Prüfungsmandat der Baywa für PwC steht auf der Kippe
Prüfungsmandat der Baywa für PwC steht auf der Kippe
Krisen-Agrarhandelskonzern könnte für 2025 Abschlussprüfer austauschen – Druck auf Münchner Deutschland-Tochtergesellschaft wächst
sck München
Das Mandat des umstrittenen Konzernabschlussprüfers PriceWaterhouseCoopers (PwC) beim krisengeschüttelten Agrarhandelsunternehmen Baywa wackelt. Nach Informationen der Börsen-Zeitung mehren sich im Aufsichtsrat des zum Genossenschaftssektor gehörenden Münchner Mischkonzerns kritische Stimmen zur Tätigkeit von PwC. Diese distanzierte Haltung im Gremium bildete sich vor allem heraus, als im November die Finanzaufsicht BaFin eine Prüfung des Konzernabschlusses und des Lageberichts für 2023 anordnete.
Die Behörde begründete ihren Schritt damit, dass „konkrete Anhaltspunkte“ für Verstöße gegen Rechnungslegungsvorschriften gemäß Wertpapierhandelsgesetz vorlägen. So seien die dargestellte Finanzlage und die Risiken aus der Finanzierung „möglicherweise fehlerhaft“. Neben der Verwaltung des Unternehmens, also Vorstand und Aufsichtsrat, könnte auch PwC für diese Mängel eine Mitverantwortung tragen, schließlich versah der Abschlussprüfer die Konzernbilanz 2023 Ende März vergangenen Jahres mit einem uneingeschränkten Testat und verzichtete dabei auf Hinweise zur seinerzeit schon angespannten Finanzlage des einstigen SDax-Mitglieds.
In solchen Verdachtsfällen der BaFin schaltet sich auch die staatliche Abschlussprüferaufsichtsstelle (Apas) ein. Aufgrund der Causa Baywa leitete die Apas ein berufsaufsichtsrechtliches Verfahren gegen PwC ein.
Imageschaden
Für das Image des Wirtschaftsprüfers, der auf internationaler Bühne zu den großen Vier gehört, ist der Schaden bereits groß. PwC machte zuvor Schlagzeilen in China. Dort verdonnerten die Behörden die Gesellschaft zu einer Millionenstrafe wegen festgestellter Prüfungsmängel im Zusammenhang mit dem in Schieflage geratenen Immobilienkonzern Evergrande.
PwC prüft die Baywa seit 2021, zuvor hatte Deloitte das Prüfmandat inne. Auch für den Konzernabschluss 2024, der am 27. März vorliegen soll, wurde PwC mandatiert. Die Hauptversammlung (HV) hatte am 11. Juni 2024 mit mehr als 99% dem Vorschlag des Aufsichtsrats zugestimmt, für die Prüfung abermals PwC zu bestellen. Das geschah insbesondere mit den Stimmen der beiden Großaktionäre. Die Beteiligungsvehikel kreditgenossenschaftlicher Primärbanken aus Bayern (33,8%) sowie von Waren- und Kreditgenossen aus Österreich (28,1%) vereinen zusammen 62% des Grundkapitals auf sich.
Prüfungsausschuss hat es in der Hand
Fraglich ist nun jedoch, ob der Aufsichtsrat für 2025 erneut PwC als Abschlussprüfer für das am 27. Mai stattfindende Aktionärstreffen vorschlägt. Dabei dürfte eine Handlungsempfehlung des Prüfungsausschusses des Kontrollgremiums zur HV-Einladung entscheidend sein. Der Prüfungsausschuss schlägt regelmäßig Wirtschaftsprüfer vor, die ein Mandat für eine Jahresabschlussprüfung erhalten können.
Aufgrund des Desasters bei der Baywa sind die Chancen für PwC, abermals den Zuschlag zu erhalten, allerdings deutlich gesunken. Wegen des hohen Drucks könnte die Baywa für den nächsten Prüfturnus einen anderen Wirtschaftsprüfer beauftragen.
Schlüsselrolle für Ausschussvorsitzenden
Eine Schlüsselrolle kommt in dem Prozess dem Vorsitzenden des Prüfungsausschusses zu. Es handelt sich dabei um den Kreditgenossen Wilhelm-Josef Oberhofer. Der 56-Jährige ist hauptberuflich Vorstandsmitglied bei der Raiffeisenbank Kempten-Oberallgäu und beim größten Baywa-Einzelaktionär, der Bayerischen Raiffeisen Beteiligungs-AG. Oberhofer, der dem Aufsichtsrat seit 2015 angehört und 2024 wiedergewählt wurde, gilt als mitverantwortlich für die Schieflage der Baywa.
Anders als sein Kollege Wolfgang Altmüller, der im November sein Aufsichtsratsmandat niederlegte, scheint Oberhofer nicht bereit zu sein, persönliche Konsequenzen aus der Misere zu ziehen. Seit Anfang Mai leitet der Kreditgenosse Gregor Scheller den Baywa-Aufsichtsrat.