Onlinehändler Alibaba setzt auf Konsumbelebung
nh Shanghai
Der chinesische E-Commerce-Riese Alibaba hat nach einer Stagnationsphase im Frühjahr im Quartal zum 30. September wieder zu leichtem Wachstum zurückgefunden. Allerdings weist der Technologiekonzern entgegen den Erwartungen einen Verlust nach Steuern in Höhe von 20,6 Mrd. Yuan (2,8 Mrd. Euro) aus. Die Sektoranalysten hatten einen Gewinn von knapp 19 Mrd. Yuan prognostiziert. Dass diesmal rote Zahlen geschrieben wurden, liegt in erster Linie an kräftigen Wertabschreibungen auf das umfangreiche Beteiligungsportfeuille im Technologiesektor. Das bereinigte Ergebnis zeigt einen Gewinnanstieg im Vergleich zur Vorjahresperiode um 19 % auf 33,8 Mrd. Yuan.
Nachdem Alibaba im Juni-Quartal einen erstmaligen Umsatzrückgang in der Konzerngeschichte gerade noch verhindern konnte und ein Nullwachstum auswies, sieht man nun einen leichten Anstieg der Erlöse um 3 % auf 207,2 Mrd. Yuan. Damit wurden die Erwartungen der Analysten knapp verfehlt. Als Bremse erwies sich zuletzt die Sparte Cloud-Dienste, die nach rasanten Zuwächsen in den vergangenen Jahren mittlerweile nur noch auf ein mittleres einstelliges Wachstum kommt.
Alibaba, ist wie auch andere chinesische Tech-Konzerne in diesem Jahr von der wesentlichen Eintrübung des chinesischen Konsumklimas in Mitleidenschaft gezogen. Dabei haben Restriktionen und Massen-Lockdowns in Chinas Großstädten nicht nur die Verbraucher in die Flucht geschlagen und den Warenumschlag auf den Alibaba-Plattformen Taobao und Tmall gedrosselt, sondern auch auf Ebene der Lieferlogistik schwere Probleme bereitet.
Die jüngsten Ankündigungen der chinesischen Regierung bezüglich einer selektiven Lockerung von Corona-Restriktionen lassen allerdings neue Hoffnung aufkeimen, dass sich Chinas Einzelhandelssektor nach einem neuerlichen Tiefpunkt im Oktober nun wieder zu erholen beginnt. Wie Alibabas Konzernchef Daniel Zhang am Donnerstag in einem Analysten-Call erklärte, erwarte man nun eine Aufhellung des Konsumklimas. Im zurückliegenden Quartal seien die Umsätze im Kerngeschäft mit E-Commerce-Plattformen sowie bei Cloud-Diensten zwar hinter den Erwartungen zurückgeblieben, doch habe es ertragsseitige Fortschritte gegeben. Für das gesamte Geschäftsjahr, das bei Alibaba zum 31. März endet, rechnet Zhang damit, dass man die bisherige Konsensschätzung der Analysten für einen Anstieg des Ebita-Ergebnisses um 29 % noch übertreffen können wird.
An der Börse ist die in New York und Hongkong notierende Alibaba-Aktie in diesem Jahr schwer unter die Räder gekommen. Ende Oktober war die Notierung in Hongkong auf ein Allzeittief zurückgefallen, hat sich in den vergangenen zwei Wochen im Zuge der Spekulationen um eine Wende in der chinesischen Corona-Politik allerdings wieder stark aufgebäumt. Die am Donnerstag nach Börsenschluss in Hongkong verbreiteten Quartalszahlen ließen die Alibaba-Aktie im New Yorker Handel vor allem wegen der optimistischeren Einschätzung des Konsumtrends zunächst um gut 8 % weiter anziehen.