Der schwer angeschlagene Immobilienentwickler China Evergrande Group sorgt mit einem neuen Manöver dafür, dass bei der ebenfalls in Liquiditätsnöten steckenden Tochter Evergrande New Energy Vehicles (NEV) bis auf weiteres die Lichter nicht ausgehen. Das von Evergrande mehrheitlich kontrollierte und separat an der Hongkonger Börse gelistete Elektroauto-Start-up will mit einer Aktienplatzierung neues Kapital einsammeln und stößt damit bei den Anlegern auf positive Resonanz.

Evergrande wird 900 Millionen neue Aktien – entsprechend rund 9% des erweiterten Kapitals – zum Kurs von 3 HK-Dollar bei einem halben Dutzend institutioneller Investoren platzieren und damit rund 350 Mill. Dollar einsammeln. Der Angebotspreis für die neuen Titel beinhaltet einen kräftigen Abschlag von 15% auf den Schlusskurs  vom Freitag. Zwar reagierte die Aktie zum Handelsstart am Montag zunächst negativ auf die Ankündigung, bekam dann allerdings kräftigen Rückenwind, um schließlich bei 3,92 HK-Dollar mit einem Tagesgewinn von 11% aus dem Handel zu gehen.

Bei den Anlegern hat man in den vergangenen Monaten erhebliche Stimmungsschwankungen bezüglich der Überlebenschancen des Elektroauto-Start-ups registrieren können, da es von der prekären Lage der dramatisch überschuldeten und insolvenzgefährdeten Konzernmutter in direkte Mitleidenschaft gezogen wird. Entsprechend wacklig sind auch die Perspektiven für das Prestigeprojekt Evergrande NEV, das mit der kühnen Ansage angetreten war, Tesla als gegenwärtigen Marktführer für gehobene Batteriefahrzeuge im chinesischen Markt abzulösen. Mit dem Aufkommen immer größerer Liquiditätsprobleme im Evergrande-Konzern haben sich auch die Pläne für ein zügiges Marktentree von Evergrande-Autos, die ursprünglich bis Ende 2020 anvisiert worden war, immer weiter verzögert. Im Frühjahr 2021 war Evergrande NEV zwar mit einem halben Dutzend neuer Modelle unter dem Markennamen Hengchi auf der Shanghai Auto Show vertreten gewesen, doch handelt es sich allesamt um Prototypen.

Im Oktober hatte Evergrande NEV dann angekündigt, zum Jahresanfang 2022 die ersten Fahrzeuge eines vollelektrischen SUV-Modells namens Hengchi 5 vom Band rollen zu lassen. Zwar verfügt man über drei Fabrikstandorte in Schanghai, Guangzhou und Tianjin, bislang ist aber nur das Werk in Tianjin für eine Serienproduktion ausgerüstet worden. Evergrande NEV war im Sog einer Begeisterungswelle für chinesische E-Auto-Newcomer zur Februarmitte 2021 auf eine Marktkapitalisierung von über 85 Mrd. Dollar gekommen. Aktuell liegt die Bewertung bei nur noch bei knapp 5 Mrd. Dollar.