Schweizer Dufry übernimmt italienische Autogrill
bl Mailand
Die Schweizer Dufry-Gruppe, Betreiber von weltweit 2300 Duty-Free-Läden, übernimmt den italienischen Flughafen- und Autobahn-Caterer Autogrill. Damit entsteht ein global tätiger Konzern mit einem Umsatz von 12 Mrd. Euro und einem Bruttobetriebsergebnis von 1,3 Mrd. Euro (2019) sowie 5500 Geschäften an 1200 Flughäfen, der in 60 Ländern präsent ist.
Gerüchte über den geplanten Zusammenschluss gab es seit längerer Zeit. In den vergangenen Wochen verdichteten sie sich, auch wegen der strategischen Neuausrichtung innerhalb der von der Familie Benetton kontrollierten Holding Edizione. Edizione wird auch der größte Einzelaktionär des neuen Gebildes sein – mit einem Anteil von 20 bis 25%. Die Höhe der Beteiligung hängt davon ab, wie viele der Autogrill-Aktionäre die Dufry-Offerte von 0,158 neuen Dufry-Papieren pro Autogrill-Anteilsschein annehmen. Sie haben alternativ die Möglichkeit, ein Barangebot von 6,33 Euro je Anteilsschein anzunehmen. Der Autogrill-Aktienkurs gab am Montag gegenüber Freitagabend deutlich nach auf etwa 6,32 Euro. Dufry strebt an, den – nach dem für das erste Quartal 2023 geplanten Closing – verbliebenen Autogrill-Minderheitsaktionären, ein Übernahmeangebot mit dem Ziel eines Delistings zu machen.
Edizione nimmt das Aktientauschangebot in vollem Umfang an. Die Holding hält 50,3% der Autogrill-Anteile. Zweitgrößter Anteilseigner der neuen Gruppe würde Advent. Deren Dufry-Beteiligung von 10,7% würde auf 5,5% verwässert. Es ist wahrscheinlich, dass der bisherige Dufry-CEO Xavier Rossinyol auch den neuen Konzern leitet und Präsident Eugenio Andrades Chairman bleibt. Alessandro Benetton könnte Vizepräsident werden. Der bisherige Autogrill-Chef Gianmaria Tondato Da Ruos soll für das amerikanische Geschäft verantwortlich zeichnen, das für etwa 50% der Umsätze steht.
Dufry erzielt derzeit etwa 40% der Erlöse in Amerika, wobei ein Schwerpunkt in Brasilien liegt. Autogrill, Urlaubern vor allem wegen der markanten Autobahnraststätten bekannt, erzielt rund 50% der Erlöse in Nordamerika und 43% in Europa. In den Autobahnraststätten werden „nur“ 30% der Erlöse erwirtschaftet.