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Preiskampf in China setzt VW-Konzern bei Auslieferungen zu

Der VW-Konzern hat 2024 mit rund 9 Millionen Fahrzeugen 2,3% weniger ausgeliefert als im Jahr zuvor. Schwierig ist vor allem die Entwicklung im größten Einzelmarkt China.

Preiskampf in China setzt VW-Konzern bei Auslieferungen zu

Preiskampf in China setzt Volkswagen bei Auslieferungen zu

Im größten Markt 9,5 Prozent weniger Fahrzeuge zu Kunden gebracht - Reduziertes Jahresziel erreicht - Elektro-Anteil stabil

ste Hamburg

Der Volkswagen-Konzern hat 2024 mit 9,03 Millionen weltweit 2,3% weniger Neufahrzeuge auf die Straße gebracht als im Jahr zuvor. Die am Dienstag durch den Wolfsburger Fahrzeugbauer veröffentlichte Zahl entsprach dem Ende September reduzierten Zielwert des Unternehmens von rund 9 Millionen Fahrzeugen und blieb damit unter der ursprünglichen Jahresprognose einer Steigerung um bis zu 3%.

Ein vergleichsweise geringer Schwund im vierten Quartal um 0,8% auf 2,5 Millionen Fahrzeuge bremste die Talfahrt 2024 zum Jahresschluss. Regional führte vor allem der mit dem erbitterten Preiskampf in China einhergehende Rückgang der Auslieferungen um 9,5% oder gut 300.000 Fahrzeuge auf 2,93 Millionen im größten Einzelmarkt zu den Einbußen im abgelaufenen Jahr. 2023 hatte für den VW-Konzern in China noch ein Plus von 1,6% zu Buche gestanden.

Niveau wie 2012

Zuletzt waren in China 2012 mit rund 2,8 Millionen weniger als 3 Millionen Fahrzeuge ausgeliefert worden - damals hatten die Wolfsburger aber auf ihrem Wachstumskurs weltweit erstmals mehr als 9 Millionen Fahrzeuge ausgeliefert. Größte Verlierer in China waren 2024 im Konzernverbund Porsche mit einem Rückgang um 28% und Audi mit knapp 11%. Die Marke VW Pkw büßte 8,3% auf rund 2,2 Millionen Fahrzeuge ein.

Die Auslieferungen des VW-Konzerns in China hätten sich 2024 erwartungsgemäß entwickelt, sagte ein Unternehmenssprecher. „Angesichts des Marktes, der weiterhin von einem harten Preiskampf zwischen mehr als 120 Wettbewerbern geprägt ist – auch neue Modelle werden mit hohen Preisnachlässen auf den Markt gedrängt –, haben die Marken des Volkswagen-Konzerns ein solides Ergebnis erzielt.“ Der Sprecher unterstrich, dass Profitabilität für das Unternehmen oberste Priorität habe.

China bleibt schwierig

Im Schlussquartal hätten sich die Auslieferungen des VW-Konzerns in China wieder dem Vorjahresniveau genähert. „Dies zeigt, dass die strategischen Initiativen und die Markteinführung starker neuer Modelle wie Tiguan, Magotan und Passat auch in einem verzerrten Marktumfeld bereits Wirkung zeigen.“ Der Sprecher fügte hinzu, man gehe davon aus, dass der chinesische Markt auch 2025 herausfordernd bleibe.

Der Konzern setzt darauf, dass mit der Strategie der lokalen Produktion für den chinesischen Markt das Geschäft mittelfristig wieder anzieht. Bis 2030 will der VW-Konzern in China jährlich 4 Millionen Fahrzeuge verkaufen - ein in den besten Jahren schon übertroffenes Niveau. Auch das anteilige operative Ergebnis der chinesischen Joint-Venture-Gesellschaften soll bis dahin wieder zulegen. Rund 3 Mrd. Euro wurden im vergangenen Jahr für 2030 avisiert - nach erwarteten 1,6 Mrd. Euro im Jahr 2024.

Amerika als Stütze

Westeuropa, wo die Auslieferungen des VW-Konzerns 2024 um 0,4% auf 3,26 Millionen sanken, vergrößerte den Vorsprung als wichtigster Absatzmarkt. Dabei schrumpften die Auslieferungen in Deutschland um 2,2%. Als Stützen erwiesen sich Südamerika mit einem Plus von 14,7% auf 594.300 Fahrzeuge sowie Nordamerika, wo der Konzern mit 1,06 Millionen Fahrzeuge 6,4% mehr auslieferte als 2023. Der Zuwachs im Hauptmarkt USA lag bei 2%. Dabei schrumpften dort die Auslieferungen rein batterieelektrischer Fahrzeuge (BEV) allerdings um 30,5% auf 49.400. Allein der ID.4 der Marke Volkswagen verlor 55% auf 17.000 Fahrzeuge.

Weltweit brachte der VW-Konzern im vergangenen Turnus 744.800 Elektroautos an Kunden - ein Minus von 3,4%. Dass der BEV-Anteil an den gesamten Auslieferungen mit 8,3% stabil blieb, lag am Schlussspurt mit einer BEV-Quote von 9,5% im vierten Quartal. Ein Plus bei den Auslieferungen von 18% auf 154.600 Fahrzeuge in Europa glich im Schlussabschnitt Rückgänge von rund 41% in den USA und 21% in China fast aus.

Mehr E-Auto-Aufträge

Der VW-Konzern, der im chinesischen Elektromarkt der lokalen Konkurrenz hinterherfährt, hob am Dienstag hervor, mit einem Marktanteil von 21% weiterhin mit Abstand BEV-Marktführer in Europa zu sein. In Europa schrumpften die Auslieferungen von Elektroautos aus dem Konzern 2024 um 5,2% auf knapp 448.000. Zugleich unterstrichen die Wolfsburger den BEV-Auftragsbestand in Westeuropa, der bei rund 170.000 Fahrzeuge etwa 88% über dem Vorjahresniveau liege.

An der Börse überraschten die gesunkenen Auslieferungen bei Europas größtem Fahrzeugbauer am Dienstag nicht, nachdem an den Vortagen bereits Einzelmarken wie VW Pkw, Porsche und Audi Zahlen veröffentlicht hatten. Die VW-Vorzugsaktie legte bis zum Nachmittag um bis zu 1,8% auf 92,54 Euro zu. Die US-Bank Goldman Sachs senkte das Kursziel der Aktie bei einer unverändert neutralen Einstufung von 114 auf 98 Euro. Der europäischen Autoindustrie stehe ein weiteres herausforderndes Jahr bevor, hieß es in einer Branchenanalyse.

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