Verteidigung Europas

Rüstungskonzern Leonardo plant Übernahmen und neue Kooperationen

Der italienische Rüstungskonzern Leonardo sitzt auf einem prall gefüllten Orderbuch und setzt auf europäische Zusammenarbeit.

Rüstungskonzern Leonardo plant Übernahmen und neue Kooperationen

Leonardo plant neue Kooperationen und Übernahmen

Italienischer Rüstungskonzern profitiert von Branchenboom

bl Mailand

So wie viele andere Rüstungsunternehmen profitiert auch der italienische Konzern Leonardo von den weltweit deutlich steigenden Militärausgaben. CEO Roberto Cingolani sagte bei der Vorstellung der vorläufigen Jahreszahlen für 2024, mit neuen Joint Ventures und kleineren Übernahmen wolle der Konzern seinen internationalen Fußabdruck verstärken und dazu beitragen, Europas Rüstungsbranche zu stärken. Derzeit würden Gespräche mit fünf kleineren Unternehmen geführt, die für eine Übernahme in Frage kämen - insbesondere in den Sektoren Raumfahrt und Cyber Security. Cingolani erwartet auch weiter deutlich steigende Rüstungsausgaben, die zusätzlich Impulse für sein Unternehmen brächten.

Schon für die nächsten Tage stellte Cingolani eine Vereinbarung für den defizitären Bereich Aerostrukturen mit einem Partner in Aussicht. Leonardo ist hier Lieferant von Airbus, aber auch von Boeing. Die Probleme des amerikanischen Flugzeugbauers Boeing mit der B787 schlugen auf Leonardo durch. Zuletzt verbesserte sich die Situation jedoch. Allerdings wies das Geschäftsfeld – zu dem auch die Beteiligung am italienisch-französischen Flugzeughersteller ATR (Airbus-Leonardo) zählt – einen unveränderten Betriebsverlust von 151 Mill. Euro aus.

Kooperationen mit Thales

In der noch jungen Leonardo-Sparte Raumfahrt, die 5% zum Umsatz und Ertrag beiträgt, hat sich die Ertragssituation 2024 verschlechtert: Bei steigenden Einnahmen und Bestellungen ging das Betriebsergebnis auf 31 (Vorjahr: 54) Mill. Euro zurück. Bei Satelliten haben die Italiener seit vielen Jahren zwei Kooperationen mit der französischen Thales (Thales Alenia Space, Telespazio).

Airbus, Thales und Leonardo wollen dem Vernehmen nach ihre Aktivitäten bündeln und ein Joint Venture im Bereich erdnaher Satelliten bilden. Gespräche darüber wurden von verschiedenen Seiten bestätigt. Doch konkrete Ankündigungen für das sogenannte Projekt Bromo, benannt nach einem indonesischen Vulkan, werden in Italien erst in den nächsten Wochen erwartet. Cingolani äußerte sich nicht zu entsprechenden Berichten und bestätigte lediglich Gespräche mit Thales. Am 11. März soll ein neuer Strategieplan vorgestellt werden, in dem es unter anderem um die Raumfahrtsparte gehen soll.

Leonardo leidet in dem extrem wettbewerbsintensiven Geschäftsfeld unter ähnlichen Problemen wie andere europäische Unternehmen in diesem Sektor: Sowohl Airbus als auch die französische Thales wollen hier Personal abbauen.

Bestellflut

Insgesamt aber hat Leonardo für 2024 deutlich bessere Ergebnisse vorgelegt als in dem 2024 vorgelegten Strategieplan geplant. Der Bestelleingang wuchs 2024 auf bereinigter Basis um 12,2% auf 20,9 Mrd. Euro. Mit einem Orderbuch von 44 Mrd. Euro wird mehr als das 2,5-fache des Umsatzvolumens von 17,8 Mrd. Euro (plus 11,1%) abgedeckt. Das bereinigte Betriebsergebnis stieg um 12,9% auf 1,5 Mrd. Euro. Der freie Cashflow aus dem operativen Geschäft erhöhte sich um 26,7% auf 826 Mill. Euro. Das Unternehmen hat im vergangenen Jahr Einsparungen von 191 Mill. Euro erzielt - mehr als die angepeilten 150 Mill. Euro. Der Plan soll nun aktualisiert werden.

Die Impulse kamen im vergangenen Jahr vor allem aus dem Helikopter-Sektor, der etwa 30% zum Umsatz und Ergebnis beiträgt. Der Bereich Rüstungselektronik, zu dem die 25,1%-ige Beteiligung an der deutschen Hensoldt gehört, trägt 40% zu den Einnahmen und zum Betriebsergebnis bei.

Leonardo setzt nicht nur in der Raumfahrt und bei Aerostrukturen auf Joint Ventures. Bei Raketen und Lenkflugkörpern arbeitet Leonardo mit BAE Systems und Airbus zusammen (MBDA). Im Panzerbau hat das Unternehmen eine Allianz mit Rheinmetall geschmiedet. Im Marinesektor will Leonardo verstärkt mit Fincantieri zusammenarbeiten. Und zusammen mit Mitsubishi Heavy Industries und BAE Systems entwickelt Leonardo die sechste Generation eines Kampfjets (F35), der in Konkurrenz zum deutsch-französisch-spanischen Future Combat System stehen wird. Außerdem ist Leonardo mit Airbus Teil des Eurofighter-Konsortiums, das zuletzt mehr Flugzeuge an Deutschland, Italien und Spanien verkauft hat. Kooperationen gibt es ferner in den USA, etwa im Hubschraubersektor.

Börsenwert verdreifacht

Der Aktienkurs schloss am Donnerstag mit einem Minus von 3,1%, hat aber binnen zwölf Monaten um mehr als 81% zugelegt. Innerhalb der letzten fünf Jahre hat sich die Kapitalisierung des zu 30% staatlichen Unternehmens mehr als verdreifacht.

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