Nato investiert in Isar Aerospace
Nato investiert in Isar Aerospace
Münchener Raketen-Start-up erhält 65 Mill. Euro unter Beteiligung von westlichem Verteidigungsbündnis
kro Frankfurt
Die Nato beteiligt sich über ihren Wagniskapitalfonds zur Förderung von Dual-Use-Technologien an einem weiteren deutschen Start-up. Von dem 1 Mrd. Euro schweren „Innovationsfonds“ des Verteidigungsbündnisses (NIF) fließen nun auch Mittel in den Münchener Raketenbauer Isar Aerospace, wie aus einer Mitteilung der Firma hervorgeht. In einer aktuell laufenden Series-C-Finanzierungsrunde habe man zusätzliche 65 Mill. Euro eingesammelt, wodurch in der Runde insgesamt 220 Mill. Euro zusammengekommen seien, hieß es. Neben dem Innovationsfonds der Nato hätten sich unter anderem das europäische Family Office G3T, die 10x Group und Besant Capital an dem Funding beteiligt.
Zu den bestehenden Investoren von Isar Aerospace gehören unter anderem Earlybird, Bayern Kapital, Airbus Ventures und das Schweizer Venture-Capital-Schwergewicht Lakestar – dessen Gründer und Chef Klaus Hommels zugleich Vorsitzender des Innovationsfonds der Nato ist. Er sei allerdings nicht Teil des Investmentkomitees und treffe daher auch keine Investmententscheidungen, ließ die Gesellschaft auf Anfrage ausrichten. Wie hoch der Anteil des NIF bei dem Funding ausfiel, gab Isar Aerospace nicht bekannt.
Über den Innovationsfonds der Nato
Der „Nato Innovation Fund“ ist im Juni 2022 ins Leben gerufen worden. Aktuell beteiligen sich 24 Partnernationen an dem 1 Mrd. Euro schweren Vehikel – Kanada und die USA gehören bislang nicht dazu. Der Fonds soll über 15 Jahre hinweg Start-ups in der Frühphase und andere Wagniskapitalfonds fördern, die für das Verteidigungsbündnis wichtige Dual-Use-Technologien entwickeln, darunter künstliche Intelligenz, Big-Data-Verarbeitung, Quantentechnologie, Biotechnologie, Antriebstechnologie und Weltraumtechnologie. Hauptsitz des Fonds sind die Niederlande, Vorsitzender ist der Gründer und Chef des europäischen Venture-Capital-Schwergewichts Lakestar, Klaus Hommels.
Isar Aerospace entwickelt und baut Trägerraketen für den Transport von Satelliten in die Erdumlaufbahn. Als Vorbild gilt das von Elon Musk gegründete Raumfahrtunternehmen SpaceX, bei dem laut Bloomberg zuletzt eine Firmenbewertung von rund 200 Mrd. Dollar im Raum gestanden haben soll. In Deutschland arbeiten neben Isar Aerospace auch die Augsburger Rocket Factory und Hyimpulse aus Neuenstadt am Kocher (Kreis Heilbronn) an der Entwicklung eigener Trägerraketen. Der Bedarf hierfür dürfte angesichts fortschreitender Digitalisierung noch deutlich zunehmen – der Bundesverband der Industrie sprach auf seinem zweiten Weltraumkongress im Herbst 2023 davon, dass laut Prognosen bis 2030 jedes Jahr etwa 2.000 Satelliten ins All starten würden.
Isar Aerospace will in diesem Jahr mit dem Bau einer Serienfertigungsanlage in der Gemeinde Vaterstetten beginnen. Künftig sollen dort bis zu 40 Trägerraketen des Typs „Spectrum“ pro Jahr gefertigt werden. Der erste Flug einer solchen Rakete soll in der zweiten Jahreshälfte 2024 vom ersten europäischen Weltraumbahnhof im nordnorwegischen Andøya erfolgen. Der Bahnhof wurde im November vergangenen Jahres eingeweiht.
Gut finanziert
„Der Zugang zum Weltraum ist entscheidend für die technologische Souveränität Europas und Großbritanniens“, sagte Andrea Traversone, Managing Partner beim Nato-Innovationsfonds. „Raumfahrttechnologien wie die von Isar Aerospace bieten enormes Potenzial und ermöglichen es uns, eine sichere und wohlhabende Zukunft für kommende Generationen zu gestalten.“ Insgesamt hat sich das Münchener Start-up mittlerweile schon 400 Mill. Euro an Finanzierungsvolumen gesichert. Damit ist es nach eigenen Angaben das bestfinanzierte unabhängige New-Space-Unternehmen in Europa.
Die Nato hatte ihren Innovationsfonds im Juni 2022 an den Start gebracht. Derzeit beteiligen sich 24 Partnernationen an dem Vehikel.
Erst kürzlich hat das Bündnis das erste Investment in Deutschland bekannt gegeben. Dabei handelt es sich um den Münchener Roboter-Hersteller Arx Robotics, der – unter Beteiligung der Nato – bei einer Seed-Finanzierungsrunde 9 Mill. Euro eingesammelt hatte. Die selbstfahrenden und unbemannten Roboter von Arx können im militärischen Einsatz unter anderem dabei helfen, Feinde aufzuspüren oder verletzte Soldaten abzutransportieren. Geld aus dem Fonds floss darüber hinaus an das britische Start-up Icomat, das Leichtbaumaterialien für Raumfahrzeuge, Autos und den Verteidigungssektor herstellt, an das ebenfalls in Großbritannien ansässige Computerchip-Unternehmen Fractile und an die walisische Weltraum-Firma Space Forge.