Studie

Pandemie befeuert Ansturm auf Wohnimmobilien

Der Immobilienmarkt in den meisten europäischen Ländern hat unter der Coronakrise nicht wie befürchtet gelitten – ganz im Gegenteil hat die Pandemie die Angebotspreise noch deutlich angeheizt.

Pandemie befeuert Ansturm auf Wohnimmobilien

kro Frankfurt

Die Corona-Pandemie hat die Immobilienmärkte in den meisten europäischen Ländern laut einer Studie 2020 weiter angeheizt. Dabei legten die Angebotspreise in Deutschland mit 10,81% erneut besonders stark zu, wie aus dem neuen Property Index der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft Deloitte hervorgeht. Übertroffen wurde dies lediglich von der Entwicklung in Ungarn, wo sich die Wohnungspreise um durchschnittlich 12,3 % verteuerten. Rückläufige Preise verzeichneten dagegen einzig die Länder Norwegen, Italien und Bosnien-Herzegowina.

„Die Befürchtungen, dass mit der Covid-Krise auch der Immobilienmarkt leiden würde, haben sich nicht bestätigt – im Gegenteil“, sagte De­loitte-Partner und Immobilienexperte Michael Müller. „Die deutschen Immobilienpreise haben sowohl im Kaufmarkt als auch bei den Mieten noch einmal deutlich zugelegt.“

Stadt- und Landflucht

Dass der Wohnungsmarkt in der Bundesrepublik nach wie vor als „sicherer Hafen“ im deutschen Anlageuniversum gilt, führen die Autoren auf altbekannte Gründe zurück: anhaltend niedrige Zinsen, eine weiterhin hohe Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum, die das vorhandene Angebot übersteigt, sowie ein ungebrochener „Investitionsappetit“ auch von ausländischer Seite. In beliebten Regionen dürften die Preise vor dem Hintergrund auch weiter steigen, so die Einschätzung. Hinzu komme, dass bestimmte Bevölkerungsgruppen wie junge Familien zunehmend dazu tendierten, angesichts noch günstigerer Preise aus der Stadt ins suburbane Umland abzuwandern. Die in der Pandemie veränderten Wohn- und Arbeitsbedürfnisse täten hier ihr Übriges. In gut angebundenen Regionen dürften die Kauf- und Mietpreise somit ebenfalls weiter steigen. „Die Pandemie hat uns neben vielen Herausforderungen auch neue Erfahrungen wie Homeoffice, Homeschooling und virtuelle Home Business Meetings beschert“, sagt Müller. „Diese Entwicklungen geben dem Wohnimmobilienmarkt in Europa vollkommen neue Perspektiven.“ Die derzeit beispiellose Wohnungsnachfrage dürfte sich somit auf den meisten europäischen Märkten fortsetzen. Laut Umfrage rechnen knapp drei Viertel der 23 untersuchten Länder mit weiteren Preissteigerungen in diesem Jahr.

Bezahlbarkeit unterschiedlich

Bei der Analyse der Immobilienmärkte schwinge seit einigen Jahren europaweit auch die Frage der Bezahlbarkeit mit. Es gebe Stimmen, denen zufolge sich die Situation verschlimmert habe, schreiben die Autoren. Auf jeden Fall gebe es hier „ex­treme“ Unterschiede zwischen den Ländern. In Serbien etwa müssten Käufer durchschnittlich 15,2 Bruttojahresgehälter für den Kauf einer standardisierten Wohnung aufwenden. In Deutschland seien es sechs Jahresgehälter. Die beste Erschwinglichkeitsrate sei zuletzt in Irland verzeichnet worden, wo Käufer gut drei Jahre lang sparen müssten. Insgesamt wird in 64 % der Länder erwartet, dass sich die Erschwinglichkeit bis 2024 verschlechtert.