Tief bei Ausstiegs-Transaktionen

Private-Equity-Deals „trostlos“

Finanzinvestoren haben neue Megafonds mit Milliardenbeträgen eingesammelt. Doch sie sitzen auf alten Unternehmensbeteiligungen, die sie nicht loswerden. Das Exit-Volumen ist auf dem niedrigsten Stand seit der Pandemie 2020.

Private-Equity-Deals „trostlos“

Private-Equity-Deals „trostlos“

Analysehaus Pitchbook: So wenig Ausstiegs-Transaktionen in Europa wie seit der Pandemie im Jahr 2020 nicht mehr

cru Frankfurt

Eigentlich stehen Finanzinvestoren unter erheblichem Druck, das Geld aus ihren neuen Milliardenfonds in neue Deals zu stecken und zugleich aus einem Teil ihrer Unternehmensbeteiligungen auszusteigen, damit sie Geld an ihre Investoren („Limited Partners“) zurückgeben können. Doch offenbar können sich Käufer und Verkäufer angesichts gestiegener Fremdkapitalkosten noch immer selten auf eine niedrigere Bewertung einigen. Deshalb ist die Private-Equity-Transaktionsaktivität im ersten Quartal 2024 „trostlos“ gewesen.

So fasst zumindest das Analysehaus Pitchbook die Lage im jüngsten Datenreport zur Branche zusammen. Demnach ist das Volumen der Deals in den Monaten von Januar bis März in Europa um 37% gegenüber dem vorhergehenden Quartal und um 20% gegenüber dem gleichen Vorjahresquartal geschrumpft. Der Umfang der Ausstiegstransaktionen („Exits“) war so niedrig wie zuletzt im zweiten Quartal 2020, als die Pandemie mit den Lockdowns tobte, oder im ersten Quartal 2013.

Nur fünf Megadeals in Europa

„Wir haben im ersten Quartal nur fünf Megadeals in Europa mit einem Gesamtwert von 8,1 Mrd. Euro gesehen – ein Bruchteil im Vergleich zu den 108,4 Mrd. Euro im Gesamtjahr 2023“, kommentiert Nicolas Moura, Pitchbook-Analyst für Private Capital in Europa. In Deutschland bietet beispielsweise KKR gemeinsam mit der Wärmepumpen-Milliardärsfamilie Viessmann 2,7 Mrd. Euro für den börsennotierten Windparkbetreiber Encavis, und Carlyle verkaufte die Enterprise-Management-Softwarefirma SER Group an den Bostoner Finanzinvestor TA Associates. TPG steht vor der Übernahme des Energiekostenabrechners Techem für 6 Mrd. Euro. Derweil könnte die Bahn-Logistiktochter Schenker für bis zu 15 Mrd. Euro an das Konsortium aus Carlyle und CVC gehen, das ebenso wie andere Bieter bis Ende Mai eine präzisierte Offerte abgeben soll.

Kleinere Add-on-Transaktionen

Aber die ganz großen Deals sind die seltene Ausnahme: „Die bevorzugte Strategie, die wir im aktuellen Umfeld beobachten, ist das sogenannte Buy-and-Build durch kleinere Add-on-Deals“, konstatiert Pitchbook-Analyst Moura. Der Anteil solcher Transaktionen am Gesamtmarkt sei vom Zehnjahres-Durchschnitt bei 28% auf 45% gestiegen. Für die Zukunft erwartet Moura eine Erholung des Transaktionsgeschehens aufgrund des hohen Bestandes an billionenschweren Kapitalzusagen der Investoren – im Fachjargon „Dry Powder“ genannt – sowie aufgrund der steigenden Kurse an den Aktienmärkten und aufgrund der Vorwegnahme einer Lockerung der Geldpolitik.

Zunächst setzt sich der Mangel an Exit-Aktivitäten fort, und das Volumen sinkt im zweiten Quartal hintereinander. „Wir sahen jedoch einige IPOs in der deutschsprachigen Region“, merkt Moura an. Dazu zählen die Börsengänge des Hautpflegekonzerns Galderma (EQT) sowie der Parfümerie Douglas (CVC) und des Panzergetriebeherstellers Renk (Triton). Ebenfalls auf dem Weg an die Börse sind die familiengeführte Kosmetikgruppe Puig aus Spanien sowie die Private-Equity-Firma CVC in Amsterdam und die französische Softwarefirma Planisware (Ardian).

Börsengänge als Gradmesser

„Die Finanzinvestoren werden die Entwicklung dieser Börsengänge als Gradmesser für den IPO-Appetit im Jahr 2024 betrachten“, prognostiziert Moura. „Im ersten Quartal war der Exit-Wert aus öffentlichen Börsengängen höher als 2022. Das ist ermutigend.“ Es gebe erste Anzeichen dafür, dass die Unternehmensbewertungen wieder ansteigen. In den vergangenen zwölf Monaten seien Firmen im Durchschnitt mit dem 11,7-Fachen des operativen Gewinns (Ebitda) bewertet worden – etwas höher als der Wert für 2023 von 10,2.

Finanzinvestoren wie EQT, Cinven oder Apax haben neue Megafonds mit Milliardenbeträgen bei Investoren eingesammelt. Doch die Private-Equity-Häuser sitzen auf alten Unternehmensbeteiligungen, die sie nicht loswerden. Das Exit-Volumen ist laut Pitchbook auf dem niedrigsten Stand seit der Pandemie 2020.

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