Kapital wird umgelenkt

RWE elektrisiert mit Aktienrückkauf

Mit der Ankündigung, für 1,5 Mrd. Euro eigene Aktien zurückzukaufen, hat RWE an der Börse ein Kursfeuerwerk gezündet. Im Gegenzug werden die Investitionen zeitlich gestreckt.

RWE elektrisiert mit Aktienrückkauf

RWE elektrisiert mit Aktienrückkauf

Im Gegenzug weniger Investitionen – Nach US-Wahl: Risiken im Offshore-Geschäft – Prognose leicht verbessert – Nettoverschuldung verdoppelt

ab Köln

Mit der Ankündigung, für 1,5 Mrd. Euro eigene Aktien zurückzukaufen, hat RWE an der Börse ein Kursfeuerwerk gezündet. Im Gegenzug werden die Investitionen zeitlich gestreckt. Grund dafür sind auch regulatorische Verzögerungen. Zugleich heben die Essener die Prognose für den laufenden Turnus leicht an.

RWE hat ein 1,5 Mrd. Euro schweres Aktienrückkaufprogramm angekündigt. Noch im laufenden Quartal soll damit begonnen werden. Spätestens in 18 Monaten soll der Rückkauf beendet sein. Zur Begründung wird auf die Optimierung der Kapitalallokation verwiesen. Die im Gefolge des Regierungswechsels in Washington erwarteten Verzögerungen im US-Offshore-Windmarkt sowie ein langsamerer Wasserstoffhochlauf in Europa veränderten das Rendite-Risiko-Profil dieser Investitionen. Daher werde das dafür vorgesehene Kapital anderweitig eingesetzt, heißt es.

An der Börse kam die Nachricht äußerst gut an: Der Dax-Wert legte am Mittwoch in der Spitze um fast 9% zu. Die Marktkapitalisierung schnellte auf gut 24 Mrd. Euro in die Höhe. Seit Jahresbeginn hat RWE allerdings immer noch mehr als Fünftel an Wert eingebüßt.

Breite Unterstützung für IRA

Als Absage an den eingeschlagenen Wachstumskurs will RWE das Rückkaufprogramm jedoch nicht verstanden wissen. Auch künftig werde RWE Milliarden in den Ausbau des grünen Portfolios stecken. Allerdings wird sich der Investitionspfad zeitlich nach hinten schieben. In den Jahren 2025 und 2026 werde RWE im Schnitt nur 7 Mrd. Euro investieren, bisher hatten die Essener bis 2030 durchschnittlich 8 Mrd. Euro jährlich im Investitionsplan stehen. Bis 2030 werde jetzt wahrscheinlich weiger investiert als die bislang veranschlagten 55 Mrd. Euro, sagte Finanzchef Michael Müller vor der Presse. Das Investitionsbudget bestätigte er jedoch im Grundsatz.

Wenngleich RWE nach den US-Wahlen mit Verzögerungen bei der Genehmigung von Offshore-Projekten in den USA rechnet, geht Müller nicht von gravierenden Behinderungen beim Ausbau der erneuerbaren Energien in den Vereinigten Staaten aus. Spekulationen, dass der kommende US-Präsident wie angekündigt die Steuererleichterungen im Inflation Reduction Act (IRA) für grüne Technologien streicht, erwartet Müller nicht. Die Nachfrage nach grünem Strom sei groß und wachse. Außerdem gebe es in den USA eine breite Unterstützung für den IRA.

Operativer Cashflow reicht nicht

Im bisherigen Jahresverlauf hat RWE 6,9 Mrd. Euro in grüne Technologien gesteckt. Die Mittel flossen vor allem in Offshore-Windprojekte in der Nordsee sowie in den Bau neuer Solar- und Onshore Windparks dies- und jenseits des Atlantiks. Im Bau befinden sich derzeit 11,2 Gigawatt (GW), in Betrieb sind 36,2 GW an grüner Erzeugungskapazität.

Zur Finanzierung reichte der operative Cashflow, der sich in den ersten neun Monaten auf 1,7 Mrd. Euro belief, jedoch nicht aus. Stattdessen flossen 5,6 Mrd. Euro ab, so dass sich die Nettoverschuldung auf 12,1 (i.V. 6,2) beinahe verdoppelte. Damit bewegt sich RWE aber weiterhin unter der selbst gesteckten Verschuldungsobergrenze. Nimmt man die leicht erhöhte Prognose zum Maßstab, machen die Nettoschulden aktuell das 2,2-fache des bereinigten operativen Ergebnisses vor Abschreibungen (Ebitda) aus.

Verschuldungsspielraum

Oberste Maxime sei, das solide Investment Grade-Rating zu halten, sagte Müller auf die Frage nach der Finanzierung des Aktienrückkaufs. Es gehe um einen effizienten Mix aus Eigen- und Fremdkapital. Noch habe RWE auf der Fremdkapitalseite Spielraum, auch wenn ein Sicherheitspuffer behalten werde.

Nachdem die ersten neun Monate nicht zuletzt dank guter Windverhältnisse aus Sicht von Müller sehr zufriedenstellend verlaufen sind, wird die Prognose für 2024 leicht erhöht. Im bereinigten Ebitda wird nun wieder der mittlere Bereich der von 5,2 bis 5,8 Mrd. Euro reichenden Zielspanne angepeilt. Vergleichbares gilt für die Guidance für das bereinigte Nettoergebnis, das zwischen 1,9 und 2,4 Mrd. Euro liegen soll. Gemäß Investorenpräsentation liegt das aber einzig an verbesserten Aussichten im Handelsgeschäft. Hier wird neuerdings das obere Ende der von 100 bis 500 Mill. Euro reichenden Spanne anvisiert.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.