Softbank verblüfft mit Roche-Beteiligung
Von Martin Fritz, Tokio
Die japanische Softbank Group überrascht den Finanzmarkt immer wieder. Diesmal sorgt der Einstieg beim Schweizer Pharmariesen Roche für Aufsehen. Laut einem Bloomberg-Bericht kaufte die Softbank-Handelssparte SB Northstar für 5 Mrd. Dollar Anteile an Roche. Rein rechnerisch entspricht die Summe 1,5% der Marktkapitalisierung. Welcher Teufel hat die Japaner wohl diesmal geritten? Wieso investieren sie in eine etablierte Pharma-Aktie mit hoher Dividende, obwohl sie sonst mit ihren zwei Vision Funds viel Schaum bei Technologie-Start-ups schlagen?
Bloomberg erklärt das Engagement damit, dass die Roche-Tochter Genentech sich bei der Entdeckung und Entwicklung von Medikamenten auf die Analyse großer Datenmengen mit künstlicher Intelligenz stütze. Die Genentech-Forschung werde seit dem Vorjahr von dem Systembiologen Aviv Regev vom Harvard-nahen Broad Institute geleitet. Anders gesagt: Softbank betrachte Roche als eine Tech-Aktie.
Zugleich verweist die Nachrichtenagentur auf frühere Investitionen in junge Biotech-Firmen, um sich einen Reim auf die Sache zu machen – will Softbank also der neue Biotech-Wal sein?
Andere Erklärungen gleichen ebenfalls dem berühmten Stochern im Nebel. Angeblich habe der Kapitalmarkt das Potenzial von Genentech nicht erkannt, der Börsenwert von Roche würde dann um das 2,5-Fache auf 1 Bill. Dollar springen. Doch der Krebsspezialist hat den Roche-Wert seit der vollständigen Übernahme vor zwölf Jahren wohl schon deutlich erhöht. Vielleicht verrät der Blick auf den Architekten des Deals etwas über die Absichten von Softbank. Der Chef von SB Northstar, Akshay Naheta, vertraut als Ex-Trader der Deutschen Bank eher der Finanztechnik als der Fundamentalanalyse. Mit Terminkontrakten auf große Tech-Titel verbrannte er schon 2,7 Mrd. Dollar. Diesmal könnte er versuchen, die komplizierte Beteiligungsstruktur von Roche zu nutzen.
Der Einstieg bei Roche ist entweder über 160 Millionen Inhaberaktien oder 703 Millionen stimmrechtslose Genussscheine möglich. Doch die Gründerfamilien kontrollieren 50% und Novartis 33% der Aktien, so dass nur 17% im Wert von 1 Mrd. sfr frei handelbar sind. Daher dürfte Softbank laut der Bank Vontobel eine Mischung aus Aktien und Genussscheinen gekauft haben. Damit ließe sich womöglich erklären, warum die Inhaberaktien dieses Jahr viel stärker stiegen als die Genussscheine. Allerdings würden solche Arbitrage-Geschäfte bedeuten, dass die Japaner wirklich nur noch kleine Brötchen backen wollen – was wiederum den Finanzmarkt enttäuschen dürfte.