Starkes Comeback

Private Equity feiert bestes Quartal seit zwei Jahren

Auf die Flaute folgt das Comeback: Rund um die Welt haben Private-Equity-Firmen im zweiten Quartal knapp 200 Mrd. Dollar in Unternehmensbeteiligungen investiert. Das war so viel wie seit dem zweiten Quartal 2022 nicht mehr.

Private Equity feiert bestes Quartal seit zwei Jahren

Private Equity feiert Zweijahreshoch

Transaktionsvolumen der Branche so groß wie seit dem zweiten Quartal 2022 nicht mehr

cru Frankfurt

Die Private-Equity-Branche hat im zweiten Quartal dieses Jahres so viel Transaktionsvolumen in Unternehmensbeteiligungen verzeichnet wie seit zwei Jahren nicht mehr. Nach Angaben der Unternehmensberatung EY kündigten Finanzinvestoren in den Monaten April bis Juni rund um die Welt 122 Transaktionen mit einem Gesamtvolumen von 196 Mrd. Dollar an. „Das war knapp doppelt so viel wie die 100 Mrd. Dollar an Deals, die im ersten Quartal angekündigt wurden“, beschreibt Pete Witte, Private-Equity-Analyst bei der Unternehmensberatung EY, auf Basis von Dealogic-Daten den jüngsten Aufschwung der Branche, welche seit zwei Jahren unter den hohen Zinsen leidet. „Damit waren die Monate April bis Juni das stärkste Vierteljahr für Private-Equity-Investments seit Beginn des Abschwungs im dritten Quartal 2022.“

Schon seit Mitte 2023 hatten Dealmaker die Aussichten für den Transaktionsmarkt zunehmend positiv beschrieben, aber die tatsächliche Aktivität fiel weiterhin relativ mau aus. Erst in den letzten Monaten ist diese Unbeständigkeit laut EY einer stärkeren Erholungstrendlinie gewichen. „Die Private-Equity-Firmen sehen eine Vielzahl von Möglichkeiten, die durch robuste Finanzierungsmärkte, klarere makroökonomischen Aussichten und somit verbesserte Wachstumsaussichten für die Portfoliofirmen untermauert werden“, konstatiert Analyst Witte.

Aufschwung seit April

Die Monate April und Mai waren mit jeweils mehr als 70 Mrd. Dollar Volumen der angekündigten Transaktionen besonders aktiv. Im April wurden 38 bedeutende Transaktionen – also mit einem Wert von 100 Mill. Dollar oder mehr – und im Mai 46 angekündigt, gegenüber nur 25 im Januar. Der Juni war im Vergleich dazu schwächer, aber mit 38 Transaktionen im Wert von 54 Mrd. Dollar immer noch relativ aktiv. Kein Wunder: Schließlich sitzt die Branche auf 2 Bill. Dollar an noch nicht investierten Kapitalzusagen ihrer Investoren – im Fachjargon „Dry Powder“ genannt. Zugleich stehen Unternehmensbeteiligungen aus den Private-Equity-Portfolios im Gesamtwert von 3 Bill. Dollar zum Verkauf.

Lange Zeit konnten sich Verkäufer und potenzielle Käufer von Unternehmensbeteiligungen nicht über den Preis einigen, so dass auch die Investoren nur geringe Rückflüsse aus ihren Investments erhalten konnten. „Die Bewertungslücke – die Differenz zwischen dem Preis, den Verkäufer für ihre Vermögenswerte verlangen, und dem Preis, den Käufer zu zahlen bereit sind – ist ein Haupthindernis für Deals, seit die Zinssätze Mitte des Jahres 2022 zu steigen begannen“, fasst Analyst Witte zusammen. „Eine solche Uneinigkeit über die angemessene Bewertung ist zwar normal in Marktabschwüngen, aber dieses Mal war der Dissens besonders hartnäckig.“ Es gebe indes Anzeichen dafür, dass Käufer und Verkäufer zunehmend eine gemeinsame Basis finden können.

Bewertungslücke als Hindernis für Transaktionen

Den Daten von Pitchbook zufolge haben sich die M&A-Bewertungen in den letzten Quartalen seitwärts bewegt – nach dem Höchstwert von elf im Jahr 2021 wurde der durchschnittliche M&A-Deal (über alle Branchen hinweg) zum 9,5-Fachen des operativen Gewinns (Ebitda) abgeschlossen. „Und in unserer Umfrage unter Private-Equity-GPs (institutionellen Investoren) waren 77% der Meinung, dass sich die Bewertungslücke in den letzten sechs Monaten verringert hat, obwohl eine Mehrheit von 54% immer noch glaubt, dass sie ein erhebliches Hindernis für Transaktionen darstellt“, berichtet Witte vom Ergebnis der jüngsten Umfrage unter Großinvestoren.

Der Branchenriese Carlyle etwa hat in der Flaute für Buy-out-Deals nur wenig Gewinn aus dem Verkauf von Unternehmensbeteiligungen gezogen, wie die jüngste Bilanz zeigt. Der ausschüttungsfähige Gewinn des zweiten Quartals – das sind Gewinne, die den Aktionären zur Verfügung stehen – sank im Vergleich zum Vorjahr um 12% auf 343 Mill. Dollar oder 78 Cents pro Aktie, teilte die in Washington ansässige Beteiligungsgesellschaft am Montag mit. Analysten hatten mit 83 Cents pro Aktie gerechnet.

Der Rückgang ist darauf zurückzuführen, dass die Private-Equity-Sparte geringere Gewinne aus dem Verkauf von Unternehmensbeteiligungen erzielte. Das Buy-out-Geschäft, das Carlyles größter Motor für ausschüttungsfähige Gewinne ist und für das das Unternehmen am besten bekannt ist, verzeichnete einen Rückgang von 38%. Der neue CEO Harvey Schwartz, der von Goldman Sachs gekommen war, steht vor der Herausforderung, das Wachstum anzukurbeln und den Carlyle-Kurs zu steigern.

Carlyle im Umbau

Investoren beobachten mit Argusaugen, was Schwartz unternimmt, um den Finanzinvestor, der 425 Mrd. Dollar an Vermögen verwaltet, zu einem größeren Investment-Superstore auszubauen – und ob die bevorstehende Zinssenkung die bisher zurückhaltenden Käufer von der Seitenlinie lockt und einige Ausstiege aus Unternehmensbeteiligungen ermöglichen wird.

Die gebührenabhängigen Erträge aus der Vermögensverwaltung – die stetigen Geldströme, die von den Aktionären begehrt werden – stiegen um 32% auf 273 Mill. Dollar und übertrafen damit die Erwartungen der Analysten von 268 Mill. Dollar. Der Grund für diesen Anstieg: Sowohl die Kreditsparte von Carlyle als auch die Sparte, die Anteile schon bestehender Private-Equity-Fonds („Secondaries“) kauft, verzeichneten jeweils Rekordgebühren für das Fondsmanagement.

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