Stromversorger

Nächster Stromanbieter geht in die Knie

Die gestiegenen Strompreise haben ein nächstes Opfer gefordert. Der Stromdiscounter Stromio ist in die Knie gegangen. Der Energieverband fordert die Bundesregierung zum Handeln auf.

Nächster Stromanbieter geht in die Knie

dpa-afx/ab Berlin/Köln

Mit Stromio hat Mitte der Woche ein weiterer Stromdiscounter bei seinen Kunden den Stecker gezogen. Aufgrund der „historisch einmaligen Preisentwicklung im Strommarkt“ sei das Unternehmen gezwungen, alle Stromlieferverträge mit Ablauf des 21. Dezember zu beenden, teilte der Stromanbieter auf seiner Website mit. Stromio ist nicht der erste Billigstromanbieter in Deutschland, den die Explosion der Strompreise in die Knie zwingt. Laut Bundesnetzagentur haben in Deutschland im laufenden Jahr bislang 39 Energielieferanten die Beendigung der Belieferung angekündigt oder bereits vollzogen.

Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) reagiert empört und fordert die Politik zum Eingreifen auf: „Die Weigerung von Stromio, ihre Kundinnen und Kunden weiterhin zu beliefern, offenbart einmal mehr eine schwerwiegende Regulierungslücke: Billiganbieter betreiben Geschäftemacherei auf Kosten der Kunden und wälzen das ökonomische Risiko auf die Grundversorger ab“, sagt BDEW-Präsidentin Marie-Luise Wolff. Hier müsse die neue Bundesregierung eingreifen.

Es könne nicht angehen, dass Anbieter in Niedrigpreiszeiten „Reibach“ machten und sich bei steigenden Preisen nicht mehr um ihre Kunden kümmerten. Hintergrund ist, dass das Geschäftsmodell der Billigstromanbieter bei steigenden Strompreisen nicht mehr aufgeht. Denn die Anbieter setzen darauf, den Strom kurzfristig am Spotmarkt zu günstigeren Preisen einzukaufen als die Konkurrenz, die langfristige Lieferverträge abschließt. Angesichts der explosionsartigen Preissteigerungen für Gas und damit auch für Strom geht die Rechnung inzwischen nicht mehr auf. Die Anbieter kündigen ihren Kunden die Verträge von heute auf morgen. Damit steht der Verbraucher allerdings nicht ohne Strom da, denn er rutscht automatisch in die Ersatzversorgung durch den örtlichen Grundversorger. Der Grundversorger ist immer das Unternehmen, das in einem bestimmten Netzgebiet die meisten Kunden beliefert. Meistens sind das die Stadtwerke.

„Die Grundversorger übernehmen Verantwortung für ihre Bestandskunden und garantieren die Belieferung neuer Kunden unkompliziert und unterbrechungsfrei“, sagte Wolff weiter. Das bedeutet nicht selten, dass Grundversorger zu den aktuell extrem hohen Preisen zusätzlich Energie zukaufen – über die von ihnen langfristig für ihren ursprünglich absehbaren Bedarf beschafften Mengen hinaus. Dies müsse von der Politik honoriert werden. Grundsätzlich begrüßt es die Energiewirtschaft jedoch, wenn der Markt dafür sorgt, dass unseriöse Geschäftsmodelle verschwinden.