Nord Stream 2 droht die Insolvenz
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Frankfurt/Düsseldorf – Nach dem Stopp für die Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 2 droht der in der Schweiz angesiedelten Eigentümergesellschaft, einer Gazprom-Tochter, die Insolvenz. Damit stehen als Folge der Sanktionen gegen Russland auch die Finanzierungen der 10 Mrd. Euro teuren Pipeline durch Darlehen der beiden deutschen Energiekonzerne Uniper und Wintershall Dea von je rund einer Dreiviertelmilliarde Euro direkt im Feuer. Der Uniper-Kurs büßte 6 % ein. Zudem hat nach dem Russland-Rückzug der britischen Ölkonzerne BP und Shell sowie von Norwegens Equinor jetzt die französische Total Energies angekündigt, ihre Investitionen in Russland zu stoppen.
Auch auf deutsche Unternehmen wächst damit der Druck, sich vom Russlandgeschäft zu trennen. Wintershall Dea, die sich im Besitz der BASF und der Investmentfirma Letter One des russischen Milliardärs Michail Fridman befindet, ist an Gas produzierenden Joint Ventures mit Gazprom in Sibirien beteiligt. Das Unternehmen ist zudem – wie auch Eon, Gasunie und Engie – an der ersten Nord-Stream-Pipeline von Russland nach Deutschland beteiligt und hat wie der Gasimporteur Uniper ein langfristiges Darlehen für Nord Stream 2 bereitgestellt. Ein Wintershall-Sprecher wollte keine Stellung dazu nehmen. „Die Welt, in der wir leben, ist eine andere als noch vor wenigen Tagen. Der Vorstand von Wintershall Dea analysiert die Situation sehr sorgfältig, einschließlich der rechtlichen Implikationen“, ließ sich Wintershall-Dea-Chef Mario Mehren zitieren. Bei Uniper hieß es: „Wenn der (Insolvenz-)Antrag gestellt ist, werden wir diesen und die Folgen für uns bewerten.“
Die Nord Stream 2 AG arbeite mit Finanzberatern derzeit daran, Teile ihrer Verbindlichkeiten zu ordnen, und könnte noch in dieser Woche offiziell in der Schweiz einen Insolvenzantrag stellen, sagten zwei mit den Plänen vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Die Arbeitsverträge mit den mehr als 140 Mitarbeitern am Firmensitz in Zug hat Nord Stream 2 bereits gekündigt.
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