SAF-Holland bietet abermals für Haldex
jh München
Sechs Jahre nach dem gescheiterten Versuch für eine Übernahme von Haldex wagt der fränkische Nutzfahrzeugzulieferer SAF-Holland einen neuen Anlauf. Das Unternehmen mit Sitz in Bessenbach bei Aschaffenburg bietet für den schwedischen Hersteller von Bremssystemen und Federungen für schwere Lkw, Busse und Anhänger umgerechnet rund 306 Mill. Euro. Der Preis je Aktie von 66 skr übertrifft den Schlusskurs vom Dienstag um 46,5% und den Durchschnittskurs der vergangenen drei Monate um fast zwei Drittel. Am Mittwoch legte der Wert der Aktie an der Nasdaq Stockholm um 44,7% auf 65,20 skr zu. Der Aktienkurs des SDax-Titels SAF-Holland gab um 5,6% auf 7,63 Euro nach.
„Mit ihren sich stark ergänzenden Geschäftsaktivitäten können SAF-Holland und Haldex zu einem globalen Champion für fahrwerksbezogene Nutzfahrzeugsysteme werden“, sagte Alexander Geis, der Vorstandsvorsitzende von SAF-Holland. Zusammen könnten sie Kunden einen großen Teil von Kernkomponenten aus einer Hand anbieten. Zur Produktpalette von SAF-Holland gehören Achs- und Federungssysteme für Trailer (Anhänger und Auflieger) sowie Sattelkupplungen.
Kooperation seit 15 Jahren
Mit der Übernahme von Haldex könnte SAF-Holland die Abhängigkeit vom Geschäft in Europa – dessen Umsatzanteil machte zuletzt 59% aus – verringern und den Anteil des margenstarken Servicegeschäfts erhöhen. Geis beziffert die Synergien eines Zusammenschlusses auf dauerhaft mehr als 10 Mill. Euro im Jahr. Er erinnerte daran, dass beide Unternehmen seit mehr als 15 Jahren gemeinsam an Forschungsprojekten und Produkten arbeiten.
Das Angebot von 66 skr je Aktie liegt deutlich unter den Offerten im Jahr 2016, als sich SAF-Holland, ZF Friedrichshafen und Knorr-Bremse einen Bieterwettbewerb um Haldex geliefert hatten. Damals hatte im Juli SAF-Holland mit 94,42 skr den Anfang gemacht. ZF bot mehr und wurde zweimal von Knorr-Bremse übertrumpft, zuletzt mit einem Preis von 125 skr. ZF scheiterte schließlich im Oktober, da dem Unternehmen am Bodensee nicht einmal 10% der Aktien angedient wurden. Im November verkaufte es seinen Anteil an Knorr-Bremse. Im September 2017 zog Knorr-Bremse ihr Übernahmeangebot zurück, nachdem der Verwaltungsrat von Haldex seine Unterstützung zurückgenommen hatte, die Zustimmung der Kartellbehörden gefehlt und die schwedische Börsenaufsicht eine Verlängerung der Angebotsfrist abgelehnt hatte.
Nun scheinen die Voraussetzungen für einen Erfolg von SAF-Holland günstiger zu sein. Der Verwaltungsrat (Board of Directors) von Haldex empfiehlt den Aktionären, das Angebot anzunehmen. Der Vorschlag basiert auf der Stellungnahme (Fairness Opinion) des schwedischen M&A-Beraters Lenner & Partners. Angesichts der Konsolidierung in der Branche besteht aus Sicht des Verwaltungsrats das Risiko, dass Haldex zu klein sein könnte, um die Wachstumschancen auszuschöpfen. Das Unternehmen hat sich für seine im vergangenen Jahr überarbeitete Strategie vorgenommen, schneller zu wachsen als der Markt.
SAF-Holland stellt für das Übernahmeangebot die Bedingung, mehr als 90% der Aktien zu erhalten. Ein anschließendes Delisting von Haldex sei beabsichtigt, heißt es. Vorstandschef Geis berichtete, SAF-Holland habe bereits 14,1% erworben, davon den Anteil von 9,2% von Knorr-Bremse. Knorr-Bremse teilte mit, die Haldex-Aktien „mit einem attraktiven Premiumaufschlag veräußert“ zu haben – für rund 28 Mill. Euro. Zudem haben sich vier skandinavische Aktionäre mit zusammen 22,5% der Aktien unwiderruflich verpflichtet, das Angebot anzunehmen: der Finanzinvestor Athanase, der staatliche Pensionsfonds Fjärde AP-fonden, die Versicherung Afa Försäkring und der dänische Vermögensverwalter Nordea.
Finanzierung steht
SAF-Holland will die Übernahme von Haldex mit eigenen Mitteln und Kreditlinien finanzieren. Geplant ist, später Eigenkapital aufzunehmen, um die Schulden abzubauen. Als eine Option wird eine Kapitalerhöhung genannt unter Ausschluss des Bezugsrechts im Rahmen der bisherigen Ermächtigungen.
Die Annahmefrist für das Angebot soll etwa am 4. Juli beginnen und am 16. August enden. Beraten wird SAF-Holland von J.P. Morgan und für Rechtsfragen von Noerr und Vinge.
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