Trotz Inflation, Rezession und steigender Zinsen treiben Private-Equity-Investoren aus ihren vollen Kassen noch immer Milliardeninvestments voran. Im schnell wachsenden Webhosting-Markt bahnt sich jetzt eine große Fusion an. Der siebte Fonds des britischen Finanzinvestors Cinven er­wirbt zusammen mit dem kanadischen Pensionsfonds Ontario Teachers’ Pension Plan Board die schwedische Group.One (vormals One.com) und die deutsche Firma Dogado aus Dortmund, um die beiden IT-Unternehmen zusammenzuführen und aus ihnen einen größeren neuen Anbieter von Online-Präsenz-Lösungen zu schmieden.

Damit entsteht ein starker neuer Wettbewerber auf dem Webhosting-Markt. Konkurrenz bekommt da­durch vor allem die größere Ionos – eine Tochter des Internetkonzerns United Internet, die im kommenden Jahr an die Börse strebt und mit 1,2 Mrd. Euro Umsatz eine Bewertung von 4 Mrd. Euro anstrebt. Ionos zählt 6 Millionen Kunden. Dogado und Group.One kommen zusammen auf 2 Millionen Kunden – davon 80% bei der schwedischen Firma – und rund 1200 Beschäftigte. Allein die Bewertung der deutlich kleineren Dogado soll mit dem 16- oder 17-Fachen des operativen Gewinns (Ebitda) von gut 40 Mill. Euro bei mehr als 700 Mill. Euro liegen. Offiziell wurde der Kaufpreis nicht benannt.

Durch den Zusammenschluss von Group.One und Dogado entsteht ein europäischer Anbieter von Online-Präsenz-Lösungen für kleine Unternehmen und Homeoffice-Kunden. Größe gilt als wichtig in diesem Markt. Die neue Unternehmensgruppe ist in Skandinavien, den Benelux-Staaten sowie der deutschsprachigen Region vertreten und ergänzt gegenseitig die Produktpalette. Laut Cinven-Partner Thomas Railhac soll die neu zusammengefügte Firmengruppe „eine führende Konsolidierungsplattform auf dem fragmentierten europäischen Hosting-Markt“ werden. In Deutschland ist Cinven bisher vor allem für die Beteiligung an der ehemaligen Thyssenkrupp-Aufzugssparte TK Elevator sowie am Arzneimittelhersteller Stada und der Laborkette Synlab bekannt.

Auch die Webhosting-Firma Group.One stammt aus dem eigenen Haus der britischen Private-Equity-Gesellschaft: Das Unternehmen aus Malmö wurde ursprünglich im Februar 2019 vom sechsten Cinven-Fonds erworben und wird jetzt an den nächsten und siebten Fonds weitergereicht.

Dagegen gehörte der deutsche Wettbewerber Dogado bisher der deutsch-schwedischen Private-Equity-Gesellschaft Triton. Diese investierte 2015 neben den bestehenden Gesellschaftern, dem Dogado-Management und den Gründern. Seitdem ist die Firma sowohl organisch als auch durch Übernahmen rapide gewachsen. Während der Beteiligung von Triton hat Dogado nach Angaben des Finanzinvestors das Produktportfolio erweitert, mehr als 30 Ak­quisitionen integriert, den Umsatz von 2 Mill. Euro auf 120 Mill. Euro gesteigert und die Zahl der Mitarbeitenden von 12 auf mehr als 500 erhöht.