Neugeschäft von SAP-Rivale Oracle schwächelt
scd Frankfurt
Der amerikanische SAP-Rivale Oracle hat im ersten Quartal des Anfang Juni angelaufenen Geschäftsjahres 2021/2022 deutliche Ergebniszuwächse verbucht. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn je Aktie (Non-GAAP) legte um 10 Cent auf 1,03 Dollar zu. Das waren satte 6 Cent mehr, als Unternehmensbeobachter im Schnitt prognostiziert hatten. Rund lief vor allem das Geschäft mit wiederkehrenden Erlösen aus Cloud-Service-Verträgen und Software-Support. Hier legte der Umsatz um 6% auf 7,4 Mrd. Dollar zu.
Dabei profitierte Oracle wie andere Softwarekonzerne von einem pandemiebedingten Boom im Neugeschäft während des vergangenen Jahres. Dieser scheint nun allerdings vorerst gestoppt. Die Lizenzerlöse im Cloud- und Software-Geschäft sackten währungsbereinigt um 9 % ab auf 813 Mill. Dollar. Das entsprach praktisch exakt dem Niveau, das der US-Konzern im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2019/2020 aufwies. Damit erwischte das Unternehmen die Anleger vollkommen auf dem falschen Fuß. Im vorangegangenen vierten Quartal 2020/2021 hatte Oracle die Lizenzerlöse währungsbereinigt noch um 5 % gesteigert. Auch der Umsatz in der Hardware-Sparte schrumpfte um 7 % und damit deutlicher als zuletzt. Insgesamt kam Oracle dank des höheren Gewichts der Subskriptionserlöse aber dennoch auf ein 2-prozentiges Umsatzplus auf 9,7 Mrd. Euro.
Ellison hat Google im Visier
Trotz der gemischten Bilanz zog CEO Safra Catz ihr gewohnt positives Fazit. Die Ergebnisse bezeichnete sie als „exzellent“. Der Umsatz habe die Erwartungen übertroffen. Die Cloud-Geschäftsfelder Infrastructure as a Service (IaaS) und Software as a Service (SaaS) stünden bei einem hochgerechneten Jahreserlös von 10 Mrd. Dollar und damit mehr als einem Viertel der Konzernerlöse. Zum Vergleich: SAP rechnet dieses Jahr in der Mitte der Spanne mit Cloud-Erlösen im Volumen von 9,4 Mrd. Euro. Umgerechnet sind das mehr als 11 Mrd. Dollar beziehungsweise mehr als ein Drittel der Konzernerlöse. Während allerdings SAP aufgrund des Hochfahrens der Cloud-Erlöse zumindest temporär eine Verwässerung der Marge prognostiziert, verspricht Catz mit dem Wachstum von IaaS und SaaS auch eine steigende Profitabilität. Chairman, Mitgründer und CTO Larry Ellison, der vor einigen Monaten noch Kampfansagen in Richtung Walldorf geschickt hatte, hat sein Fadenkreuz nun offenbar auf Mountain View ausgerichtet. Er verwies darauf, dass Oracle Google in der Cloud-Infrastruktur laut Branchenexperte Gartner den Rang abgelaufen habe.
Die Investoren ließen sich davon am Dienstag offenbar zunächst nicht beeindrucken. Bis zum frühen Nachmittag hatten die Oracle-Titel knapp 4% auf 85,42 Dollar an Wert eingebüßt. Allerdings liegt der US-Konzern damit auf Jahressicht noch immer deutlich besser als Rivale SAP. Während die SAP-Aktie, die am Dienstag nahezu unverändert notierte, noch immer unter dem Niveau von vor einem Jahr notiert, liegen die Oracle-Anteile knapp 40 % darüber.
Oracle | ||
Konzernzahlen nach US-GAAP | ||
1. Quartal* | ||
in Mill. Dollar | 2021/22 | 2020/21 |
Umsatz | 7371 | 6947 |
Operativer Aufwand | 6301 | 6156 |
F&E | 1684 | 1589 |
Operatives Ergebnis | 3427 | 3211 |
Nettoergebnis | 2457 | 2251 |
Operativer Cash-flow | 5391 | 5953 |
Liquide Mittel | 23059 | 27276 |
Börsenwert (14.9.) | 248200 | |
*) per 31. AugustBörsen-Zeitung |