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SAP-Quartalszahlen kommen am Markt gut an

Der Softwarekonzern SAP hat positive Reaktionen auf seine Quartalszahlen geerntet. Für neue Erlösquellen sollen Anwendungen mit künstlicher Intelligenz sorgen. Erste Angebotspakete hat SAP schon gestrickt.

SAP-Quartalszahlen kommen am Markt gut an

SAP-Quartalszahlen kommen am Markt gut an

Wachstum der Cloud-Erlöse bleibt unter den Erwartungen – Positive Überraschung beim Betriebsergebnis

Der Softwarekonzern SAP hat am Markt positive Reaktionen auf seine Quartalszahlen geerntet, auch wenn das Wachstum der Cloud-Erlöse leicht unter den Erwartungen geblieben ist. Für neue Erlösquellen sollen Anwendungen mit künstlicher Intelligenz sorgen. Erste Angebotspakete hat SAP schon gestrickt.

sar Frankfurt

Mit einem ordentlichen Schub hat die SAP-Aktie am Donnerstag auf die Zahlen zum dritten Quartal reagiert, die der Walldorfer Softwarekonzern am Mittwochabend nach Handelsschluss an den US-Börsen vorgelegt hatte. Nach einem deutlichen Plus zum Handelsstart pendelte sich die Aktie im Tagesverlauf bei Werten um 127 Euro ein, zeitweise gut 5% höher als am Vortag. Seit Jahresbeginn ist der Preis der SAP-Aktie um 30% gestiegen.

Keine große Euphorie

Analysten nahmen die Zahlen wohlwollend, aber ohne große Euphorie auf; mehrfach fiel die Einschätzung, das Quartal sei „robust“. Der Umsatz der fortgeführten Geschäftsbereiche – ohne die inzwischen verkaufte US-Firma Qualtrics – legte im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 4% (währungsbereinigt 9%) auf gut 7,74 Mrd. Euro zu. Der Anteil besser planbarer Umsatzerlöse kletterte um 2 Prozentpunkte auf 82%.

Von den Erlösen entfielen 3,42 Mrd. Euro auf das Zukunftsgeschäft mit der Cloud, ein Plus von 16% (währungsbereinigt 23%). Zwar hat SAP damit die Schätzungen von Analysten, die im Schnitt von gut 3,52 Mrd. Euro ausgegangen waren, nicht ganz erreicht. Die französische Großbank Société Générale sieht jedoch eine Verbesserung gegenüber dem Vorquartal. Damals hatte ein Rücksetzer im Cloud-Geschäft die Aktie zeitweise unter die 120-Euro-Marke gedrückt. CEO Christian Klein und CFO Dominik Asam betonten bei der Vorstellung der Ergebnisse vor Journalisten mehrfach das schwierige makroökonomische Umfeld. Vor diesem Hintergrund sei man mit der Entwicklung zufrieden.

Die Société Générale bezeichnete den Auftragsbestand als ermutigend. Die vertraglich zugesicherten Cloud-Erlöse, die SAP in den nächsten zwölf Monaten auf Basis vorhandener Verträge erwartet (Current Cloud Backlog) sind im Vergleich zum Vorjahr um 19% (währungsbereinigt 25%) auf 12,27 Mrd. Euro gestiegen.

Insbesondere in Amerika hat das Cloud-Geschäft aber offenbar noch Luft nach oben: SAP verzeichnete nach eigenen Angaben im dritten Quartal eine „besonders starke Entwicklung“ der Cloud-Erlöse im Raum Asien-Pazifik-Japan sowie in der Region Europa, Naher Osten, Afrika. Die Entwicklung in der Region Amerika bezeichnet der Konzern dagegen lediglich als „solide“.

KI-Assistent kommt

Weiteres Wachstum verspricht sich CEO Klein von Anwendungen mit künstlicher Intelligenz (KI). Der Vorstandschef hat bereits mehrfach angedeutet, dass er sich für Premium-KI-Lösungen Aufpreise von bis zu 30% vorstellen könne. An ersten Angeboten schraubt der Konzern bereits: Vor wenigen Tagen startete ein „Premium Plus Package“ für Kunden der Cloud-Lösung „Rise with SAP“, das unter anderem mehr Transparenz zu ESG-Daten sowie KI-Anwendungen wie den kürzlich angekündigten virtuellen Assistenten „Joule“ umfassen soll. Dieser soll nach und nach auf weitere Produkte ausgerollt werden und beispielsweise in der Lage sein, Nutzerfragen zu beantworten. Um den virtuellen Assistenten anzulernen, kann SAP auch auf eigene Daten zurückgreifen. Tausende Nutzer hätten bereits zugestimmt, dass ihre Daten in anonymisierter Form für das Training der KI genutzt werden dürften, sagte Klein.

Beim Free Cashflow legte SAP im Vergleich zum Vorjahresquartal um zwei Drittel zu auf 865 Mill. Euro. Als Gründe nannten die Walldorfer Verbesserungen im Working Capital und gesunkene Leasing-Zahlungen, aber auch geringere Investitionsausgaben. Auf Neunmonatsbasis betrug das Plus des Free Cashflow 29% auf 3,42 Mrd. Euro. Für positive Nachrichten sorgte die Ergebnisentwicklung der Walldorfer: Beim Betriebsergebnis hat SAP im dritten Quartal zweistellige Zuwächse verzeichnet – ein Ziel, das Finanzvorstand Dominik Asam auch für das Gesamtjahr 2023 ausgerufen hat.

Kostendisziplin verordnet

Im dritten Quartal stieg das um Sondereffekte bereinigte Betriebsergebnis (Non-IFRS) um 10% auf 2,28 Mrd. Euro. Analysten hatten durchschnittlich mit 2,19 Mrd. Euro gerechnet. Das Betriebsergebnis nach IFRS legte im Vergleich zum Vorjahresquartal um 11% auf 1,72 Mrd. Euro zu. Auf Neunmonatsbasis lag das IFRS-Betriebsergebnis um 5% unter dem Vorjahr. Die US-Bank Citigroup bewertete die operative Ergebnisentwicklung als überraschend gut. Gestützt wurde die Entwicklung laut SAP durch ein stabiles On-Premise-Geschäft – also das Geschäft mit Kunden, die den Weg in die Cloud noch nicht gegangen sind – sowie durch „kontinuierliche Kostendisziplin“. Die Privatbank Berenberg bezeichnete die Profitabilitätsentwicklung als „deutlich besser als erwartet“.

Weniger positiv fällt das Fazit des Analysehauses Jefferies aus, das anmerkte, die Kennziffern seien „weniger schlimm als befürchtet“ ausgefallen. Im vierten Quartal müsse sich das Geschäft mit Blick auf die Ziele noch beschleunigen.

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