Salzgitter verschreckt Anleger mit zweiter Gewinnwarnung
Salzgitter verschreckt Anleger mit zweiter Gewinnwarnung
Konjunkturflaute und Energiekosten belasten Stahlkocher
ste Hamburg
Mit der zweiten Gewinnwarnung innerhalb von drei Monaten hat Deutschlands zweitgrößter Stahlhersteller Salzgitter Anleger verschreckt. Die Aktie des SDax-Unternehmens, seit Ende vorigen Jahres bereits rund 42% im Minus, fiel am Dienstag in der Spitze um 5,5% auf 15,32 Euro und damit auf den tiefsten Stand seit November 2020.
Wie der Stahlkonzern bekannt gab, wird der Umsatz im laufenden Jahr inzwischen bei 10 (i.V. 10.8) Mrd. Euro erwartet. Am 7. Mai hatte Salzgitter das Jahresziel von 10,5 bis 11 Mrd. Euro auf 10,5 Mrd. Euro korrigiert. Das operative Ergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) soll nun zwischen 400 und 500 (677) Mill. anstatt zwischen 550 und 625 Mill. Euro landen. Ursprünglich waren 700 bis 750 Mill. Euro angekündigt worden. Statt eines Vorsteuergewinns von zuletzt noch avisierten 100 bis 175 (238) Mill. Euro stellt Salzgitter nur noch ein ausgeglichenes Vorsteuerergebnis in Aussicht.
Trendumkehr ungewiss
Die Erholung der deutschen Wirtschaft lasse auf sich warten, erklärte der Konzern. Lange geplante Infrastrukturprojekte verzögerten sich. Salzgitter verwies zudem auf anhaltend hohe Energiekosten für die Beschaffung und Netznutzung sowie verhältnismäßig hohe Importe. Eine Trendumkehr nach dem Sommer sei derzeit ungewiss.
Beim Analysehaus Jefferies hieß es, nach den vom Stahlkonzern am 19. Juli veröffentlichten vorläufigen Eckzahlen des ersten Halbjahrs 2024 sei die Prognosekorrektur bereits erwartet worden. Dass nun das Vorsteuerergebnis gerade noch die Gewinnschwelle erreichen dürfte, sei aber schlimmer als befürchtet. Salzgitter hatte zuletzt über einen Umsatz von 5,2 (4,8) Mrd. Euro, ein Ebitda von rund 234 (429) Mill. Euro sowie einen Vorsteuergewinn von 11,5 (211) Mill. Euro berichtet. Die nach der Equity-Methode berücksichtigte knapp 30-prozentige Beteiligung am Kupferproduzenten Aurubis sei mit 70,6 (-2,4) Mill. Euro in dem Ergebnis enthalten.
Verlorenes Jahr
Die Baader Bank sprach nach der zweiten Gewinnwarnung von einem verlorenen Jahr für die deutsche Stahlindustrie. Erst Ende voriger Woche hatte Thyssenkrupp die eigene Prognose erneut zusammengestrichen. Entgegen der Erwartungen zu Beginn des Jahres begrenze das schwache wirtschaftliche Umfeld die Nachfrage nach den wichtigsten Stahlprodukten und halte die Preise auf einem niedrigen Niveau, so die Bank.