Software

Russland-Rückzug belastet SAP

Der Softwareriese SAP ist zum Jahresstart zwar bei der Umstellung auf das Cloudgeschäft vorangekommen, hat aber Abstriche beim Betriebsgewinn hinnehmen müssen. Das Betriebsergebnis fiel währungsbereinigt um 7% auf knapp 1,68 Mrd. Euro.

Russland-Rückzug belastet SAP

hei Frankfurt

SAP beschleunigt das Wachstum in der Cloud und steigert damit die Cloud- und Softwareerlö­se insgesamt um 12% auf rund 6 Mrd. Euro, stärker als im Durchschnitt erwartet. Beim Ergebnis muss der Softwarekonzern unterdessen Federn lassen – auch etwas mehr als erwartet. Das bereinigte Betriebsergebnis (Non-IFRS) fiel auf Basis konstanter Wechselkurse um 7% auf 1,68 Mrd. Euro. Die Marge gemessen am bereinigten Betriebsergebnis sank um 3,7 Prozentpunkte auf 23,7%.

Ein Grund für den stärkeren Knick ist auch der Rückzug aus Russland, zu dem sich SAP nach längerem Zögern entschlossen hatte. Für das laufende Geschäftsjahr erwartet der Oracle-Konkurrent beim Umsatz Ausfälle in Höhe von rund 300 Mill. Euro durch fehlendes Neugeschäft und die Beendigung bestehender Aufträge sowie beim Betriebsergebnis von rund 350 Mill. Euro. Das entspricht in etwa 4% des avisierten Gewinns, den SAP weiterhin in der Spanne von 7,8 und 8,25 (i.V. 8,23) Mrd. Euro erwartet. Das wären im schlechtesten Fall 5% weniger als im Vorjahr.

Das Unternehmen, das zunächst am Lizenzgeschäft und an der Wartung von Altkunden in Russland festgehalten hatte, spürte auch bereits im ersten Quartal höhere Ausgaben im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg. Darüber hinaus belasteten Investitionen in Forschung und Entwicklung und das Marketing den Gewinn. Die SAP-Aktie, die im Januar nach einem mauen Ausblick einen Kurssturz erlebt hatte und im laufenden Jahr bisher rund 20% verlor, büßte bis zu 5% ein.

Mucic zufrieden

Der scheidende Finanzchef Luka Mucic, der dem Konzern nach 27 Jahren spätestens im März 2023 den Rücken kehren wird, äußerte sich unterdessen zufrieden mit der Geschäftsentwicklung. SAP habe „einen soliden Jahresstart“ erwischt. Der Current Cloud Backlog, den der Konzern als zentralen Wachstumsindikator herausstellt, stieg den Angaben zufolge um 28% auf 9,73 Mrd. Euro beziehungsweise währungsbereinigt um 23%. Durch den Krieg in der Ukraine fiel das Wachstum beim Current Cloud Backlog währungsbereinigt um 0,8 Prozentpunkte geringer aus. Die Cloud-Bruttomarge habe trotz erhöhter Aufwendungen leicht auf 70% (Non-IFRS) zugelegt.

Dennoch sackte das Ergebnis unterm Strich im ersten Quartal deutlich ab, je Aktie um 29% auf 0,63 Euro. Auch der Free Cashflow fiel um knapp ein Viertel auf 2,17 Mrd. Euro. Im Ergebnis bekam SAP den Gegenwind an den Finanzmärkten zu spüren. Der Finanzinvestor Sapphire Ventures, der in der Vergangenheit den Nettogewinn regelmäßig aufpäppelte, sorgte im ersten Quartal für einen Einbruch. „Wir bleiben Sapphire verpflichtet“, sagte Mucic über die Venture-Capital-Firma, die unter anderem an dem Berliner Software-Start-up Contentful beteiligt ist.

Für 2022 insgesamt erwartet SAP weiterhin einen Umsatz mit Cloudsoftware von bis zu 11,85 Mrd. Euro. Das wäre währungsbereinigt ein Plus von 23 bis 26%. Dabei ist das Tempo bei der Cloudversion der SAP-Kernsoftware S/4Hana besonders wichtig. Hier verspricht sich Klein den größten Hebel, um die Geschäfte nach vorn zu bringen, weil es sich praktisch um den „Umzug“ bestehender Kundenbeziehungen in die Cloud handelt. Im Berichtsquartal sprang der Current Cloud Backlog von S/4Hana währungsbereinigt um fast 80% auf 1,93 Mrd. Euro und signalisiert damit ein anhaltend hohes Erlöswachstum. Die Einnahmen im Startquartal lagen allerdings erst bei 404 Mill. Euro (+71% währungsbereinigt).

Klein spricht von einem „Rekordwachstum für unser wichtigstes ERP-Angebot“. Der Manager hält sich bisher im Gegensatz zu seinem stets groß denkenden Vorgänger Bill McDermott mit großen Zukäufen, die den Umsatz anschieben sollen, zurück. Bilanziell ist SAP aber für nahezu jede Gelegenheit gerüstet. Die Liquidität liegt bei 11,3 Mrd. Euro, die Nettoverschuldung beläuft sich auf 888 Mill. Euro, die Eigenkapitalquote steht bei 56%.

Wertberichtigt Seite 6

SAP
Konzernzahlen nach IFRS
1. Quartal
in Mill. Euro20222021
Umsatz70776348
 Cloud- und Software60605428
Betriebsergebnis1053960
Operative Marge (%)15,514,9
Konzernergebnis6321070
Ergebnis je Aktie (Euro)0,630,88
Operativer Cashflow24823085
Finanzschulden1217114230
Liquide Mittel1128311573
Current Cloud Backlog97317628
Börsen-Zeitung