Fernsehmarkt

RTL leidet unter der Werbeflaute

Auch in diesem Jahr rechnet der Vorstandschef Thomas Rabe mit weniger Erlösen aus der Fernsehreklame. Das Streaminggeschäft und die Produktionsgesellschaft Fremantle sollen dagegen weiter zulegen.

RTL leidet unter der Werbeflaute

jh München

RTL stellt sich für dieses Jahr auf einen leicht steigenden Umsatz und ein abermals niedrigeres Ergebnis ein. Die Märkte für Fernsehwerbung entwickelten sich leicht rückläufig, berichtete der Vorstandsvorsitzende Thomas Rabe in der Online-Bilanzpressekonferenz: „Der Jahresstart ist schwierig.“ Vor allem Werbekunden im Mittelstand und in der Start-up-Szene hielten sich zurück. Rabe rechnet jedoch damit, dass sich das Werbegeschäft im Lauf dieses Jahres belebt.

Den Rückgang in diesem sehr profitablen Segment werde RTL mit Wachstum im Streaminggeschäft und der Produktionsgesellschaft Fremantle mehr als ausgleichen, kündigte Rabe an. So werde der Umsatz in diesem Jahr auf 7,3 bis 7,4 Mrd. Euro steigen. 2022 nahm er um knapp 9% auf erstmals mehr als 7 Mrd. Euro zu (siehe Tabelle). Aus eigener Kraft steigerte das Medienunternehmen den Erlös um 1,6% – trotz der um 4,4% gesunkenen TV-Werbeumsätze.

Für das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis (Ebita) rechnet der Vorstand mit einem Rückgang auf 1,0 bis 1,05 Mrd. Euro. Eingerechnet sind Verluste von etwas weniger als 200 Mill. Euro für den Ausbau des Streaminggeschäfts. Im vergangenen Jahr erhöhten sich diese Anlaufverluste auf 233 (166) Mill. Euro. Vor allem damit und mit den gesunkenen Werbeeinnahmen begründet RTL das um 6% gesunkene bereinigte Ebita. Zudem wurde RTL Belgien verkauft. Die Ergebnismarge sank auf 15 (17,4)%.

Den Aktionären wird auf der Hauptversammlung am 26. April eine Dividende von 4 (5) Euro je Aktie vorgeschlagen. Größter Anteilseigner ist Bertelsmann mit gut 76%. Das Nettoergebnis von RTL fiel auf 766 Mill. Euro. Die 1,45 Mrd. Euro des Vorjahres enthielten einen Gewinn von 717 Mill. Euro aus dem Verkauf des US-amerikanischen Werbevermarkters SpotX.

Der Umsatz im Streaming-Geschäft stieg 2022 um knapp ein Fünftel auf 267 Mill. Euro, die Zahl der zahlenden Abonnenten auf 5,5 (3,8) Millionen in Deutschland und den Niederlanden sowie in Ungarn. Die 0,25 Millionen Kunden in Ungarn wurden erstmals einbezogen. 2026 sollen es insgesamt 10 Millionen sein. Die Produktionsfirma Fremantle steigerte den Umsatz um rund 22% auf eine nicht genannte Höhe. Das Unternehmen habe einen großen Schritt in Richtung der für 2025 angepeilten 3 Mrd. Euro gemacht, berichtete Rabe.

Über den geplanten Verkauf eines Teils der Zeitschriften von Gruner + Jahr sagte der Chef von RTL und Bertelsmann, er rechne mit einem Abschluss bis zu diesem Sommer. In den nächsten Wochen erwarte RTL Angebote von Interessenten.

Besseres gewünscht

Dem Eindruck, er habe Gruner + Jahr schlechtgeredet, um den Verkauf von rund 20 % der Auflage und das Einstellen von 10 % zu rechtfertigen, widersprach Rabe: „Ich wünschte, die Performance von Gruner + Jahr wäre besser.“ Ohne ein Gegensteuern entstünde in diesem Jahr ein Verlust in Höhe eines zweistelligen Millionen-Eurobetrags, sagte er. Anfang 2022 hatte RTL Gruner + Jahr übernommen. Eingestellt werden etwa „Geo Wissen“ und „Brigitte Woman“. Rund 500 Arbeitsplätze werden gestrichen, 200 der 1900 Vollzeitstellen sollen mit den Verkäufen wegfallen.

RTL Group
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Euro20222021
Umsatz 72246637
Bereinigtes Ebita10831152
Ebit9871908
Finanzergebnis−55−27
Nettoergebnis16731301
Operativer Cashflow463932
Nettofinanzposition2180657
1) den Aktionären zugerechnet; 2) ohne Leasingver-bindlichkeiten Börsen-Zeitung