Hauptversammlung

Ringen um Windkonzern PNE

Der Machtkampf um PNE eskaliert. Auf der Hauptversammlung greift Großaktionär Morgan Stanley Infrastructure Partners nach der Mehrheit im Aufsichtsrat. Die Investoren Enkraft und Active Ownership stemmen sich dagegen.

Ringen um Windkonzern PNE

cru Frankfurt – Auf der Hauptversammlung des Cuxhavener Windenergiekonzerns PNE wird es am heutigen Mittwoch wohl zu einer Kampfabstimmung über die Besetzung der sieben Aufsichtsratsposten kommen. Als Gegner treten gleich drei Investoren gegeneinander an: Auf der einen Seite der Großaktionär Photon – ein Infrastrukturfonds der Investmentbank Morgan Stanley, die nach einem gescheiterten Übernahmeversuch 39 % der Anteile hält. Auf der anderen Seite die beiden aktivistischen Investoren Enkraft und Active Ownership, die beide am liebsten verhindern würden, dass Morgan Stanley den Aufsichtsrat bald mit vier auf ihrem Ticket fahrenden Mitgliedern dominiert – doppelt so viele wie bisher.

Als Sieger aus dem Ringen dürfte jedoch Morgan Stanley hervorgehen, da die Investmentbank voraussichtlich zwei Drittel der Stimmen des beim Aktionärstreffen anwesenden Kapitals für sich verbuchen kann. Anders dürfte es dagegen bei der Abstimmung über das genehmigte Kapital ausgehen. Da bringt die Opposition voraussichtlich die notwendigen 25 % der Stimmen zusammen, um die qualifizierte Mehrheit, die für die Annahme des Vorschlags der Verwaltung benötigt wird, zu torpedieren.

Kritik abgebügelt

Aufsichtsratschef Per Hornung Pedersen hatte vorab die Kritik der Aktivisten am Großaktionär Morgan Stanley in einem Brief an Enkraft-Chef Benedikt Kormaier zurückgewiesen: „Es mag zwar nicht zu konkreten Finanzierungen mit Morgan Stanley gekommen sein, weil die Gesellschaft anderweitig problemlos und zu attraktiven Konditionen ihren Kapitalbedarf decken konnte und daher kein entsprechender Bedarf bestand“, heißt es in dem Schreiben Pedersens, das der Börsen-Zeitung vorliegt. „Der Erwerb einer faktischen Hauptversammlungsmehrheit hat aber zu einer Stabilisierung im Aktionariat und zu einer verlässlichen Unterstützung der Strategie der Verwaltung geführt.“

Das sei für den zwischenzeitlichen Portfolioausbau der PNE AG sehr positiv, was in einer erfreulichen Aktienkursentwicklung zum Nutzen aller Aktionäre zum Ausdruck komme. Am Dienstag kletterte der Kurs der PNE-Aktie um zeitweise 3 % auf 12,96 Euro. Damit hat sich der Börsenwert des Unternehmens seit Juli 2021 knapp verdoppelt auf rund 1 Mrd. Euro.

Übernahme 2019 gescheitert

Enkraft – ein auf erneuerbare Energien spezialisiertes Family Office aus München – hatte den Vorstand und den Aufsichtsrat von PNE im November 2019 aufgefordert, das angekündigte Übernahmeangebot der Morgan Stanley Infrastructure Partners nicht zu unterstützen, da die angebotene Gegenleistung in Höhe von 4 Euro pro Aktie den Wert der PNE nicht annähernd reflektiert habe. Insbesondere sollte es die Gesellschaft unterlassen, ein Investment Agreement abzuschließen, das Morgan Stanley mit dem Inaussichtstellen von zwei Sitzen im Aufsichtsrat und einem Delisting der Gesellschaft weitreichende Zugeständnisse machte – und nun Ende April ausgelaufen ist. Jetzt greift Morgan Stanley nach der Kontrolle – und die Aktivisten befürchten, dass die Minderheitsaktionäre übervorteilt werden.

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