Konsumforschungsfirmen

Milliarden­deal um Verbrau­cherdaten

In der Verbraucherdatenbranche bahnt sich ein Milliardendeal an. Dabei bekommt die Analysefirma GfK aus Nürnberg einen neuen Eigentümer. Die Finanzinvestoren Advent und KKR wollen ihre beiden Konsumforschungsfirmen – die GfK und NielsenIQ aus Chicago – zusammenschließen.

Milliarden­deal um Verbrau­cherdaten

cru Frankfurt

In der Verbraucherdatenbranche bahnt sich ein Milliardendeal an. Dabei bekommt die Analysefirma GfK aus Nürnberg einen neuen Eigentümer. Die Finanzinvestoren Advent und KKR wollen ihre beiden Konsumforschungsfirmen – die GfK und NielsenIQ aus Chicago – zusammenschließen. Das gaben die Private-Equity-Häuser am Freitag bekannt. Die beiden ähnlich großen Firmen dürften zusammen auf einen Unternehmenswert von mehr als 6 Mrd. Dollar kommen, heißt es aus Finanzkreisen.

An dem neu entstehenden Unternehmen, das seinen Sitz in Chicago hat, wird Advent die Mehrheit der Anteile halten. An der GfK ist neben KKR auch noch der Nürnberger Verein für Marktentscheidungen (NIM) mit rund der Hälfte der Anteile beteiligt. Beide sollen als weitere Gesellschafter neben Advent investiert bleiben. Durch den Zusammenschluss soll ein führender Anbieter von Handels- und Verbraucherdaten entstehen, hieß es in der Mitteilung. Die Transaktion soll – vorbehaltlich der Zustimmung der Genehmigungsbehörden, die durchaus keine Selbstverständlichkeit ist – Anfang 2023 über die Bühne gehen. Die Unternehmen wollen mit dem Zusammenschluss neue Möglichkeiten bei Handels- und Verbraucheranalysen ausschöpfen. NielsenIQ und GfK sollen sich ergänzende Daten und Analysetools zusammenführen. Außerdem sollen gemeinsam neue Märkte erschlossen werden.

Umkämpfte Datenbranche

Das Marktforschungsunternehmen Nielsen hatte Mitte 2021 die Datenliefersparte Global Connect für 2,7 Mrd. Dollar verkauft – an Advent sowie den ehemaligen Chef der Wirtschaftsauskunftei Transunion, James Peck. Das in NielsenIQ umbenannte Unternehmen versorgt Konsumgüterunternehmen mit Forschungsdaten.

Datenanbieter stehen hoch im Kurs – nicht nur bei Finanzinvestoren. Im Sommer 2019 hatte die Londoner Börse die Übernahme des Datenlieferanten Refinitiv für umgerechnet 27 Mrd. Dollar verkündet – und dann Anfang Oktober 2020 den Verkauf der Borsa Italiana an die Euronext, um sich damit Zustimmung der Wettbewerbshüter zum Refinitiv-Deal zu sichern. Refinitiv ist eine Gemeinschaftsfirma vom US-Finanzinvestor Blackstone und dem Datenanbieter Thomson Reuters, zu dem die Nachrichtenagentur Reuters zählt. Das Unternehmen ist ein Wettbewerber des Finanzdatenanbieters Bloomberg.

Gut vier Jahre nach dem Einstieg bei der GfK – früher „Gesellschaft für Konsumforschung“ und heute „Growth from Knowledge“ – hat KKR nun eine neue Konstellation für die Beteiligung gefunden. Mit der Suche nach einer Lösung hatte der Finanzinvestor die Investmentbank Goldman Sachs beauftragt. Die GfK, die mit einer knappen Mehrheit dem GfK Verein gehört, hatte 2020 ein Betriebsergebnis (Ebitda) von rund 200 Mill. Euro verbucht. Der Umsatz liegt bei weniger als 1 Mrd. Euro.

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