SAP steigt nach Zahlen auf Rekordkurs
Starkes Schlussquartal treibt SAP-Aktie
Restrukturierungsprogramm betrifft 8.000 Stellen – Investitionen in künstliche Intelligenz – Anpassungen bei Kennzahlen
sar Frankfurt
Die Walldorfer SAP will sich mit einem Transformationsprogramm noch stärker auf Wachstumsbereiche ausrichten, besonders im Fokus stehen dabei Anwendungen mit künstlicher Intelligenz. Man wolle die Nummer 1 für Business-KI werden, sagte CEO Christian Klein am Mittwochmorgen vor Analysten und Journalisten. KI soll künftig in der Breite Bestandteil der Angebote sein.
Kosten geschätzt 2 Mrd. Euro
Dafür unterzieht das Management den Konzern einem Umbau, von dem rund 8.000 Stellen betroffen sind. Die sozialen Folgen sollen über Freiwilligenprogramme und Umschulungen abgepolstert werden. Die Restrukturierungskosten schätzt der Konzern auf rund 2 Mrd. Euro, der Großteil davon soll im ersten Halbjahr 2024 erfasst werden. Finanzchef Dominik Asam wies allerdings darauf hin, dass die Gespräche mit Arbeitnehmervertretern erst angelaufen seien, Änderungen sind daher nicht ausgeschlossen. Das Jahr 2023 bezeichnete der Finanzchef als „Wendepunkt“. Bedingt durch das Restrukturierungsprogramm sowie Zahlungen für die Beilegung von Compliance-Ermittlungen wird der Free Cashflow 2024 voraussichtlich auf 3,5 Mrd. Euro absinken, nach 5,08 Mrd. Euro im Jahr 2023.
Umgestaltung soll Synergien heben
Weil SAP in Wachstumsbereichen investieren will, soll die Zahl der Beschäftigten Ende 2024 etwa auf dem Niveau des Vorjahres liegen. Zum Ende des Geschäftsjahres 2023 arbeiteten gut 107.600 Personen für SAP. Ziel des Umbaus ist es, die operative Struktur so umzugestalten, dass sich „organisatorische Synergieeffekte“ und Effizienzsteigerungen durch den Einsatz von KI im Konzern ergeben. SAP hat vor wenigen Monaten bereits die Rollen der Arbeitsdirektorin und des COO im Vorstand getrennt, seit Jahresanfang verantwortet Chief Strategy Officer Sebastian Steinhäuser die COO-Aufgaben. Auch das Cloud-Geschäft wird von April an stärker im Vorstand repräsentiert.
Die in der Nacht zu Mittwoch veröffentlichten Zahlen zum vierten Quartal kamen am Markt gut an, im frühen Handel am Mittwoch legte die Aktie um gut 7% zu und übertraf zeitweise die Marke von 160 Euro, was ein neues Allzeithoch markierte. Für das vierte Quartal verbuchte SAP Umsatzerlöse von 8,46 Mrd. Euro, dazu steuerte das Cloud-Geschäft 3,7 Mrd. Euro bei. Die Cloud-Erlöse stiegen damit um 20% im Vergleich zum Vorjahresquartal, während die Umsatzerlöse insgesamt um 5% zulegten. Die Cloud-Erlöse lagen damit knapp über den Softwarelizenz- und -support-Erlösen. Die Zahlen zum vierten Quartal fielen insgesamt etwas besser aus als von Analysten erwartet.
Die Investmentbank Stifel bescheinigt SAP einen starken Jahresschluss 2023. Positiv wertete sie Verbesserungen bei Wachstum und Profitabilität. Auch die britische Barclays Bank kommt zu dem Schluss, dass das vierte Quartal stark ausgefallen sei. Das Restrukturierungsprogramm sei zwar teuer, könne sich aber bei erfolgreicher Umsetzung lohnen. Das Analysehaus Jefferies hob das Wachstum des Auftragsbestands im Cloud-Geschäft positiv hervor.
Neue Grundlagen für KPIs
Für das Gesamtjahr 2023 haben die Cloud-Erlöse auf knapp 13,7 Mrd. Euro zugelegt, ein Plus von 20% (auf Basis konstanter Wechselkurse 23%). Das Betriebsergebnis (Non-IFRS) legte 2023 auf Basis konstanter Wechselkurse um 13% zu und erreichte 8,7 Mrd. Dollar.
Vom kommenden Jahr an wird SAP die Berechnungsgrundlage für einige ihrer Kennzahlen verändern. Dies betrifft insbesondere das Betriebsergebnis, in das künftig die Aufwendungen für aktienbasierte Vergütungen einfließen. Dies soll die Transparenz steigern. Zudem gleicht sich SAP laut CFO Asam damit dem Vorgehen großer Wettbewerber an. Für 2023 hat dies einen Effekt von mehr als 2 Mrd. Euro: Nach der neuen Metrik gerechnet ergibt sich für das abgeschlossene Geschäftsjahr ein Betriebsergebnis von 6,5 Mrd. Euro. Für 2024 ist ein Wert von 7,6 bis 7,9 Mrd. Euro angepeilt, dies wäre ein Plus von 17 bis 21%. Für 2025 lautet das Ziel, einen Wert um die 10 Mrd. Euro zu erreichen.
Ausblick für 2025 aktualisiert
In den nächsten Monaten will SAP ein hohes Wachstumstempo zeigen: Die Cloud-Erlöse sollen 2024 währungsbereinigt auf 17 bis 17,3 Mrd. Euro steigen (+24 bis 27%). Zugleich will der Konzern 2024 und 2025 knapp 1 Mrd. Euro im KI-Bereich investieren. Die Zielsetzungen für das Jahr 2025 hat SAP aktualisiert und die Planzahlen für den Free Cashflow angehoben: Dieser soll bei 8 (zuvor 7,5) Mrd. Euro liegen.
In die neuen Ziele fließen die erwarteten Einsparungen aus dem Transformationsprogramm ein. Allerdings wirkt sich auch die Einbeziehung der Ausgaben für anteilsbasierte Vergütungen auf die Zahlen aus. Bis 2025 erwartet SAP nun ein Cloud-Bruttoergebnis (Non-IFRS) von rund 16,2 Mrd. Euro unter Einbeziehung der Aufwendungen für anteilsbasierte Vergütungen (zuvor rund 16,3 Mrd. Euro ohne Einbeziehung dieser Aufwendungen). Das Betriebsergebnis (Non-IFRS) soll – unter Einbeziehung der Ausgaben für anteilsbasierte Vergütungen von rund 2 Mrd. Euro – bei 10 Mrd. Euro liegen (zuvor 11,5 Mrd. Euro ohne anteilsbasierte Vergütungsaufwendungen). Die Zielsetzungen für 2025 basieren auf einem Wechselkurs von 1,10 US-Dollar
je Euro.
Die Cloud-Erlöse sollen wie bislang angekündigt auf 21,5 Mrd. Euro steigen und die Umsatzerlöse auf 37,5 Mrd. Euro. Der Anteil der besser planbaren Umsätze soll 2025 einen Wert von 86% erreichen, für 2023 lag er bei 81%, 2 Prozentpunkte höher als im Vorjahr.
Konzerne setzen auf Cloud-Transformation
Das Thema Cloud ist insbesondere bei großen Unternehmen weit oben auf der Agenda, zeigt der PwC Cloud Business Survey 2023. Unter den 105 teilnehmenden Unternehmen aus Deutschland setzen 61% bereits in weiten Teilen oder vollständig auf die Cloud. Mehr als 80% planen, in zwei Jahren komplett in der Cloud zu sein. Die Mehrheit der Teilnehmer hat ein Umsatzvolumen von umgerechnet mehr als 500 Mill. Dollar.
Der Softwarekonzern SAP will sich noch stärker auf strategische Wachstumsfelder wie künstliche Intelligenz ausrichten. Das laufende Jahr steht daher ganz im Zeichen eines Umbaus, der etwa 8.000 Stellen betreffen wird. Am Kapitalmarkt erreicht die Aktie nach Vorlage der Zahlen zum vierten Quartal ein neues Hoch.