SAP-Aktie fällt trotz starkem Schlussquartal
scd Frankfurt
Der Softwarekonzern SAP hat der positiven Stimmung seiner Anleger mit der Vorlage des vollen Zahlenwerks für das Jahr 2021 einen kräftigen Dämpfer verpasst. Zwar zeigen die finalen Zahlen wie die vorläufigen Eckdaten eine kräftige Wachstumsbeschleunigung in der Cloud – speziell beim Kernprodukt S/4Hana – sowie auch im gesamten Konzern. Allerdings deutet der Ausblick an, dass SAP beim Blick nach vorne weiter vorsichtig bleibt. So wird zwar weiter eine Wachstumsbeschleunigung in der Cloud prognostiziert. Zugleich stimmte SAP-Finanzvorstand Luka Mucic die Aktionäre kurzfristig für 2022 aber auf ein niedrigeres Betriebsergebnis und einen erneut rückläufigen freien Cash-flow ein.
Mehr Cloud-Wachstum
Die Clouderlöse sollen demnach währungsbereinigt um 23 bis 26% anziehen und damit im Gesamtjahr mit 11,55 bis 11,85 Mrd. Euro erstmals einen zweistelligen Milliardenbetrag erreichen. Das ist eine deutliche Wachstumsbeschleunigung zum abgelaufenen Turnus, in dem der Cloud-Umsatz um währungsbereinigt 19% angezogen hatte. Im vierten Quartal hatte die Wachstumsrate mit 24% allerdings bereits innerhalb der Spanne gelegen. Insgesamt rechnet SAP bei den Cloud- und Softwareerlösen allerdings nur mit einer Steigerung auf dem Niveau des abgelaufenen Jahres, als diese um 5% anzogen. Für 2022 wird eine Spanne von 4 bis 6% angegeben.
Ergebnisseitig wird mit einem gleichbleibenden bis leicht sinkenden (−5%) bereinigten Betriebsgewinn gerechnet. Das soll zu einem freien Cash-flow von mindestens 4,5 Mrd. Euro führen. Exakt dieselben Zielspannen hatte SAP auch schon für 2021 angegeben, letztlich aber beide Zielspannen übertreffen können.
Die Investoren reagierten auf den zurückhaltenden Ausblick für Ergebnis und Mittelzufluss, indem sie die Aktie auf Talfahrt schickten. Die SAP-Anteile büßten am Donnerstag knapp 6% auf 110,84 Euro ein. Das war der höchste Tagesverlust in den vergangenen 15 Monaten. Dabei winkt den Aktionären eine ordentliche Dividendenrendite. Schon eine stabile Ausschüttung auf dem Vorjahresniveau von 1,85 Euro je Aktie entspräche zum aktuellen Kurs einer Rendite von 1,67%. Und Finanzvorstand Luka Mucic stellt bereits eine erneute Steigerung der Ausschüttung in Aussicht. „Wir werden einen attraktiven Vorschlag unterbreiten“, versprach er in der Bilanz-Pressekonferenz. Über die Höhe werde der Aufsichtsrat Mitte Februar entscheiden.
Eine Sonderausschüttung etwa aus Gewinnen durch den Verkauf von Anteilen an der börsennotierten Tochter Qualtrics wird es indes nicht geben. SAP halte aktuell 74% an dem Unternehmen aus Utah, und die Abgabe von Aktien sei derzeit nicht geplant, sagte Mucic.
Stattdessen teilte SAP mit, die Mehrheit an dem 2009 gegründeten US-Fintech Taulia zu übernehmen. Die Gesellschaft hat sich auf Supply-Chain-Finanzierungslösungen spezialisiert und über die vergangenen Jahre ein Netzwerk mit Zulieferern, Großkonzernen und Banking-Partnern aufgebaut. Angesichts der Lieferketten-Herausforderungen habe das Geschäft im vergangenen Jahr einen Schub erhalten, sagte Finanzvorstand Mucic, der Vorsitzender des Verwaltungsrats von Taulia wird. Das Fintech soll als eigenständiges Unternehmen innerhalb der SAP Gruppe geführt werden; Cédric Bru soll CEO bleiben. „Taulia stärkt unser Portfolio und schafft einen Mehrwert, der für jedes Unternehmen wichtig ist: finanzielle Flexibilität und Stabilität. Damit trägt Taulia dazu bei, Lieferketten widerstandsfähiger zu machen“, erklärte Mucic.
SAP | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
in Mill. Euro | 2021 | 2020 |
Umsatz | 27 842 | 27 338 |
Clouderlöse | 9 418 | 8 080 |
Lizenzerlöse | 3 248 | 3 642 |
Betriebsergebnis | 4 659 | 6 623 |
Nachsteuergewinn | 5 383 | 5 283 |
Erg. je Aktie (Euro) | 4,46 | 4,35 |
Freier Cash-flow | 5 009 | 6 000 |
Konzernliquidität | 11 530 | 6 781 |
Nettoschulden | 1 563 | 6 503 |
Marktwert 27.1.2021131 300 | ||
Börsen-Zeitung |