsoft eine Anhebung von damals 68 auf 75 Cent vermeldet.
Niedrige Rendite trotz Erhöhung
Die Dividendenrendite liegt auf Basis des Schlusskurses von Montag nun bei 0,77% und fällt damit deutlich höher aus als bei Alphabet. Die Aktie der härtesten Wettbewerberin von Microsoft im Rennen um die Vormachtstellung bei künstlicher Intelligenz wirft lediglich 0,51% ab. Im Vergleich zum Großteil der anderen Komponenten des Dow Jones hinkt aber auch der Windows-Konzern hinterher.
Die Stimmung der Aktionäre will Microsoft nun indes auch mit einem bis zu 60 Mrd. Dollar schweren Aktienrückkaufprogramm stützen. Der Verwaltungsrat hat die zeitlich unbegrenzten und jederzeit kündbaren Buybacks bereits abgesegnet. Im laufenden Jahr haben nach Daten der Analysefirma Birinyi Associates nur zwei US-Unternehmen größere Offensiven lanciert: Alphabet kündigte im April Buybacks über 70 Mrd. Dollar an, Apple will mit neuen Rückkäufen im Volumen von 110 Mrd. Dollar alle Rekorde sprengen.
Biden und Harris für höhere Steuer
Die gewaltigen Mittel, die Amerikas Großkonzerne auf den Einzug eigener Aktien verwenden, sind der demokratischen Regierung in Washington ein Dorn im Auge. Präsident Joe Biden fordert, dass Unternehmen ihre liquiden Mittel stattdessen in nachhaltige Zukunftsinvestitionen stecken sollten. Zwar zielt er dabei insbesondere auf die Ölindustrie ab, der politische Konflikt um Buybacks betrifft aber auch andere Sektoren.
Denn Biden tritt dafür ein, die Anfang 2023 im Rahmen des Inflation Reduction Act eingeführte Steuer auf Aktienrückkäufe von 1% auf 4% anzuheben. Dies könnte laut der Wharton School der University of Pennsylvania über zehn Jahre 265 Mrd. Dollar in die Staatskassen spülen. Die amtierende Vizepräsidentin und demokratische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris unterstützt die geplanten Steuererhöhungen ebenfalls.
Analysten mahnen allerdings an, dass ein stärkerer Fokus auf Ausschüttungen den Unternehmen, die ohnehin gezwungen seien, Cash an ihre Anteilseigner zurückzuführen, in Krisen Flexibilität rauben würde. Schließlich sei eine Kürzung der Dividende den Anlegern schwieriger zu vermitteln als die Aussetzung eines Rückkaufprogramms. Goldman Sachs betont die potenziellen Auswirkungen auf den gesamten US-Aktienmarkt: Buybacks hätten in den vergangenen Jahren schließlich „die größte Quelle der Nachfrage“ nach Dividendentiteln dargestellt.
Wichtiges Signal im KI-Zyklus
Die Deutsche Bank sieht in der Dividendenerhöhung bei Microsoft indes ein „wichtiges Signal dafür, dass das Management und der Verwaltungsrat sich einem profitablen Wachstum und einem robusten freien Cash-flows verpflichtet fühlen“ – und dies auch im aktuellen, KI-getriebenen Investitionszyklus. Zuletzt waren bei Anlegern Sorgen aufgekommen, dass die Tech-Riesen sich mit ihren Kapitalaufwendungen für große Sprachmodelle zu einseitig positionieren. Der Anteil der sogenannten „Glorreichen Sieben" an den Investitionsausgaben im S&P 500 belief sich bereits im vergangenen Jahr auf 18%. Vor zehn Jahren lag die Quote bei 5%. Analysten betonen, dass die Anteile 2024 noch deutlich höher ausfallen dürften.