Porsche verlangsamt Gewinnrückgang
Porsche verlangsamt Gewinnrückgang
Volkswagen-Tochter dreht an der Kostenschraube – Molltöne bei Elektroauto-Strategie
sck München
Einen Tag nach dem Kurseinbruch von nahezu 8% hat sich die Aktie der Porsche AG zur Vorlage ihrer Halbjahreszahlen geringfügig erholt. Der Titel des Sportwagenbauers gewann zwar im Xetra-Handel zeitweise 3% auf 70,98 Euro an Wert, notiert aber damit immer noch weit unterhalb des Ausgabepreises von 82,50 Euro zum Börsen-Comeback Ende September 2022. Die Anleger honorierten insbesondere die Nachricht, dass die Volkswagen-Tochter aus Stuttgart-Zuffenhausen im zweiten Quartal den Gewinnrückgang verlangsamen konnte. Tags zuvor schockierte die Unternehmensführung die Investoren mit einer gekappten Jahresprognose.
Das operative Konzernergebnis schrumpfte im zweiten Quartal um 12% auf 1,8 Mrd. Euro. Das lässt sich aus den Angaben ableiten, die die Edelautoschmiede in ihrem Zwischenbericht per 30. Juni ausschließlich für die erste Jahreshälfte 2024 veröffentlichte. Zum Jahresauftakt sackte das Ergebnis um 30% auf 1,3 Mrd. Euro ab. Damit ergab sich im ersten Halbjahr ein Rückgang von einem Fünftel auf 3,1 Mrd. Euro. Dieser fiel etwas geringer aus, als Analysten zuvor befürchtet hatten.
F&E-Aufwendungen reduziert
Von April bis Juni begrenzte Porsche den Margenschwund um 2,5 Prozentpunkte auf 17%. Zum Vergleich: Im ersten Quartal fiel die operative Umsatzrendite um 4 Punkte auf 14,2% zurück. Die Daten zeigen, dass Porsche die negativen Folgen des beschleunigten Absatzdämpfers im zweiten Dreimonatsabschnitt (minus 10% auf 78.305 Fahrzeuge) mit reduzierten Aufwendungen abfedern konnte.
Das schwäbische Dax-Mitglied drückte die Forschungs- und Entwicklungskosten (F&E) im zweiten Quartal um 28% auf 573 Mill. Euro. Im Vorquartal erhöhte Porsche diese noch um 45% auf 1,1 Mrd. Euro. Zugleich fuhr Porsche ihre Sachinvestitionen (Autosparte) im Frühjahrsquartal um ein Viertel auf 409 Mill. Euro herunter, nachdem diese zum Jahresauftakt um 38% auf 441 Mill. Euro gestiegen waren.
Hohe Vorleistungen für neue bzw. überarbeitete Elektromodelle und der rasante Einbruch der Auslieferungen im bisher größten Einzelmarkt China sorgten dafür, dass Porsche in der Profitabilität deutlich Federn lassen musste. Vorstandschef Oliver Blume, der zugleich CEO der Muttergesellschaft in Wolfsburg ist, sowie Finanzvorstand und Porsche-Vizechef Lutz Meschke bekräftigten in einer Telefonkonferenz mit Journalisten ihre Ansicht, wonach der Einbruch des Geschäfts im asiatischen Riesenreich vor allem auf eine verhaltene Nachfrage infolge der Konjunkturschwäche im Land zurückzuführen sei.
Vom E-Ziel abgerückt
Der CFO tritt zunehmend auf die Kostenbremse. Meschke kündigte Einsparungen auf verschiedenen Konzernebenen an. Details nannte er aber nicht.
Derweil stimmte er wegen des verhaltenen Absatzes von E-Autos in Bezug auf die Elektrostrategie des Unternehmens Molltöne an. „Da sich die Transformation zur Elektromobilität weltweit sehr unterschiedlich entwickelt, haben wir begonnen, Projekte und Produkte auch im Hinblick auf die Verbrennertechnologie neu zu kalibrieren“, formulierte der CFO verklausuliert. Damit rückt Porsche von ihrem Ziel ab, dass bis 2030 sämtliche Neufahrzeuge aus den Werken vollelektrisch sein sollten.
Die Fakten sprechen für sich: Nach Unternehmensangaben schrumpfte der Anteil ausgelieferter E-Modelle der Marke Porsche am gesamten Absatz im ersten Halbjahr um fast 5 Punkte auf 5,9%. Da waren also 9.200 Stück nach über 18.000 ein Jahr zuvor.
Zum Thema Rettungsaktion für den in eine Schieflage geratenen Batteriehersteller Varta merkte Blume auf Nachfrage an, dass der Zulieferer wegen der E-Booster-Hochleistungsbatterien für die 911er-Baureihe „wichtig“ sei. Seinen Worten zufolge gibt es nur einen anderen Anbieter dafür auf dem Markt. Er und Meschke machten aber keine weiteren Angaben. Zuletzt wurde spekuliert, dass Porsche direkt bei Varta einsteigen könnte, um den Lieferanten auf diese Weise zu stützen.