Renk gibt Startschuss für den Börsengang
Renk gibt Startschuss für den Börsengang
Finanzinvestor Triton macht Kasse bei dem Panzergetriebehersteller – Gesamtbewertung bei bis zu 3 Mrd. Euro
cru Frankfurt
Einen Tag später als ursprünglich geplant ist nun doch noch der Startschuss für den Börsengang von Renk gefallen. Der Panzergetriebehersteller hat seine Intention to Float am Dienstag veröffentlicht. Demnach will der Finanzinvestor Triton Kasse machen bei dem Unternehmen aus Augsburg: Voraussichtlich werden nur bestehende Aktien angeboten – ohne eine Kapitalerhöhung.
Finanzchef Christian Schulz verspricht sich vom Börsengang zwar Zugang zu zusätzlichen Finanzierungsinstrumenten für das Wachstum. Und Renk-Chefin Susanne Wiegand sagte, dies sei der nächste logische Schritt auf dem Wachstumspfad. Doch der Emissionserlös des Unternehmens, dessen Gesamtwert auf der Basis von Vergleichen mit dem börsennotierten Rüstungselektronikunternehmen Hensoldt auf 2,5 Mrd. bis 3 Mrd. Euro geschätzt wird, würde nach jetziger Planung nur dem Alteigentümer zufließen, nicht jedoch dem Unternehmen selbst: „Der geplante Börsengang würde ein öffentliches Angebot in Deutschland und Privatplatzierungen bei institutionellen Anlegern in anderen Ländern umfassen und voraussichtlich aus einem Angebot von bestehenden Aktien im Besitz von Triton bestehen“, heißt es in der Intention to Float.
Begleitet wird die Transaktion federführend von Citi, Deutsche Bank und J.P. Morgan. Üblicherweise vergehen zwischen der offiziellen Ankündigung eines Börsengangs, der sogenannten Intention to Float (ITF), und dem ersten Handelstag rund vier Wochen.
Mindestens ein Viertel Freefloat
Geplant ist das Listing im regulierten Markt der Frankfurter Börse (Prime Standard). Nach Abschluss des Börsengangs will Triton weiterhin eine Mehrheitsbeteiligung an Renk halten. Triton strebe für Renk-Aktien „einen relevanten Streubesitz“ an, um einen liquiden Markt für die Aktien zu erzeugen, hieß es. Im Prime Standard sind 25% Free Float vorgeschrieben. Der Börsengang soll in Abhängigkeit von den Marktbedingungen voraussichtlich bis Ende 2023 abgeschlossen sein.
Die Marktbedingungen haben sich zuletzt deutlich verbessert. Deshalb hatte in der vergangenen Woche am Mittwoch (6. September) auch der Medikamentenverpackungsspezialist Schott Pharma den Startschuss für sein IPO gegeben. Das Unternehmen strebt eine Bewertung mit dem 15-Fachen des operativen Gewinns (Ebitda) im Jahr 2024 an. Das wären 4 Mrd. Euro. Zugleich wird erwartet, dass in dieser Woche der Sandalenhersteller Birkenstock, der dem US-Private-Equity-Haus L Catterton gehört, seine IPO-Pläne für die Wall Street offiziell bei der US-Börsenaufsicht SEC anmeldet. Zuvor hatte im Juli bereits die Thyssenkrupp-Wasserstofftochter Nucera ihr Debüt erfolgreich hinter sich gebracht, und der Kurs hat seither um 7% zugelegt.
Neuen Schwung hat der US-IPO-Markt zuletzt durch den Börsengang des britischen Chipdesigners Arm erhalten, dessen Aktien mehr als fünffach überzeichnet sind. In Europa dagegen liegen die zwölf bisherigen IPOs in diesem Jahr um durchschnittlich 3% unter dem Ausgabepreis. Zu den größten Verlierern zählte die United-Internet-Webhosting-Tochter Ionos mit einem Kursverlust von zeitweise 17%.Morgan Stanley erwartet, dass sich das Comeback der IPOs fortsetzt. „Der Bullenmarkt für IPOs hat in der Vergangenheit normalerweise 36 Monate gedauert und der Bärenmarkt 28 Monate. Jetzt sind wir schon im Monat 29“, erklärt Manging Director Thomas Thurner. „Eine Flut von Börsengängen erwarten wir aber erst ab 2024.“ So geht es zunächst einmal mit Renk los. Die Augsburger stellen unter anderem Getriebe, Antriebe und Kupplungen für militärische Fahrzeuge wie den Leopard-Panzer und Schiffe her, aber auch für Industrieanlagen, wo sie etwa in Wärmepumpen zum Einsatz kommen. Das Unternehmen bedient insbesondere Kunden in den Branchen für Militärfahrzeuge, Marine, zivile Seefahrt, Zement- und Kunststoffproduktion sowie Öl und Gas.
Im ersten Halbjahr steigerte Renk, die 3.500 Mitarbeiter beschäftigt, den Umsatz um 7,9% auf 410 Mill. Euro, der bereinigte Betriebsgewinn sei um 5,5% geklettert. 2022 hatte das Unternehmen 144 Mill. Euro verdient, bei einem Umsatz von 849 Mill. Euro. Für das laufende Jahr werden Erlöse von 900 Mill. bis 1 Mrd. Euro erwartet, die Gewinnmarge dürfte bei 16 bis 17% liegen. Mittelfristig soll der Umsatz um 10% zulegen und die Gewinnmarge auf 19 bis 20% steigen.
Im Dialog mit dem Bund
Der Auftragsbestand liegt laut Wiegand bei 1,7 Mrd. Euro, und der gesamte adressierbare Markt wächst jährlich um 10%. Rund 70% vom Umsatz entfällt auf Rüstung. Hier sollen sich künftig die Gewichte verschieben: „Der Energiebereich ist Kerngeschäft von Renk“ sagte die Vorstandschefin. Anders als im Falle eines Verkaufs an einen einzelnen ausländischen Investor gibt es beim Börsengang keine Pflicht zur Genehmigung durch die Bundesregierung. „Aber wir sind natürlich im engen Dialog mit dem Bund“, so Wiegand. Zuvor war über einen Einstieg des Bundes bei Renk spekuliert worden – so wie es bei Hensoldt der Fall war.
Der Finanzinvestor Triton macht ernst mit dem Börsengang von Renk im Frankfurter Prime Standard. Mindestens 25% der Aktien sollen in den Streubesitz kommen. Insgesamt könnte der Panzergetriebehersteller bis zu 3 Mrd. Euro auf die Waage bringen. Eine Kapitalerhöhung wird es nicht geben. Der gesamte Erlös fließt Triton zu.