Software-Innovationen

SAP-Anwender wehren sich gegen „Cloud only“

SAP will große Innovationen künftig nur noch Cloud-Kunden zugänglich machen. Das sorgt unter Anwendern für Kritik. CEO Christian Klein verteidigt die Entscheidung – und auch die künftige Preisgestaltung wird klarer.

SAP-Anwender wehren sich gegen „Cloud only“

SAP-Anwender gegen „Cloud only“-Ansatz

DSAG: KI-Innovationen sollen allen Kunden zugänglich sein – Klarheit zu Aufpreisen

sar Frankfurt

Der Softwarekonzern SAP setzt voll auf die Cloud: Im Juli haben die Walldorfer angekündigt, dass maßgebliche Neuerungen – etwa durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) – künftig Nutzern in der Cloud vorbehalten sein werden. Das erzeugt im Nutzerkreis Widerspruch. Die Ankündigung sei „wenig hilfreich“, heißt es bei der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG).

Sie bedeutet zwar nicht, dass On-Premises-Lösungen grundsätzlich nicht mehr weiterentwickelt werden. Jedoch blieben ihnen große Innovationsschritte wie KI oder die Lösung Green Ledger für das ESG-Reporting verwehrt, bemängelt die DSAG. „Eine Cloud-first-Strategie können wir nachvollziehen, eine Cloud-only-Strategie ist für uns aber keine Option“, sagte Jens Hungershausen, Vorstandsvorsitzender der DSAG, auf einer Pressekonferenz anlässlich der DSAG-Jahrestagung in Bremen. Unternehmen sollten selbst entscheiden können, auf welchem Wege sie Innovationen nutzen wollen.

Das Produkterlebnis ist in der Cloud deutlich besser.

SAP-CEO Christian Klein

SAP-CEO Christian Klein verwies dagegen auf die Vorzüge in der Cloud. So könne man die Algorithmen, die hinter einer künstlichen Intelligenz stecken, in der Cloud viel besser trainieren. Hierzu greift SAP auf die anonymisierten Daten von Tausenden Kunden zurück, die ihr Einverständnis dazu gegeben haben, dass die KI damit üben darf. Durch diese Weiterentwicklung würden auch die Ergebnisse sowie das Kundenerlebnis besser, argumentiert Klein. „Das Produkterlebnis ist in der Cloud deutlich besser und bringt in dieser Form auch mehr Nutzen für die Anwender.“ Zugleich investiere SAP auch weiter in Angebote wie die Private Cloud und in hybride Lösungen, um Kunden an Cloud-Standards heranzuführen.

Premium-Angebot geplant

Thomas Saueressig, der als SAP-Vorstand für Product Engineering die Anwendungsentwicklung verantwortet, sieht die Cloud auch bei Veränderungen im Vorteil: „Die Entwicklung bei KI ist phänomenal schnell, es gibt Tag für Tag Neuerungen“, sagte er. Diese könne man in der Cloud schnell weitergeben, während bei On-Premises-Lösungen neue Releases und manuelle Updates erforderlich seien.

Die Preisgestaltung des neuen Angebots hat SAP unterdessen präzisiert: Nachdem im Juli ein Aufpreis von 30% für die KI-Angebote kursierte, stellte Saueressig klar, dass es sich dabei nicht um eine pauschale Preiserhöhung handle. Vielmehr soll es künftig ein Basis-Angebot sowie ein teureres Premium-Angebot geben. Im Premium-Angebot sollen dann verschiedene weiterführende KI-Angebote enthalten sein.

So klappt die Zusammenarbeit mit SAP

Über ihre Zusammenarbeit mit SAP zeigten sich in einer Erhebung zuletzt 53% der befragten Unternehmen im deutschsprachigen Raum „sehr zufrieden“ oder „zufrieden“. Das hat eine Umfrage der DSAG und der Americas‘ SAP Users‘ Group (ASUG) unter 480 Teilnehmern ergeben, darunter 262 Anwenderunternehmen sowie Partner und SAP-Vertreter. Als „unzufrieden“ und „sehr unzufrieden“ stuften sich 17% ein, die übrigen sind indifferent.

Hungershausen verweist jedoch darauf, dass die Erhebung der Daten vor der Ankündigung zu Innovationen in der Cloud stattgefunden habe. „Stand heute wäre hier sicher ein anderes Ergebnis zu verzeichnen“, meint er. Von der anderen Seite betrachtet, sind 87% der SAP-Beschäftigten mit der Zusammenarbeit mit ihren Kunden „sehr zufrieden“ und „zufrieden“. Nur 6% sind unzufrieden, die übrigen indifferent.

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