Shell verwöhnt die Anteilseigner
hip London
Der britische Öl- und Gaskonzern Royal Dutch Shell hat das zweite Quartal in Folge die vierteljährliche Ausschüttung an die Aktionäre auf 24 Cent je Anteilschein erhöht. Zudem brachte das FTSE-100-Schwergewicht einen 2 Mrd. Dollar schweren Aktienrückkauf an den Start. Künftig sollen sich die Ausschüttungen an die Aktionäre auf 20% bis 30% des operativen Cash-flows belaufen. Der bereinigte Überschuss stieg im abgelaufenen Quartal auf 5,53 (i.V. 0,64) Mrd. Dollar. Analysten hatten im Schnitt lediglich 5,07 Mrd. Dollar auf der Rechnung.
Energienachfrage steigt
Das Unternehmen profitierte von der Erholung der weltweiten Energienachfrage. Der Preis für ein Barrel (159 l) Rohöl der Marke Brent lag im zweiten Quartal im Schnitt bei 69 Dollar. Im Auftaktquartal wurden lediglich 61 Dollar gezahlt. Sowohl die Opec als auch die Internationale Energieagentur IEA und die U.S. Energy Information Administration gehen davon aus, dass die Nachfrage im weiteren Jahresverlauf noch steigen wird.
„Wir müssen sicherstellen, dass unsere derzeitige Aktionärsbasis mit dem, was wir bei den Ausschüttungen tun, zufrieden ist“, sagte CEO Ben van Beurden dem Fernsehsender CNBC. Man werde an der progressiven Dividendenpolitik festhalten, die eine jährliche Erhöhung von 4% vorsieht. Die Analystin Susannah Streeter von Hargreaves Lansdown wertete das als Belohnung für den „Stoizismus“ der Anleger, die dabeiblieben, während das Unternehmen „eine schmerzhafte grüne Metamorphose vollzog, während es mit dem Preisschock der Pandemie klarkommen musste“. Shell hatte im April vergangenen Jahres erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg die Dividende gekürzt. Nun wurde sie zum dritten Mal seit diesem Schritt erhöht. Die norwegische Equinor und Total hatten bereits Aktienrückkäufe angekündigt.
Van Beurden sagte, man werde zugleich weiter in „die Zukunft der Energie“ investieren. Gegen das weithin beachtete Klimaurteil einer Kammer des Bezirksgerichts in Den Haag, die vom Unternehmen verlangte, die absolute Menge an Treibhausgasemissionen bis 2030 um 45% zu senken, wobei die CO2-Emissionen im Jahr 2019 als Basis dienen, will Shell allerdings in Berufung gehen. Man stimme zwar zu, dass dringend gehandelt werde müsse, und wolle die eigene Umwandlung in Richtung Nullemissionswirtschaft vorantreiben, „doch eine richterliche Entscheidung gegen ein einziges Unternehmen ist nicht effizient“, sagte van Beurden bereits am 20. Juli. Finanzchefin Jessica Uhl legte dar, wie das Gemeinschaftsunternehmen BGC im irakischen Basra eine Million Haushalte mehr versorgen kann, nachdem Gas, das ansonsten abgefackelt würde, eingefangen, weiterverarbeitet und verkauft wird.
Man habe große Fortschritte bei der Rationalisierung des Raffineriegeschäfts gemacht, sagte van Beurden. Die Nettoverschuldung ging auf 65,7 (i.V. 77,8) Mrd. Dollar zurück. Der Free Cash-flow schwoll unterdessen auf 9,7 (0,2) Mrd. Dollar an. Das Unternehmen will im laufenden Jahr zwischen 19 Mrd. und 22 Mrd. Dollar investieren.
Royal Dutch Shell | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
1. Halbjahr | ||
in Mill. Dollar | 2021 | 2020 |
Umsatz | 120 879 | 93 450 |
Exploration | 617 | 1 018 |
Bereinigtes Ergebnis | 8 768 | 3 498 |
Vorsteuerergebnis | 12 367 | – 23 284 |
Nettoergebnis | 9 087 | –18 124 |
Ergebnis je Aktie (Dollar)1,16 | – 2,33 | |
Operativer Cash-flow | 20 910 | 17 415 |
Liquide Mittel | 34 104 | 27 939 |
Nettoverschuldung | 65 735 | 77 843 |
Gearing (%) | 27,7 | 32,7 |
Börsen-Zeitung |