SAP findet neue Wachstumsdynamik
scd Frankfurt – Knapp ein Jahr nachdem der SAP-Vorstand um CEO Christian Klein und Finanzvorstand Luka Mucic die Anleger mit einer stärker auf die Cloud fokussierten Strategie geschockt hat, zeigt die Neuausrichtung erste messbare Erfolge. Im dritten Quartal steigerte SAP den Current Cloud Backlog, der die erwarteten, vertraglich vereinbarten Cloud-Erlöse in den kommenden zwölf Monaten repräsentiert, währungsbereinigt um 22% auf 8,17 Mrd. Euro. Der Cloud-Umsatz im Quartal kletterte nach vorläufigen Zahlen um 20% auf 2,39 Mrd. Euro. Das ist der kräftigste Zuwachs für SAP seit dem ersten Quartal 2020 (siehe Grafik).
Wachstumsstärker als Oracle
Die Softwarelizenzen schrumpften derweil zwar um 8% auf 0,66 Mrd. Euro. Auch damit übertraf SAP allerdings die durchschnittliche Analystenerwartung und schnitt ebenfalls besser ab als in fast allen Quartalen der vergangenen beiden Jahre. Insgesamt zogen die Cloud- und Softwareerlöse in den Monaten Juli bis September währungsbereinigt um 6% auf 5,91 Mrd. Euro an. Die Konzernerlöse, die zuletzt eine leicht rückläufige Tendenz aufgewiesen hatten, kletterten um 5% auf 6,84 Mrd. Euro. Das war ein deutlich kräftigeres Plus, als der US-Erzrivale Oracle im Ende August abgelaufenen Quartal erzielt hatte. Zudem hatte sich die Wachstumsdynamik in der Cloud bei den Kaliforniern zuletzt abgeschwächt, während sie bei SAP eine ansteigende Tendenz zeigt. Dass der Umsatz nicht noch kräftiger zulegte, lag unter anderem am rückläufigen Service-Umsatz. Dieser Umsatzrückgang sei aber in erster Linie auf die im November 2020 abgeschlossene Veräußerung der Kommunikationseinheit SAP Digital Interconnect zurückzuführen, teilte der Dax-Konzern mit.
Insbesondere das Kernprodukt S/4 Hana, dem CEO Klein mit dem Kundenprogramm „Rise with SAP“ einen neuen Schub verleihen wollte, nimmt inzwischen rasant Fahrt auf. Im ersten Quartal war der Current Cloud Backlog (CCB) für die Software zur Ressourcenplanung von Unternehmen (ERP) noch um 43% gewachsen, im zweiten Quartal waren es bereits 48% und im dritten Quartal nun schon 60%.
Hohe Nachfrage für „Rise“
Das Angebot „Rise with SAP“, mit dem Kunden jeder Größe – einschließlich einer wachsenden Zahl großer Kunden – ihre Transformation steuern, erfreue sich weiterhin einer hohen Nachfrage, teilte der Konzern mit. Da Kunden vermehrt dieses ganzheitliche Subskriptionsangebot wählten, gingen die Softwarelizenzerlöse allerdings wie erwartet zurück, während sich das Wachstum der Cloud-Erlöse beschleunige. So legte der Umsatz mit S/4 Hana in der Cloud um 46% auf 0,28 Mrd. Euro zu. das war ein deutlich kräftigeres Plus als in den vorangegangenen Quartalen. Nach 9 Monaten beträgt das Umsatzplus hier 42% auf 0,76 Mrd. Euro.
„Unsere Strategie geht eindeutig auf“, stellte der CEO in einer Mitteilung des Konzerns zufrieden fest. „Wir erleben eine Rekordnachfrage nach unseren Anwendungen und unserer Plattform.“ Finanzvorstand Luka Mucic sprach von einem über alle zentralen Finanzkennzahlen hinweg „ausgezeichneten Quartal“. Das Cloud-Geschäft wachse immer schneller und habe letztlich zum verbesserten Ausblick für das Gesamtjahr geführt.
Für dieses rechnet SAP nun mit Cloud-Erlösen in der Spanne von 9,4 Mrd. bis 9,6 Mrd. Euro nach zuvor 9,3 Mrd. bis 9,5 Mrd. Euro. Für die Cloud- und Softwareerlöse wurde die Zielspanne um 200 Mill. auf 23,8 Mrd. bis 24,2 Mrd. Euro angehoben. Das Betriebsergebnis soll dabei währungsbereinigt 8,1 bis 8,3 Mrd. Euro erreichen. Bislang waren 7,95 Mrd. bis 8,25 Mrd. Euro in Aussicht gestellt worden.
Sapphire Ventures brilliert
Wie schon in vorangegangenen Quartalen fiel bei SAP der Nachsteuergewinn höher als der Betriebsgewinn aus. Wesentlichen Anteil daran hatte offenbar erneut die Risikokapitaltochter Sapphire Ventures, die sich schon in den vorangegangenen Quartalen als Ergebnistreiber erwiesen hat. Detaillierte Zahlen dazu wird SAP allerdings wohl erst mit dem finalen Quartalsbericht am 21. Juli vorlegen.
Die Investoren reagierten am Mittwoch positiv auf die vorab veröffentlichten Eckdaten zum Quartal und den angehobenen Ausblick. Mit einem Kursgewinn von 3,9% auf 121,50 Euro waren die Walldorfer nach Sartorius der zweitstärkste Wert im Leitindex Dax. Die Marktkapitalisierung kletterte auf 143,3 Mrd. Euro, liegt aber damit noch immer unterhalb des Niveaus von vor einem Jahr – kurz vor Bekanntgabe der neuen Cloud-Strategie.
Nord/LB-Analyst Wolfgang Donie, der dem Softwarekonzern eher kritisch gegenübersteht, rät bei der SAP zwar weiterhin nur zum „Halten“ der Aktie. Allerdings hob er das Kursziel angesichts des „überzeugenden“ Quartals von 122 auf 126 Euro. Die Analysten von Jefferies und Goldman Sachs, die beide zum Kauf der Aktie raten, ließen ihre Kursziele mit 142 bzw. 145 Euro aber unverändert.
SAP | ||
Konzernzahlen* | ||
9 Monate | ||
in Mrd. Euro | 2021 | 2020 |
Current Cloud Backlog | 8,17 | 6,60 |
SAP S/4 Hana | 1,28 | 0,80 |
Umsatz | 19,86 | 19,80 |
Clouderlöse | 6,81 | 6,04 |
Softwareerlöse | 10,28 | 10,61 |
Betriebsergebnis | 5,76 | 5,52 |
Operative Marge (%) | 29,0 | 27,9 |
Nachsteuergewinn | 6,06 | 4,51 |
Ergebnis je Aktie (Euro) | 4,88 | 3,71 |
Börsenwert (13.10.) | 143 300 | |
*) Non-IFRSBörsen-Zeitung |