Rüstungsindustrie

Rheinmetall rüstet Europa zur Unabhängigkeit von den USA auf

Laut Rheinmetall-Chef Armin Papperger hat „eine Epoche der Aufrüstung“ begonnen. Dem Rüstungskonzern beschert das einen Umsatzsprung um bis zu 40% in der Rüstungssparte. Die Dividende steigt erheblich.

Rheinmetall rüstet Europa zur Unabhängigkeit von den USA auf

Rheinmetall rüstet Europa auf

CEO Papperger: Konzern ist „auf dem Weg zum globalen Champion“ − Wachstumsfelder Luftabwehr und Digitalisierung

cru Frankfurt

Seit sich die USA bei der Münchener Sicherheitskonferenz im Februar als verlässlicher Bündnispartner von Europa abgewendet haben, läuft das Geschäft von Rheinmetall mit Artilleriemunition, Kanonen und Panzern noch besser als bisher. Der Konzern erwartet für das laufende Geschäftsjahr 2025 ein deutliches Umsatzwachstum um 25% bis 30% auf bis zu 13 Mrd. Euro und rechnet bei einer stabil hohen operativen Marge von rund 15,5% mit einer Verbesserung des operativen Ergebnisses. Zuletzt erreichte das operative Ergebnis im abgelaufenen knapp 1,5 Mrd. Euro und der Auftragsbestand den neuen Rekordwert von 55 Mrd. Euro. Die Aktionäre sollen für 2024 eine kräftig um 42% erhöhte Dividende von 8,10 (Vorjahr: 5,70) Euro je Anteilsschein erhalten.

„Wir sind uns der Verantwortung für die Sicherheit unseres Landes und für die Verteidigungsfähigkeit Europas bewusst“, sagte Vorstandschef Armin Papperger anlässlich der Jahresbilanz am Mittwoch in Düsseldorf. „Mit einem Umsatzwachstum von 50% im militärischen Geschäft ist Rheinmetall auf dem Weg vom europäischen Systemhaus zum globalen Champion.“ Den Löwenanteil des Geschäfts macht der Konzern mit Artilleriemunition. Das Unternehmen hat sich zum größten Munitionshersteller der westlichen Welt entwickelt. „Vor allem die Pulverproduktion ist der Bottleneck“, sagte Papperger. Wachstumsfelder seien daneben vor allem die Luftabwehr mit dem Geschütz Skyranger und die Digitalisierung der Bundeswehr.

Armin Papperger, Vorstandvorsitzender von Rheinmetall (Quelle: picture alliance/dpa/Rolf Vennenbernd)

Kurs auf Rekordhoch

Der Kurs der Aktie reagierte am Mittwochvormittag mit einem Plus von zeitweise 9,8% auf das neue Rekordhoch von 1.269,50 Euro. Der Börsenwert hat sich damit seit dem Amtsantritt von Donald Trump als US-Präsident im Januar verdoppelt auf 50 Mrd. Euro – das ist mehr als die Porsche AG, DHL oder die Deutsche Börse auf die Waage bringen.

Laut Papperger hat Rheinmetall seit der von Ex-Kanzler Olaf Scholz ausgerufenen „Zeitenwende“ in den vergangenen zwei Jahren fast 8 Mrd. Euro investiert, um neue Werke aufzubauen, Zukäufe zu tätigen und Lieferketten abzusichern: „Eine Epoche der Aufrüstung in Europa hat begonnen, die uns allen viel abverlangen wird. Sie bringt uns bei Rheinmetall für die kommenden Jahre aber auch Wachstumsperspektiven, wie wir sie noch nie erlebt haben. In zentralen Bereichen der militärischen Ausstattung sind wir ein wichtiger Player.“

Papperger führt Rheinmetall bereits seit zwölf Jahren, und der Vertrag des 62 Jahre alten Managers, gegen den es russische Anschlagspläne gegeben haben soll, wurde kürzlich bis 2029 verlängert. Er berichtete, dass die gesellschaftliche Wertschätzung für seine Arbeit in den vergangenen Jahren erheblich gestiegen sei. Auch am Kapitalmarkt hat sich die „Zeitenwende“ längst vollzogen: Laut einer Analyse von Bloomberg Intelligence ist die Zahl der ESG-Aktienfonds, die in Rüstungsunternehmen investiert sind, seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine im Jahr 2022 um 50% auf fast 1.800 gestiegen.

Militärisches Geschäft wächst besonders stark

Rheinmetall hatte 2024 einen Umsatzanstieg von 36% auf rund 9,7 Mrd. Euro verbucht. Das operative Ergebnis (Ebit vor Sondereffekten) stieg um 61% auf 1,5 Mrd. Euro. Vor allem das margenstarke Geschäft mit Waffen und Munition trug dazu bei. Einen Umsatzrückgang von 2% auf 2 Mrd. Euro verbuchte Rheinmetall dagegen in der Sparte Power Systems, die unter der Schwäche der Autoindustrie litt und bei guter Gelegenheit laut Papperger zum Verkauf stehen könnte. 

Im militärischen Geschäft von Rheinmetall – dem gegenüber der Autozulieferung mit 80% Umsatzanteil dominanten Unternehmensteil – erwartet der Konzern für 2025 sogar ein noch stärkeres Umsatzwachstum als im Gesamtkonzern von 35 bis 40%. Die operative Ergebnisrendite soll leicht von 15,2 auf 15,5% klettern. Bis 2027 soll sich der Umsatz auf 20 Mrd. Euro verdoppeln.

Prognose wird noch angehoben

Dieser Ausblick berücksichtige noch nicht die Verbesserung des Marktpotenzials, die sich insbesondere in den für Rheinmetall besonders relevanten Märkten in Europa, Deutschland und der Ukraine aufgrund der geopolitischen Entwicklungen in den zurückliegenden Wochen voraussichtlich ergeben werde, hieß es. Daher werde Rheinmetall korrespondierend mit einer zunehmenden Konkretisierung der jeweiligen Bedarfe der militärischen Kunden im weiteren Jahresverlauf gegebenenfalls Prognoseanpassungen vornehmen. Damit ist laut Papperger aber eher erst im Herbst zum Kapitalmarkttag zu rechnen.

In jedem Fall soll die Belegschaft von Rheinmetall in den kommenden zwei Jahren um ein Viertel auf 40.000 Beschäftigte anwachsen. Rechne man Zulieferer mit ein, seien es 120.000 Stellen, die vom Rheinmetall-Geschäft abhängen: „Das ist ein echter Job-Motor“, sagte Papperger.

Europa will sich im Verteidigungssektor unabhängiger von den USA machen. Laut Rheinmetall-Chef Armin Papperger hat „eine Epoche der Aufrüstung“ begonnen. Dem Rüstungskonzern beschert das für 2025 einen Umsatzsprung um bis zu 40%. Die Dividende für 2024 steigt um 42% auf 8,10 Euro.

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