M&A

Robuste Allzweckwaffe mit Zukunfts­potenzial

Software ist gesucht – gegenwärtig besonders solche, die der Cyberabwehr dient, und Cloud-Lösungen, die der Digitalisierung helfen. Beide Trends beflügeln auch den M&A-Boom im Sektor.

Robuste Allzweckwaffe mit Zukunfts­potenzial

Von Heidi Rohde, Frankfurt

Nachdem der Tech-Sektor als Ganzes im vergangenen Jahr in einer beispiellosen M&A-Bonanza ein globales Transaktionsvolumen von 5,3 Bill. Dollar erzielt hat, ein stattliches Plus von 64% gegenüber Vorjahr, geht der Deal-Boom auch im laufenden Jahr auf hohem Niveau weiter. Das gilt insbesondere für den Enterprise-Software-Sektor, wo nicht nur die Zahl der Transaktionen, sondern auch die Bewertungen in der zweiten Jahreshälfte 2021 nochmals anzogen. Mit 114 Mrd. Dollar wurde weltweit in einem Halbjahr das zweithöchste jemals verzeichnete Deal-Volumen registriert.

Triebfeder des Kaufrausches ist vor allem die Suche nach speziellen Lösungsansätzen, die – junge – Softwareunternehmen bieten, sei es ganz aktuell bei Cybersecurity oder im weiteren Sinne bei Software-as-a-Service (SaaS), mit denen die Unternehmen den Trend zur Verlagerung von Geschäftsmodellen in die Cloud unterstützen. „Die Bewertungen sind im SaaS-Bereich leicht von den Niveaus des Vorjahres zurückgekommen, auf Umsatz-Multiples von 8 bis 10“, sagte Sascha Pfeiffer, Managing Director und Co-Head European Technology Group bei Houlihan Lokey. „Wir sehen weiterhin einen eher robusten Markt wie in den Jahren 2017 bis 2019.“ Dennoch, das Geschäft brummt. Denn zum einen betreffen akute Engpässe beim Rohstoff Öl oder steigende Energiepreise den Softwaresektor weniger, zum anderen bieten gerade SaaS-Geschäftsmodelle stetige Cashflows. Das lockt verstärkt Finanzinvestoren an, die „mit Buy-and-build-Strategien Marktsegmente konsolidieren“, wie sein Kollege Tobias Schultheiss, Managing Director für den Bereich Digital Media and Financial Technology DACH, ergänzt.

Dies ist gegenwärtig vor allem im stark fragmentierten Markt für Cybersecurity zu beobachten, „wo ein US-Finanzinvestor gerade dabei ist, ein ganzes Portfolio an Lösungen zusammenzukaufen“, wie Axel Brill, Director bei Hampleton Partners, sagt. Hier sind die Multiples nach seiner Beobachtung „noch deutlich höher als im Softwaresektor insgesamt“. Allerdings ist die Deal-Sicherheit mitunter eingeschränkt. Cybersecurity gilt mittlerweile als Schlüsseltechnologie, so dass bei Verkäufen deutscher Unternehmen ins Ausland das Außenwirtschaftsamt ein ausführliches „Investment Screening“ vornimmt. Hinzu kommt: „Auch die Kartellbehörden schauen bei Tech- und Software-Deals inzwischen sehr genau hin“, so Pfeiffer. Stein des Anstoßes „sind mitunter auch Datenschutzvorschriften in Europa, die etwa einen Verkauf in die USA er­schweren können“, so Schultheiss.

Dass das M&A-Karussell sich mit Schwung weiterdreht, liegt auch an dem boomenden Markt für Wachstumskapital, der auch hierzulande die Finanzierungssituation junger Unternehmen und vor allem reifer Start-ups in der Spätphase deutlich verändert hat (siehe obenstehenden Bericht). Berlin ist ein bekannter globaler Hotspot geworden. „Die Finanzierungsrunden werden immer größer, die Unternehmen bleiben viel länger in privater Hand“, befindet Pfeiffer. „Früher waren Runden über 50 Mill. Dollar groß, heute sind 100 Mill. Dollar und mehr schon fast normal.“ Länger in privater Hand bleiben Unternehmen aktuell auch deshalb, weil der IPO-Markt komplett geschlossen ist. Da sind Trade Sales die einzige Alternative. Houlihan Lokey beobachtet im Softwaresektor zurzeit rege Aktivität bei Transaktionsgrößen von 50 bis 250 Mill. Dollar, die Investmentbank selbst berät meist in Deals zwischen 100 und 500 Mill. Dollar in dem Sektor.

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