Nachfrageeinbruch belastet Surteco
sck München
Die Einschläge für den deutschen Mittelstand infolge des Ukraine-Krieges und einer galoppierenden Inflation kommen näher. Nun hat es den bayerischen Möbelzulieferer und Holzwertstoffverarbeiter Surteco getroffen. Das börsennotierte Unternehmen mit Sitz in Buttenwiesen bei Donauwörth räumte dieser Tage ein, sein ursprüngliches Gewinnziel für das laufende Jahr nicht mehr erreichen zu können. Statt eines zuvor geplanten Ergebnisses vor Zinsen und Steuern (Ebit) in einer Bandbreite von 55 Mill. bis 65 Mill. Euro rechnet das Management nunmehr mit einer Spanne „zwischen 37 Mill. und 42 Mill. Euro“, wie Surteco ad hoc meldete.
Als Hauptgrund für die Gewinnwarnung nannte die Firma einen Nachfrageeinbruch. „Obwohl sich die Umsatzerlöse aufgrund der Weitergabe der stark gestiegenen Rohstoffpreise voraussichtlich im prognostizierten Rahmen bewegen, gab die Nachfrage im dritten Quartal mit überraschender Dynamik nach“, formulierte es der Vorstand. Die Nachfrage werde „voraussichtlich anhaltend“ schwach bleiben bei „weiterhin“ hohen Rohstoffkosten. Da es Surteco gelingt, die gestiegenen Materialaufwendungen überwiegend an die Kunden abzuwälzen, hält die Geschäftsleitung an der Umsatzprognose fest. Sie peilt 2022 Erlöse von 730 Mill. bis 750 Mill. Euro an. Damit bliebe Surteco nahezu auf dem Rekordniveau des Vorjahres von 757 Mill. Euro (siehe Grafik).
Konsumzurückhaltung trifft
Im vergangenen Jahr profitierte das Unternehmen von einer Belebung des privaten Konsums aufgrund weitgehend aufgehobener Corona-Lockdowns. 2021 schnellte das Ebit um 57% auf 73 Mill. Euro hoch – ein Firmenbestwert. Die Marge wuchs auf 9,6 (2020: 7,4)%.
Jetzt trifft Surteco die zunehmende Konsumzurückhaltung aufgrund des Krieges und einer steigenden Teuerungsrate. Privathaushalte halten Möbelanschaffungen wegen eines schmaleren Geldbeutels zurück. Auf Basis der reduzierten Ergebniserwartung dürfte die operative Umsatzrendite auf 5,1 bis 5,6% schrumpfen. Das wäre ein Rückgang um bis zu 4,5 Prozentpunkte. Surteco leitete bereits „Gegenmaßnahmen“ ein, um den Dämpfer abzumildern. Dazu gehört auch Kurzarbeit. Der Konzern zählt über 3100 Mitarbeiter (Ende 2021).
„Die Gesellschaft arbeitet im Rahmen der operationellen Exzellenz kontinuierlich daran, die internen Prozesse und Strukturen weiter zu optimieren und somit die Kostenposition nachhaltig zu verbessern“, teilte das Unternehmen mit.
Anleger reagierten auf die jüngste Nachricht zunächst vergrätzt. Die Aktie von Surteco büßte am Dienstag auf Xetra zeitweise 7,3% ein, drehte im Verlauf aber ins Plus und gewann in der Spitze 9,4% auf 21 Euro.
An den beiden Handelstagen darauf setzte sich die Kurserholung fort. Am Donnerstag legte das Papier zeitweise 1,8% auf 22,30 Euro zu. Das entspricht einer Marktkapitalisierung von 336 Mill. Euro. Seit Jahresbeginn ging der Titel aber um mehr als zwei Fünftel in den Keller. Surteco konnte sich der allgemeinen Verunsicherung an den Finanzmärkten nicht entziehen.
Das Unternehmen ist familiendominiert. Seit Sommer vergangenen Jahres hält die PKG Schürfeld GmbH Th. Bausch GmbH & Co. Vermögensanlage KG mit 56,9% die Mehrheit der Stimmrechte. Dahinter stehen u. a. die Familien Linnemann und Schlautmann. Diese handeln gemeinsam (vgl. BZ vom 14.6.2021).
Schwaches Schlussquartal
Die relativ milde Reaktion der Investoren auf die schlechte Nachricht ist vermutlich darauf zurückzuführen, dass Surteco trotz des schwieriger gewordenen Umfeldes immer noch recht gut dasteht. Das belegen die Eckdaten der ersten neun Monate dieses Jahres. Nach vorläufigen Unternehmensangaben lag der Umsatz per 30. September bei 593 (i.V. 566) Mill. Euro. Das Ebit verzeichnete 41 (59) Mill. Euro. Damit erreichte Surteco faktisch nach neun Monaten die gedrückte Jahresprognose. Das entsprach in etwa den Marktschätzungen. Die Daten implizieren fürs laufende Jahresschlussquartal allerdings eine ungefähr auf Break-even fallende operative Profitabilität. Surteco veröffentlicht ihren Zwischenbericht am 26. Oktober.