Nach Gewinneinbruch hofft Audi 2025 auf leichte Besserung
Nach Gewinneinbruch hofft Audi auf leichte Besserung
Volkswagen-Tochter will 2025 mit neuen Modellen Schub erzeugen – Stillgelegtes Brüssel-Werk kostet 1,6 Mrd. Euro
sck München
Nach Einschnitten und erheblichen Rückschlägen in der Profitabilität blickt Audi mit verhaltenem Optimismus auf das laufende Jahr. Zur Bilanzvorlage räumten Vorstandschef Gernot Döllner und Finanzvorstand Jürgen Rittersberger ein, dass auch 2025 „anspruchsvoll“ wird. Die Märkte blieben „wettbewerbsintensiv". Audi habe bei ihrer „Erneuerung“ noch einen „harten Weg“ vor sich. Unter der Prämisse eines „leichten“ Wirtschaftswachstums peilt die Ingolstädter Volkswagen-Tochter einen Anstieg des Umsatzes in einer Bandbreite zwischen 67,5 Mrd. und 72,5 Mrd. Euro an. Die operative Rendite soll auf eine Spanne von 7 bis 9% zulegen. Trotz eines anhaltenden Risikofaktors US-Zölle und des harten Wettbewerbs in China will Döllner mit neuen Modellen auf mittlere Sicht den Weg zu alter Stärke zurückfinden. Nach einem Absatzeinbruch 2024 steuert Audi ein Plus bei den Auslieferungen in einer Spanne von 1,7 bis 1,8 Millionen Fahrzeuge an, inklusive der Marke Lamborghini (Markengruppe Progressive).
Der CEO will in China die Rabattschlachten nicht mitmachen. Dabei gäbe es „keine Gewinner“. Das heißt, Audi bleibt im größten Einzelmarkt weiterhin vorsichtig. Beim Absatz zeichne sich dort eine „Seitwärtsbewegung" ab, so der CFO. In Bezug auf die USA hält Döllner trotz des zunehmenden Protektionismus der Trump-Administration daran fest, die Aktivitäten in Nordamerika schrittweise auszubauen. Darunter versteht er auch ein eigenes Produktionswerk in den USA. „Die Grundsatzentscheidung, in den USA die Aktivitäten zu steigern, ist vor Jahren getroffen worden“, sagte er.
Minus 33 Prozent nach Steuern
Im vergangenen Jahr brach der Gewinn nach Steuern von Audi um ein Drittel auf 4,2 Mrd. Euro ein. Es war der zweite Rückgang in Folge. Dem Unternehmen setzten vor allem der Verkaufsschwund in China und die Mehrkosten infolge der Schließung des Brüsseler Fertigungswerks zu. Betroffen davon waren rund 3.000 Arbeitsplätze. Der Finanzvorstand bezifferte diese Zusatzaufwendungen auf 1,6 Mrd. Euro. Das operative Konzernergebnis schrumpfte dadurch um 38% auf 3,9 Mrd. Euro zurück. Die operative Marge schrumpfte um 3 Prozentpunkte auf 6%. Der Umsatz reduzierte sich um 8% auf 64,5 Mrd. Euro.
Auf Nachfrage räumte Rittersberger ein, dass die Kernmarke Audi noch schlechter abgeschnitten hat. Er bezifferte den Rückgang des operativen Ergebnisses bei Audi Pkw auf 2,6 Mrd. Euro von 4,8 Mrd. Euro im Jahr 2023. Das entsprich einem Einbruch von 46%. Die Umsatzrendite der Marke ging um 2,9 Prozentpunkte auf 4,6% zurück. Zum Vergleich: die Edelmarke Lamborghini erreichte 27%.
Anlaufverluste in China drücken
Das Finanzergebnis des Konzerns verringerte sich derweil um 23% auf 1,1 Mrd. Euro. Audi zollte einem geringeren Zinsergebnis und Anlaufverlusten für das neue China-Werk mit dem Partner FAW in Changchun Tribut. Der Standort nahm seine Tätigkeit Ende 2024 auf. Der Vorsteuergewinn brach um 35% auf 5 Mrd. Euro ein.
Andere lassen auch Federn
Audi steht mit dem Gewinneinbruch nicht allein da. Auch die Wolfsburger Konzernmuttergesellschaft und der Stuttgarter Sportwagenhersteller Porsche verzeichneten deutlich geringere Ergebnisse. Aber auch die Wettbewerber BMW und Mercedes-Benz mussten 2024 Federn lassen. Im Vergleich zur Konkurrenz aus Deutschland fiel der Margenverfall bei Audi aber drastischer aus.
Als Reaktion auf die Gewinn- und Magenschwund hatten sich Vorstand und Betriebsrat von Audi tags zuvor nach harten Verhandlungen auf Sparmaßnahmen geeinigt. Dies beinhalten vor allem den Abbau von bis zu 7.500 Stellen bis 2029. Den Großteil von 6.000 Stellen will Döllner bereits bis Ende 2026 erreichen. Audi setzt dabei auf „freiwillige, sozialverträgliche“ Maßnahmen, sind doch betriebsbedingte Kündigungen im Unternehmen bis ins nächste Jahrzehnt ausgeschlossen worden.
Teil von Einschnitten im Mehrmarkenkonzern
Der Kahlschlag bei Audi ist Teil eines umfangreichen Sparkonzepts von VW-CEO Oliver Blume. Dieser einigte sich Ende 2024 mit den Arbeitnehmervertretern auf einen Abbau von 35.000 Stellen bei der VW AG. Die Sportwagenmarke Porsche streicht zunächst 1.900 Stellen, will beim Abbau aber nachlegen. Blume ist seit 2022 in Personalunion CEO von Porsche und von VW.
Nach einem Gewinneinbruch und einem angekündigten Stellenabbau rechnet Audi damit, 2025 das Renditetal hinter sich zu lassen. Die Volkswagen-Tochter will trotz eines schwierigen Umfelds Umsatz und Margen steigern. Neue Modelle sollen dem Management zufolge für ein Absatzplus sorgen.