Positive Perspektiven für Logistikriesen DHL
md Frankfurt
Die Gruppe Deutsche Post DHL kann sich glücklich schätzen – die Pandemie hat dem Trend zur Globalisierung trotz anderslautender Absichtserklärungen aus Politik und Wirtschaft bislang keinen Schlag versetzt. Im Gegenteil: Wie aus einer Studie hervorgeht, die die New York University Stern School of Business – den Angaben zufolge eine der führenden Managementschulen und Forschungszentren der USA – im Auftrag des Dax-Konzerns erstellte, hat der internationale Warenhandel sogar im Coronajahr 2020 zugenommen. Ein Indiz dafür sei die im Vorjahr gestiegene durchschnittliche Kilometerzahl, die im internationalen Warenhandel zurückgelegt wurde (siehe Grafik) – obwohl das internationale Handelsvolumen von April bis Juni 2020 um bis zu 15% unter dem Vorjahresniveau gelegen habe.
Regionalisierung bleibt aus
Für eine Renaissance des regionalen Handels – gemessen an den 23 von den Vereinten Nationen definierten Gebieten, die u.a. Europa in vier Subregionen aufteilt – gebe es keinerlei Hinweise, sagte Steven Altman, Senior Research Scholar und Professor an der Hochschule, in einem Pressegespräch in London. Alle untersuchten Indikatoren sprächen für eine Fortsetzung des Globalisierungstrends, was den DHL-Divisionen, deren Geschäftsmodell Logistikdienstleistungen sind, zugutekommt. Im Einzelnen sind dies Express (Kurier- und Expressdienste), Global Forwarding/Freight (Luft- und Seefrachtgeschäft) und Supply Chain (Geschäft mit Logistiklösungen für Großkunden). Daher war als Vertreter des Post-Vorstandes auch John Pearson, CEO von DHL Express, beim Pressegespräch zugegen. Seiner Ansicht nach hat sich 2021 gezeigt, dass Globalisierung sogar noch wichtiger sei als vor der Krise angenommen, und sie habe sich als widerstandsfähiger erwiesen als gedacht. Pearson verwies auf die 1,5 Milliarden Impfdosen gegen das Coronavirus, die DHL in diesem Jahr in 168 Länder der Welt geliefert habe.
Dass der Grad der Globalisierung nicht weit von seinem Rekordhoch entfernt ist – so das Ergebnis des DHL Global Connectedness Index (GCI), der die Globalisierung anhand des internationalen Handels-, Kapital-, Informations- und Personenverkehrs misst –, ist aber nur ein Ergebnis der Studie. Eine weitere Erkenntnis sei, dass die internationale Vernetzung immer noch begrenzt sei und es daher noch viel ungenutztes Potenzial für Länder und Unternehmen gebe. Die meiste Geschäftstätigkeit finde immer noch innerhalb der nationalen Grenzen und nicht grenzüberschreitend statt, so Altman, und der grenzüberschreitende Austausch finde größtenteils zwischen benachbarten Ländern statt. Ein Faktor, der hier betrachtet wird, ist die Zahl der Personen, die nicht in dem Land leben, in dem sie geboren wurden; deren Anteil liege bei 4%.
Die vorherrschenden Trends signalisieren gemäß der Studie enorme Zukunftschancen durch eine stärkere internationale Vernetzung. Den größten Nachholbedarf haben aber nun mehr denn je die ärmeren Länder, denn sie hinken der diesjährigen Konjunkturerholung in den Industrieländern und aufstrebenden Märkten hinterher. Damit einher geht ein Rückstand zum durchschnittlichen Globalisierungsgrad.
Austausch größer als gedacht
Außerdem förderte die Studie einige überraschende Ergebnisse zutage: So nahm der Handels-, Kapital-, Informations- und Personenverkehr zwischen den USA und China, deren politisches Verhältnis sich dem Gefrierpunkt nähert, im letzten Jahr – allen gegenseitigen Vorwürfen und Embargos zum Trotz – spürbar zu, nachdem der Austausch zwischen diesen beiden Ländern 2019 zum ersten Mal in den vergangenen 20 Jahren zurückgegangen war.