Panzer-Allianz

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Die Rüstungskonzerne Rheinmetall und Leonardo haben sich auf ein Joint Venture zum gemeinsamen Bau von Kampf- und Schützenpanzern geeinigt. Sie sehen große Potenziale.

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Deutsch-italienischer Panzergigant

Rheinmetall und Leonardo einigen sich auf Joint Venture

bl Mailand

Der Rüstungskonzern Rheinmetall und die italienische Leonardo haben sich auf die Bildung eines Gemeinschaftsunternehmens zum Bau von Kampf- und Schützenpanzern geeinigt. Die CEOs Armin Papperger (Rheinmetall) und Roberto Cingolani (Leonardo) unterzeichneten in Rom eine entsprechende Vereinbarung. Das Joint Venture Leonardo Rheinmetall Military Vehicles (LRMV) soll seinen Sitz in Rom haben. Operatives Zentrum wird aber die bestehende Leonardo-Fabrik im ligurischen La Spezia sein.

Mit dem Projekt schreitet die Konsolidierung in der noch immer sehr zersplitterten europäischen Rüstungsbranche voran. Hauptziel des Projekts ist die industrielle Entwicklung und anschließende Vermarktung eines neuen Kampfpanzers auf Basis des von Rheinmetall entwickelten Kampfpanzers Panther sowie des ebenfalls von Rheinmetall kommenden Schützenpanzers Lynx. Die Grundtechnologie für beide soll von Rheinmetall kommen. Gefechtsturm, Elektronik und Waffenintegration steuert Leonardo bei. Die Motoren kommen aus Deutschland.

Ein erster Großauftrag im Umfang von geschätzten 23,2 Mrd. Euro über zehn bis 15 Jahre ist für die italienischen Streitkräfte bestimmt. Diese haben dringend Bedarf an Nachfolgern für ihren veralteten Ariete-Kampfpanzer und den Schützenpanzer Dardo. Papperger zeigte sich zuversichtlich, schon in zwei Jahren liefern zu können, obwohl der Panther noch in der Entwicklung ist. Ein Produktionsanlauf stehe kurz bevor. Italien braucht rund 280 Panzer sowie bis zu tausend weitere gepanzerte Fahrzeuge. Die beiden Partner zeigen sich auch von einem sehr großen Exportpotenzial des Joint Ventures vor allem Richtung Osteuropa überzeugt. Es gebe mehrere potenzielle Kunden, sagte Papperger. Er nannte aber keine Namen. Man verfüge über zusätzliche Kapazitäten auch für den Fall, dass die Nachfrage noch größer ausfalle als erwartet.

50% des Fertigungsvolumens sollen von Leonardo kommen. 40% steuern nicht-italienische Rheinmetall-Werke, 10% italienische Fabriken des deutschen Konzerns bei. Die Governance des Joint Ventures soll paritätisch sein. Die Führungspositionen sollen regelmäßig wechseln. Zunächst soll es einen deutschen Chairman und einen italienischen CEO geben.

Cingolani hob die große Komplementarität der beiden Partner hervor. Zu Jahresanfang war ein Leonardo-Projekt mit der deutsch-französischen Panzerallianz KNDS gescheitert. Zur Begründung nannte Cingolani die zu lange Lieferzeit der Leopard-2-Panzer für die italienischen Streitkräfte von etwa fünf Jahren. Papperger verwies auf die wesentlich modernere und digitalisierte Rheinmetall-Plattform.

Dringender Bedarf

Die beiden Partner wollen sich auch an dem europäischen Kampfpanzerprojekt Main Ground Combat System (MGCS) beteiligen. Dieses werde aber erst 2040 realisiert, sagte der Rheinmetall-Chef. So lange könne man nicht warten, denn es bestehe schon jetzt dringender Bedarf.

Der Rheinmetall-Kurs legte am Dienstag zu, die Leonardo-Aktie schwenkte im Verlauf leicht ins Plus.

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