Shell prüft Ausstieg aus dem Versorgergeschäft
hat sich offenbar von der Idee verabschiedet, bis 2030 der weltgrößte Stromversorger zu werden. Unter dieser Prämisse hatte der Öl- und Gaskonzern vor vier Jahren First Utility übernommen. Nun teilte Shell Energy Retail mit, ihr Geschäft auf dem Heimatmarkt, in Deutschland und den Niederlanden angesichts „harter Marktbedingungen“ einer „strategischen Überprüfung“ zu unterziehen. In Großbritannien ist das Unternehmen unter den Stromversorgern die Nummer 8, bei Gas die Nummer 7. Die in Coventry ansässige Sparte beliefert 1,4 Millionen Haushalte. Sie hat zudem rund 500 000 Breitbandkunden aus der Übernahme des Breitbandgeschäfts der britischen Post (Post Office). Bislang sei noch keine Entscheidung getroffen worden, wie es weitergehen soll; die Überprüfung könne Monate in Anspruch nehmen, berichtete die BBC.
Seit Anfang 2021 haben mehr als 30 Anbieter den britischen Markt verlassen. In der Regel wurden sie insolvent, weil sie sich nicht ausreichend gegen steigende Energiepreise abgesichert hatten. Im vergangenen Jahr musste Shell der Sparte der „Financial Times“ zufolge 1,2 Mrd. Pfund in bar und Krediten zur Verfügung stellen, damit sie ihre Verbindlichkeiten bedienen konnte.
Shell Energy Retail auf den Prüfstand zu setzen, ist die erste Entscheidung des neuen CEO Wael Sawan, die nach außen dringt. Der Ex-Chef der Öl- und Gasförderung übernahm zu Jahresbeginn das Steuer von Ben van Beurden. Wenn er nächsten Donnerstag erstmals die Geschäftsergebnisse des FTSE-100-Schwergewichts präsentiert, dürfte kein weiterer Rekordgewinn unter dem Strich stehen, denn die Preise für Gas und Öl sind aus Analystensicht so stark gefallen, dass die Ergebnisse deutlich niedriger ausfallen sollten als 2021.