Pharmaindustrie

Novartis startet riesigen Aktienrückkauf

Novartis kauft bis 2023 für rund 15 Mrd. Dollar Aktien zurück. Nur ein Viertel des Erlöses aus dem Roche-Beteiligungsverkauf wird für M&A-Deals vorgehalten.

Novartis startet riesigen Aktienrückkauf

dz Zürich

Das ging schnell. Anfang November hatte Novartis überraschend den Verkauf ihrer über 20 Jahre alten Aktienbeteiligung am Lokalrivalen Roche angekündigt. Kurz darauf winkten die Roche-Aktionäre auf einer außerordentlichen Generalversammlung den Rückkauf der mehr als 53 Millionen Inhaberaktien zum Preis von knapp 20 Mrd. sfr (19,2 Mrd. Euro) durch. Am 6. Dezember wurde der Deal vollzogen; seither liegt die Riesensumme auf einem Novartis-Konto.

Der Konzern ließ weitgehend offen, was er mit dem Geld konkret anfangen werde: Investitionen, Akquisitionen, die Ausschüttung von Sonderdividenden, Aktienrückkäufe oder eine Mischung aus allem. Nun hat Novartis überraschend schnell Klarheit geschaffen: Drei Viertel des Erlöses oder rund 15 Mrd. sfr (14,4 Mrd. Euro) sollen bis Ende 2023 in Form von Aktienrückkäufen an die Aktionäre zurückfließen. Die Summe entspricht etwa dem doppelten Wert der letztjährigen Dividende von insgesamt rund 7 Mrd. sfr oder rund 3 sfr pro Titel.

Nur 4,30 sfr statt rund 6 sfr

Rein rechnerisch könnte der Preis einer Novartis-Aktie somit um rund 6 sfr steigen, weil Gewinn und Dividenden nach Vernichtung der zurückgekauften Aktien auf eine kleinere Zahl von Aktien zu verteilen sein werden. Die Novartis-Aktie zog nach der Ankündigung um 5,7% oder 4,30 sfr auf 79,30 sfr an. Theoretisch wäre also auch ein etwas stärkerer Kursanstieg möglich gewesen.

Zwar begrüßten Finanzanalysten den Rückkauf u. a. mit dem Argument, dass die Novartis-Aktie nach einem mehrjährigen Seitwärtskurs auf einem tiefen Kursniveau angelangt sei und deshalb ein attraktives Investment für die Aktionäre darstelle. Doch der eine oder andere Anleger wird sich wohl auch die Frage stellen, ob die langjährige Kursflaute nicht auch Ausdruck eines tieferliegenden Problems sein könnte, das einen weiterhin schwachen Kursverlauf erwarten lässt.

Novartis werde in den nächsten fünf Jahren Umsatzeinbußen in Höhe von 9 Mrd. Dollar als Folge von Patentabläufen hinnehmen müssen, räumte Konzernchef Vasant Narasimhan Anfang Dezember am Forschungstag des Unternehmens in Basel ein. Der CEO gab sich zwar zuversichtlich, die Umsatzausfälle mit einer ganzen Reihe von bereits lancierten und noch zu lancierenden neuen Medikamenten kompensieren zu können bzw. ein jährliches durchschnittliches Wachstum bis 2026 von 4% zu erzielen. Doch die Leistungen der vergangenen vier Jahre haben Zweifel an dieser Prognose geweckt. Gemessen an der hohen Summe von 25 Mrd. Dollar, die Novartis in dieser Zeit für den Zukauf vielversprechender Forschungsfirmen und Technologien ausgegeben hat, ist der Konzern zu langsam vorangekommen.

Mangelndes Vertrauen

Daher dürften manche Investoren zufrieden sein, dass das Novartis-Management für etwaige weitere Akquisitionen nur rund 5 Mrd. sfr aus dem Roche-Erlös behalten will.