Renesas erwartet Chipmangel bis ins zweite Halbjahr
dpa-afx Tokio –
Die Autoindustrie wird nach Einschätzung des japanischen Chipherstellers Renesas noch länger mit einem weltweit knappen Halbleiterangebot kämpfen müssen. Der Nachschub werde in der ersten Jahreshälfte begrenzt bleiben und aktuell deute alles darauf hin, dass sich diese Situation auch bis in das zweite Halbjahr hinein fortsetzen dürfte, sagte Unternehmenschef Hidetoshi Shibata in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur Bloomberg.
Renesas und ihr japanischer Partner TSMC wollen hier jedoch Abhilfe schaffen. Das Schließen der Angebotslücke im Automobilbereich habe höchste Priorität, hatte TSMC-Chef C. C. Wei bereits Mitte Januar erklärt. Nach einer seit 2018 schwachen Nachfrage habe die Erholung der Autobranche aus ihrem Coronatief im vierten Quartal 2020 zu Engpässen geführt. Ein schnelles Hochfahren der Produktion sei wegen der Länge und Komplexität der Lieferketten in der Autoindustrie aber schwierig. Erschwerend hinzugekommen sei die starke Nachfrage nach Halbleitern aus anderen Branchen im vergangenen Jahr.
Ähnliche Töne kamen in jüngster Vergangenheit von anderen Herstellern: Der deutsche Halbleiterkonzern Infineon rechnete noch im Februar damit, dass die Engpässe bei Chips den Autoabsatz kurzfristig beeinträchtigen könnten.
Beim Automobilzulieferer Continental erwartet man zudem eine Rückkehr der weltweiten Autoproduktion auf das Rekordniveau aus dem Jahr 2017 nicht vor 2025. Das aktuelle Jahr bleibe trotz erwarteter Produktionszuwächse bei Pkw und leichten Nutzfahrzeugen herausfordernd. Als Grund nannte Continental-Finanzvorstand Wolfgang Schäfer kürzlich bei der Präsentation der Jahresbilanz für 2020 unter anderem die Lieferengpässe im Bereich Halbleiter.
Schlechtes Lagermanagement
Marktbeobachter gehen davon aus, dass den Autobauern in diesem Jahr Erlöse im Umfang von 61 Mrd. Dollar entgehen werden. Hauptgrund hierfür sei vor allem ein schlechtes Lagermanagement.
Einige Analysten zeigen sich jedoch optimistischer und erwarten, dass die Engpässe in den kommenden Monaten weitgehend behoben werden. Ein Risiko bleibe jedoch bei den komplexeren Halbleiter-Lieferketten.